Baustoffe: Neue technische Lösungen reduzieren das Staubproblem

Ob Abbruch, Sanierung, Reinigung oder Bearbeiten von Baustoffen mit Maschinen. Bei allen diesen Tätigkeiten unterschätzen Handwerker eine besondere Gesundheitsgefahr: das Einatmen von feinem Staub. Neue technische Lösungen bieten wirkungsvollen Schutz, um das Feinstaubproblem für die Beschäftigten so gering zu halten wie noch nie zuvor.

Baustoffe wie Zement, Mörtel, Gips oder Putze bilden im eingebauten Zustand in seltenen Fällen ein gesundheitliches Problem. Bei Bau-, Reinigungs- und Sanierungstätigkeiten sieht die Lage aber anders aus: Besonders der bei Bearbeitung dieser Baustoffe freigesetzte feine Staub ist sehr gefährlich für die Handwerker, denn er kann beim Einatmen bis in die Lunge gelangen. Neue technische Lösungen können das Staubproblem wirksam reduzieren.

Staub vermeiden durch staubarme Baustoffe

Der sicherste Weg, um Staubentwicklung zu vermeiden, ist der Einsatz von staubarmen Baustoffen. Auf dem Markt erhältlich sind unter anderem staubarmer Trockenmörtel, staubarme Fliesenkleber und Spachtelmassen, bei denen die Grenzwerte sowohl für A- und E-Staub beim Anmischen deutlich unterschritten werden. Weitere Beispiele sind Mörtelpellets oder Mörtelpads. Diesen Produkten sind zumeist Öle zugesetzt, die den Staub binden. Sie haben durch die Zugabe an Ölen allerdings den Nachteil, dass nach den Bau- oder Sanierungsarbeiten die Bewohner der Häuser und Wohnungen belastet werden könnten, denn die Öle verdunsten und halten sich noch über längere Zeit in der Raumluft.

Staub minimieren durch Absaugbohrer

Die staubarmen Produkte werden bislang nur wenig eingesetzt. Somit müssen immer noch die eingesetzten Handwerkzeuge und Zusatzgeräte (Staubsaugerschläuche, Absaugeinheiten, Entstauber) dafür sorgen, dass die Staubbelastung niedrig bleibt. Eine neue Lösung sind Absaugbohrer.

Noch haben sich diese Geräte am Markt nicht so durchgesetzt, wie sich die Berufsgenossenschaften das vermutlich wünschen, unter anderem durch Förderprämien. Die BG Bau beispielsweise bezuschusst ihren Mitgliedsunternehmen den Kauf bestimmter Modelle mit bis zu 400-500 Euro.

Der Vorteil der Absaugbohrer im Vergleich zu konventionellen Bohrern: Bei Letzteren bohrt ein Handwerker ein Loch und sein Kollege saugt den durch ein Bohrwendel geförderten Staub mit einem Staubsaugerschlauch ab. Die Absaugbohrer dagegen haben einen glatte Zylinderschaft und Öffnungen an der Spitze. Durch die Öffnungen wird der Staub über eine Kupplung in den daran angeschlossenen Bau-Entstauber abgesaugt – hierdurch wird der Staub also schon beim Entstehen entfernt. Somit ist es auch nicht mehr notwendig, das Bohrloch auszublasen.

Staubbelastung in der Luft reduzieren durch Luftreiniger

Insbesondere beim Einsatz konventioneller Staubsaugerschläuche oder Absaugglocken bleibt immer Reststaub übrig. Eine wichtige technische Lösung für das „Reststaub-Problem“ sind Luftreiniger. Sie sind eine Alternative, um Baustellen (weitgehend) staubfrei zu halten, das Tragen von Atemschutzmasken ist bei ihrer Anwendung dann nicht mehr in jedem Fall notwendig.

Für den Einsatz von Luftreinigern gibt es laut BG Bau grundsätzlich zwei Verwendungsmöglichkeiten:

  • Einsatz zur Erfassung von Stäuben an der Gefahrenquelle: Luftreiniger, die mit Ansaugleitungen und/oder Erfassungselementen (z.B. Ansaugtrichter) versehen sind, erfüllen ähnliche Funktionen wie stationäre Absauganlagen. Der Staub in der Nähe der Freisetzungsstelle wird gerichtet aus dem Arbeitsbereich der Beschäftigten abgeführt und im Luftreiniger abgeschieden.
  • Einsatz zur Reinigung verunreinigter Raumluft: Luftreiniger können auch zur Reinigung von Raumluft eingesetzt werden. Hier wird der Luftdurchsatz der Luftreiniger dazu genutzt, den Staub aus der Raumluft zu entfernen und damit für saubere Luft im Raum zu sorgen sowie die Verunreinigung benachbarter Räume zu verhindern. Die Übergänge zwischen beiden Varianten sind oft fließend. Wichtig ist die Verwendung eines Ansaug-/Abluftschlauches.

Luftreiniger bilden damit eine neue und sinnvolle Ergänzung zu den Bau-Entstaubern, die bereits auf vielen Baustellen im Einsatz sind. Im weiteren Verbund mit Staubschutzwänden, welche die Ausbreitung von Stäuben auf benachbarte Bereiche und Räume verhindern, ergibt sich somit ein effektives technisches Lösungskonzept, das durch organisatorische und personenbezogene Schutzmaßnahmen weiter verstärkt werden kann.

A-Staub, B-Staub – was macht Staub so gefährlich

Der meiste Staub, den ein Handwerker während seiner Arbeit einatmet, gelangt nur in Nase, Mund und obere Atemwege. Er wird in der Regel wieder ausgehustet und bildet damit kein Problem für die Gesundheit des Beschäftigten. Wenn Staub aber in die Lunge eindringt, dann stellt selbst Staub aus eigentlich unproblematischen Stoffen eine ernstzunehmende gesundheitliche Gefahr dar. Ergebnis kann unter Umständen eine „Staublunge“ (Pneumokoniose) sein, welche die Lunge nach und nach zersetzt. Aber nur die kleinsten Staubteilchen, die nur 1 Mikrometer oder weniger groß sind, können bis in die Lunge gelangen. Dieser feinteilige Staub wird A-Staub genannt, der gröbere und harmlosere E-Staub. Der feine Staub hat neben seiner geringen Größe noch ein weiteres Gefährdungspotenzial: Im Gegensatz zu dem E-Staub bleibt er, nachdem er aufgewirbelt wurde, lange in der Luft. Erst nach einem ganzen Arbeitstag (teilweise sogar länger) hat er sich auf dem Boden abgesetzt. Bis dahin schwirren die Partikel in der Luft und können eingeatmet werden. Für den E-Staub gilt ein Arbeitsplatzgrenzwert von 10 mg/Kubikmeter, für den gefährlicheren A-Staub von aktuell 1,25 mg/Kubikmeter.


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