Mit dem Verschieben des Belastungsprofils hat sich das Gesundheitsprofil verändert: Früher wurden Beschäftigte häufiger wegen körperlicher Beschwerden arbeitsunfähig, heute sind es oftmals psychische Beeinträchtigungen, die es einem Mitarbeiter nicht mehr erlauben, seiner Beschäftigung nachzugehen.

Dieser Trend hält schon seit Jahren an und wird von allen Krankenkassen berichtet.[1]

Auf Platz 1 im Ranking der Erkrankungsarten stehen zwar immer noch die Muskel-Skelett-Erkrankungen, gefolgt von Atemwegserkrankungen. Auf Platz 2 bzw. 3 (unterschiedlich bei den Krankenkassen) folgen die Diagnosen psychischer Störungen.

Hinsichtlich der Dauer der Fehlzeiten sind es jedoch die psychischen Erkrankungen, die Spitzenplätze belegen. Bei der Techniker Krankenkasse liegen psychische Störungen 2018 erstmals an der Spitze der Fehlzeiten. Der jährliche Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) führt aus, dass arbeitsbezogene psychische Belastungen weiter zunehmen. Die dadurch ausgelösten Fehlzeiten sind seit 2012 bis 2022 um 48 % gestiegen. Aufgrund psychischer Erkrankungen werden durchschnittlich 29,6 AU-Tage verzeichnet, bei Atemwegserkrankungen sind es 7,1 Tage.

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Auch die Techniker Krankenkasse gibt an, dass "psychische Belastungen auf der Überholspur sind". Bei einer Befragung im Jahr 2022 gaben 38,5 % der befragten Geschäftsführenden, Gesundheitsverantwortlichen und Personalerinnen und Personaler an, "dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz wie Burnout, Überforderung und Depressionen bereits jetzt eine eher große beziehungsweise große Bedeutung in ihren Unternehmen haben. Für die nächsten 3 Jahre sagen sogar 70 % der befragten Unternehmen, dass die psychischen Belastungen ansteigen und in vielen Branchen die körperlichen Belastungen in ihrer Bedeutung überholen werden."

[3]

Der Verlauf der Fehlzeiten der relevanten Diagnosekapitel verdeutlicht folgende Abbildung:

Quelle: Gesundheitsreport 2023 Arbeitsunfähigkeiten, Techniker Krankenkasse.

Abb. 2: Relative Veränderungen der Fehlzeiten in relevanten Diagnosekapiteln – Berufstätige

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) teilt in ihrem Basisdaten-Papier von November 2023 mit, dass in Deutschland jedes Jahr etwa 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen ist. Das entspricht rund 17,8 Millionen Menschen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen in Deutschland Angststörungen (15,4 %), gefolgt von affektiven Störungen (9,8 %, unipolare Depression allein 8,2 %) und Störungen durch Alkohol oder Medikamentenkonsum (5,7 %)

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Da ein Großteil der Bevölkerung berufstätig ist, hat sich der BKK Dachverband und der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker mit Auswirkungen psychischer Störungen in der Arbeitswelt beschäftigt.

Die Daten entstammen der Informationsschrift "Psychisch krank im Job"[5]

Sie spiegeln die Daten aus den Gesundheitsreports der Krankenkassen wider und ergänzen diese:

  • Fast jede zweite Frührente wird durch psychische Ursachen bedingt. Der Anteil hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt.
  • Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich seit 2000 auf 70 Mio. verdoppelt – während Fehltage anderer Krankheitsbereiche gesunken sind.
  • Die Krankheitskosten für psychische Erkrankungen betragen über 44,4 Milliarden Euro pro Jahr. Die deutliche Zunahme der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen spiegelt sich auch in den zunehmenden Produktionsausfallkosten wider: Sie lagen 2017 noch bei 12,2 Milliarden Euro.
  • Langfristige Arbeitsbelastungen erhöhen das Risiko, an einer Angststörung oder Depression zu erkranken, um 50 %. Dabei ist der Einfluss anderer Faktoren wie z. B. der persönliche Lebensstil, bereits berücksichtigt.

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Diese Daten liefern gute Gründe, sich mit diesem Thema zu befassen. Angesichts des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und der weiteren Entwicklung zu einer Dienstleistungsgesellschaft ist es sogar eine Notwendigkeit.

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