Damit Unterweisungen und arbeitsschutzrelevante Betriebsanweisungen auch bei Beschäftigten, die nur geringe Deutschkenntnisse und Arbeitserfahrungen in Deutschland haben, erfolgreich durchgeführt werden können, ist es hilfreich, die folgenden Hinweise und Tipps zu beachten (weitere Tipps können Sie den Praxis-Beispielen in den Infokästen entnehmen).
3.1 Einfache Sprache
Die Unterweisungsinhalte sollten in möglichst einfacher Sprache vermittelt werden. Fachbegriffe sollten erklärt werden oder am besten ganz vermieden werden. Bei der Erstellung von Unterrichtmaterialien in leichter Sprache kann die Webseite des Netzwerks Leichte Sprache e. V. weiterhelfen.
3.2 Betriebslexikon
Die Mitarbeiter aus dem Ausland müssen erst einmal den Betrieb, seine Arbeitsprozesse und -mittel und das "Handwerkszeug" kennenlernen. Besonders häufig benutzte Begriffe oder Arbeitsmittel können in einer Art Betriebslexikon im Intranet des Unternehmens gesammelt und an einer passenden Stelle ausgehängt werden (z. B. Pausenraum) – am besten bebildert und mit einer kurzen Erklärung in den am meisten gesprochenen Sprachen im Unternehmen.
3.3 Mehrsprachige Betriebsanweisungen
Betriebsanweisungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz sollten in die Sprachen der Mehrzahl der fremdländischen Mitarbeiter übersetzt werden. Alle Betriebsanweisungen sollten in das firmeneigene Intranet gestellt oder (falls kein Zugang zum Intranet für die fremdsprachigen Beschäftigten möglich ist) am "Schwarzen Brett" ausgehängt werden, damit die Beschäftigten ständig auf sie zurückgreifen können. Als Vorlage oder Beispieltext für solche mehrsprachigen Materialien kann das Merkblatt "Verhalten im Brandfall" des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft herhalten, das beispielsweise in Englisch, Französisch, Türkisch, Arabisch und Farsi zur Verfügung steht.
3.4 Arbeitsschutz-Terminals
In immer mehr Unternehmen werden in allen Arbeitsbereichen digitale Terminals eingerichtet, auf denen die Beschäftigten bei Bedarf sofort vor Ort Unterweisungsmaterialien oder Betriebsanweisungen mit den aktuellen Arbeitsschutzinformationen einsehen können.
3.5 Wiederholungen
Der oder die Unterweisende sollte bei deutschsprachigen Unterweisungen Inhalte zweimal oder sogar dreimal wiederholen. Daher ist es ratsam, in eine Unterweisung besser nicht zu viele Inhalte zu stecken, sondern dafür die wenigen Inhalte intensiv zu erklären, sodass alle Teilnehmer der Unterweisung die Inhalte vollständig verstanden haben und keine Fragen mehr offen sind.
3.6 Einsatz von verschiedenen Medien
Mithilfe von Bildern, Piktogrammen oder auch Videos lassen sich sicherheitsrelevante Inhalte anschaulicher als in Schriftform vermitteln. Besonders empfehlenswert sind die u. a. von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO und der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit genutzten Symbole/Piktogramme. Eine umfangreiche Zusammenstellung dieser Piktogramme (Isotype) findet sich u. a. auf www.gerdarntz.org/isotype.
3.7 Dolmetscher
Zur Überwindung von Verständigungsschwierigkeiten kann der Einsatz von Dolmetschern hilfreich sein. Neben professionellen Anbietern gibt es in vielen Städten und Gemeinden auch ehrenamtliche Angebote. Auch mehrsprachige Kolleginnen können für Übersetzungen eingesetzt werden. Achtung: Der Einsatz von Dolmetschern ist aber nur in Unternehmen ratsam, in denen die Belegschaft sprachlich nicht zu vielfältig strukturiert ist, denn es ist wenig sinnvoll für jede im Betrieb gesprochene Sprache einen eigenen Dolmetscher zu konsultieren.
3.8 Unterweisen in Kleingruppen
Wenn möglich, ist eine Unterweisung in kleineren Gruppen oder sogar mit nur einer oder zwei Personen hilfreich. Das senkt die (zum Teil kulturell bedingte) Hemmschwelle, Nachfragen zu stellen, und bietet die Chance, persönlicher und intimer auf individuelle Sprach- und Kenntnisstände der ausländischen Arbeitskräfte einzugehen.
3.9 Paten- bzw. Mentorenprogramme
Die Sicherheit am Arbeitsplatz sollte auch nach der Erstunterweisung ein ständiges Thema bleiben. Paten- oder Mentoring-Programme sind hierfür ein empfehlenswertes Instrument. Erfahrene Mitarbeiter stehen dabei den neu in den Betrieb gekommenen Arbeitskräften begleitend und unterstützend zur Seite. Sie führen in die jeweiligen Aufgabengebiete ein und beantworten den Neuankömmlingen alle Fragen rund um Arbeit und Sicherheit. Vor ihrem Einsatz sollten Mentoren intensiv über das Herkunftsland und die Gewohnheiten ihrer "Schützlinge" geschult worden sein – es sollte also eine gewisse interkulturelle Kompetenz bei den Paten/Mentoren vorhanden sein.
3.10 Kontrolle von Unterweisungsinhalten
Um sicherzustellen, dass die Inhalte der Unterweisung auch richtig und vollständig verstanden wurden, kann man die Unterweisung mit einem kleinen Test ergänzen. Dabei werden Fragebögen mit einer Reihe von Fragen zu den Unterweisungsinhalten an die Teilnehmer ausgegeben, die diese dann im Anschluss an die Unterweisung ausfüllen und zurückgeben müssen. Aus dem Rücklauf ist erkennbar, an welchen Themen/Problemen noch gearbeitet werden muss. Wenn möglich, können die Fragezettel in Englisch oder den am meisten gesprochenen Sprachen im Unternehmen verfasst sein. Wenn sie in deutscher Sprache ausgegeben werden, dann sollte die Sprache so einfach wie möglich gehalten werd...