Video: Professionelle Vorbereitung von Unterweisungen
Lernziele geben den Unterweisungen und Einweisungen Struktur und vermindern den Faktor Zufall. Gibt es beispielsweise keinen Leitfaden für die Unterweisung oder ein ähnliches Dokument, an dem sich der Unterweisende orientieren kann, kann nicht sichergestellt werden, dass auch alle wichtigen Inhalte vermittelt werden. Eventuell werden sogar Inhalte genannt, die überhaupt nicht relevant sind. Der Sinn der Unterweisung ist ja nicht, die Unterweisung abzuhaken, sondern die Vermittlung und Aufnahme der wichtigen Inhalte. Lernziele und daraus entstehende Leitfäden etc. garantieren, dass nichts Wichtiges vergessen wird, und machen den Lernerfolg überprüfbar. Die Kernfrage lautet hierbei: Welche Kompetenzen soll der Mitarbeiter nach der Unterweisung/Einweisung erlernt haben?
Der Aufbau von Kompetenzen kann leider nicht direkt beobachtet werden. Der Lernerfolg erschließt sich, wie im Beispiel mit dem Verhalten im Brandfall, erst aus dem Handeln in einer konkreten Situation. Um im Rahmen einer Unterweisung festzustellen, ob ein Mitarbeiter den Schulungsinhalt verstanden hat, muss er – in welcher Form auch immer – zeigen, was er verstanden/gelernt hat. Dadurch wird der Lernerfolg beobachtbar und man kann bewerten, ob Lernen stattgefunden hat und die Inhalte verinnerlicht wurden. Was kompliziert klingen mag, ist im Prinzip ganz einfach: Man formuliert Lernziele so, dass der Lerner zur Überprüfung einen Sachverhalt zeigen oder erklären muss. Man fragt also nicht "hast du es verstanden?" und der Mitarbeiter sagt dann einfach "ja", sondern man fragt "kannst du mir das erklären" oder "zeig mir das mal". Um professionell zu planen, reicht es aus, sich mit groben und feinen Lernzielen zu beschäftigen.
Lernziele werden immer in einem Satz formuliert und beschreiben somit beobachtbares Verhalten.
Gut und schlecht formulierte Lernziele
Gut formuliertes Lernziel: Der Mitarbeiter ist nach der Unterweisung in der Lage, ohne Hilfsmittel den Weg zum Sammelplatz zu gehen.
Schlecht formuliertes Lernziel: Der Mitarbeiter kennt den Weg zum Sammelplatz.
Lernziele können nach ihrer Art und ihrer Körnung unterschieden werden:
Es gibt Lernziele, die sich auf Fachwissen beziehen (kognitive Lernziele) und Lernziele, die sich auf konkrete Handlungen und Tätigkeiten beziehen (psychomotorische). Als dritte Kategorie gibt es Lernziele, die sich auf persönliche Einstellungen und Interessen beziehen (affektive Lernziele).
Darüber hinaus kann man Lernziele in ihrer Körnung nach Richt-, Grob- und Feinzielen unterscheiden (Abb. 1).
Abb. 1: Hierarchie der Lernziele
3.1 Richtziele
Ein Richtziel bezeichnet das übergeordnete Ziel der Maßnahme. Grobziele leiten sich daraus ab und ergeben den Ausgangspunkt für die Feinziele, die benötigt werden, um das Grobziel zu erreichen. Das Richtziel bildet somit den Startpunkt und hat die gröbste Körnung, da es lediglich dazu dient, sich den Grobzielen zu nähern. Das Richtziel bei der Erstunterweisung ist z. B. das korrekte Verhalten der Mitarbeiter nach der Erstunterweisung. Hieraus ergeben sich die Grobziele.
3.2 Grobziele
Ein Grobziel bezeichnet – wie der Name schon sagt – grob, was gelernt werden soll. Um hierhin zu gelangen, ist die erste Frage, um was es überhaupt gehen soll. Beispielsweise das korrekte Verhalten der Mitarbeiter nach der Erstunterweisung (Richtziel). Nun werden Grobziele benannt, die benötigt werden, um das beschriebene Ziel zu erreichen. Die Frage ist nun: welche gröberen Inhalte sind in diesem Ziel enthalten? Zum korrekten Verhalten im Betrieb gehören z. B. die allgemeinen und spezifischen Sicherheitsvorschriften. Das Grobziel könnte also lauten: "Die Mitarbeiter sind in der Lage, die grundlegenden Sicherheitsvorschriften zu beschreiben und zu erklären." Im Grobziel ist somit enthalten, was gelernt werden soll und wie der Mitarbeiter zeigen kann, dass er es auch verstanden hat.
Mögliche Grobziele
- "Die Mitarbeiter sind in der Lage, die grundlegenden Sicherheitsvorschriften zu benennen und zu erklären."
- "Die Mitarbeiter sind in der Lage, die verschiedenen Teile der persönlichen Schutzausrüstung zu benennen, zu erklären und diese adäquat zu benutzen."
3.3 Feinziele
Feinziele sind dann der nächste Schritt nach dem Grobziel. Sie bezeichnen nun konkrete, einzelne Handlungen, die sich aus dem Grobziel ableiten und die in Summe dazu führen, dass das Grobziel erreicht wird. Also beispielsweise den Ort der Sammelstelle zu benennen oder den Weg dahin zu erklären.
3.3.1 Kognitive Feinziele
Wie bereits beschrieben, bezeichnen kognitive Lernziele Fachwissen und intellektuelle Fähigkeiten, die der Lerner verinnerlichen und anwenden soll. Die Erklärung des Vorgehens während eines Brandfalls wäre ein solches kognitives Lernziel.
Mögliche kognitive Feinziele:
- "Die Mitarbeiter sind in der Lage, den Weg zur Sammelstelle zu beschreiben."
- "Die Mitarbeiter sind in der Lage, den Automatikbetrieb von Gerät A zu beschreiben und zu erklären."
3.3.2 Affektive Feinziele
Affektive Lernziele bezieh...