Ein Großteil der Stoffe bzw. Gemische, die in Industrie und Gewerbe zum Einsatz kommen, ist wassergefährdend. Gelangen sie in Boden, Grundwasser oder Oberflächengewässer, können sie das Trinkwasser beeinträchtigen oder schwerwiegende ökologische Schäden verursachen. 2009 gab es in Deutschland 1,3 Mio. Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, dabei entfiel die Hälfte des Fassungsvermögens auf nur 2.700 Anlagen, und zwar zur Lagerung von Mineralölprodukten. 2021 wurden den zuständigen Behörden 1.979 Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen angezeigt, dabei gelangten 16,1 Mio. Liter wassergefährdende Stoffe in die Umwelt, 14,7 Mio. Liter (91 %) konnten wiedergewonnen werden (u. a. durch Umpumpen bzw. Umladen in andere Behälter). Ca. 50 % aller Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen ereigneten sich durch menschliches Fehlverhalten, daneben waren das Versagen von Schutzeinrichtungen sowie Materialmängel häufige Ursachen. D. h., Millionen Tonnen wassergefährdender Stoffe werden jährlich hergestellt, behandelt, verwendet, gelagert, abgefüllt und umgeschlagen. Wie stark das Grundwasser im Fall von z. B. Leckagen oder Unfällen gefährdet sein kann, hängt auch von der Struktur der vorhandenen Böden ab.
Der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen darf nur mit großer Sorgfalt erfolgen, im Sinne eines vorbeugenden Gewässerschutzes, denn wenn Schadstoffe bereits im Grundwasser und damit auch in Brunnen der Trinkwasserversorgung angekommen sind und erst bei der Überwachung der Trinkwasserqualität aufgespürt werden, ist es zu spät. Maßnahmen zur Sanierung sind teuer, der vorherige Zustand ist kaum wieder herstellbar.