Dr. rer. nat. Klaus Kersting
Die Erkrankungen der Atemwege durch das Einatmen von Zementstaub werden in den letzten Jahren intensiv diskutiert. Hintergrund ist zum einen, dass Zement mit dem Gefahrenhinweis H335 "Kann die Atemwege reizen" gekennzeichnet ist. Zum anderen werden seit 2008 Produkte angeboten, die beim Anmischen deutlich weniger Staub freisetzen.
Über Atemwegserkrankungen aufgrund des Einatmens von Zementstaub wird schon in der MAK-Wertbegründung für den MAK-Wert von Portlandzement berichtet (DFG, 1993) berichtet. Hier zeigt die Auswertung von epidemiologioschen und tierexperimentellen Untersuchungen "irritative und entzündliche Reaktionen, besonders im oberen Respirationstrakt, nach Exposition gegenüber Zementstaub". Der zwischenzeitlich geltende Grenzwert für Portlandzement ist wieder zurückgezogen worden, weil der genannte Wert von 5 mg/m³ nicht vor Reizungen schützt und die Daten nicht ausreichen, um einen Grenzwert festlegen zu können (DFG, 2012). Die MAK-Kommission hat Portlandzementstäube aber auch der Krebskategorie 3 zugeordnet. Diese Kategorie gilt für Stoffe, bei denen es Anhaltspunkte für eine krebserzeugende Wirkung gibt. Für eine endgültige Zuordnung liegen allerdings keine ausreichenden Daten vor (DFG, 2012).
In vielen Bereichen wird der Zement als verarbeitungsfertiges Produkt angeliefert (z. B. als Transportbeton oder Werkfrischmörtel). Andere Produkte werden maschinell in "geschlossenen" Systemen auf der Baustelle gemischt, sodass die Verarbeiter nicht gegenüber Zementstaub exponiert sind. Nur bei Produkten, die als Sackware in Verkehr gebracht und von den Verarbeitern von Hand angemischt werden, besteht die Gefahr der Exposition durch Zementstaub. Im Bereich zementhaltiger Fliesenkleber und Spachtelmassen werden Produkte angeboten, die ein deutlich reduziertes Verstaubungsverhalten aufweisen. Aufgrund der geringeren Gesundheitsgefahren sollten diese staubarmen Produkte bevorzugt werden.
Möglich ist es auch, die Staubentwicklung durch staubmindernde Maßnahmen zu reduzieren. So kann beispielsweise bei Mischmaschinen für Putze der Firma Knauf PFT GmbH & Co. KG ein abgesaugter Aufsatz verwendet werden. Bei der Verwendung von Fliesenklebern oder Spachtelmassen, bei denen meist nur wenige Säcke verbraucht werden, kann die Staubentwicklung ebenfalls durch abgesaugte Aufsätze reduziert werden. Interessant ist zudem die Öffnungshilfe Ripper der Fa. UZIN UTZ AG, da neben der Staubreduzierung auch kein Messer zur Sacköffnung verwendet werden muss und dadurch Stich- und Schnittverletzungen vermieden werden.
Staubarme, zementhaltige Produkte verwenden
Verschiedene Produkte werden inzwischen auch in staubarmer Form angeboten. Beim Anmischen dieser Produkte entsteht deutlich weniger Staub. Das führt zu einer geringeren Belastung der Verarbeiter und weniger Staub in den Räumen.