Über den Sinn oder die Notwendigkeit einer externen Begutachtung in Form einer Zertifizierung wird viel diskutiert. Im Bereich des Qualitätsmanagements ist sie weit verbreitet. Trotz steigender Bedeutung der Themen Umwelt und Nachhaltigkeit liegt die Zahl der Unternehmen mit einem zertifizierten Umwelt-Managementsystem (UMS), der 1996 erstmals veröffentlichten ISO 14001, bei ca. 8.000 (Stand 2022). Auch im Bereich des Arbeitsschutzes werden Zertifizierungen des AMS durchgeführt. Nach dem AMS-Konzept SCC-VAZ (Sicherheits Certifikat Contraktoren) waren es 2022 ca. 4.000 Unternehmen und nach der 2018 veröffentlichten internationalen AMS-Norm DIN ISO 45001 ca. 3.500 Unternehmen. Nicht berücksichtigt sind dabei Unternehmen, die ein integriertes Managementsystem praktizieren.
Worin liegt der Sinn in einer Zertifizierung?
In den 1980er Jahren, vor der ersten Veröffentlichung und Anwendung des QM-Standards DIN EN ISO 9001 haben Unternehmen, die wichtige Produkte von ihren Zulieferern beziehen wollten, die möglichen Lieferanten zuerst einmal unter die "Lupe" genommen. Es wurde überprüft, wie sie ihre Produkte herstellen, welche qualitätssichernden Maßnahmen und Qualitätskontrollen sie durchführen, welche Qualifikation die Mitarbeiter besitzen usw. Wenn die Produkte dann geliefert wurden, mussten diese einer umfangreichen Wareneingangsprüfung unterzogen werden. Das heißt, es wurde sehr viel Zeit und damit auch Geld in die Überprüfung der Lieferfähigkeit der Lieferanten investiert, um daraus die Qualitätsfähigkeit des Lieferanten abzuleiten.
Erschwerend kam hinzu, dass viele Unternehmen ein eigenes Verfahren für die Lieferantenbewertung praktizierten. Wenn ein Lieferant der Industrie seine Produkte an viele Hersteller lieferte, musste er sich der o. g. Prozedur mehrmals jährlich unterziehen. Das hat einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand zur Folge. Vor allem deshalb hat man sich geeinigt, dass eine solche Überprüfung auch anhand festgelegter Bedingungen (Standards) durch einen unabhängigen Dritten (Zertifizierer) durchgeführt werden kann. Das hat den Vorteil, dass beide Seiten die Standards kennen und akzeptieren, der Kunde den Aufwand für die Lieferantenbewertungen reduzieren kann und der Lieferant einheitliche Vorgaben (Anforderungen an sein Managementsystem) erhält und nur noch einmal jährlich durch den Zertifizierer überprüft wird.
Diese grob skizzierte Entstehungsgeschichte zeigt, dass die Zertifizierung eine Lieferantenbewertung durch einen externen, zugelassenen, unabhängigen Dritten darstellt. Wer ist ein unabhängiger und fachlich kompetenter Dritter? Auch das wurde klar festgelegt. Um sich auf ein Zertifikat eines Dritten (einer Zertifizierungsgesellschaft) verlassen zu können, muss die Zertifizierungsgesellschaft ihre Unabhängigkeit und Kompetenzen vorweisen. In diesem Fall ist es die Akkreditierung. Sie ist eine regelmäßige Überwachung des Zertifizierers durch eine beauftragte Institution der Wirtschaft, in Deutschland ist dies die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS).
Sinn und Zweck einer Zertifizierung
Eine Zertifizierungsgesellschaft bestätigt anhand ihrer fundierten, unabhängigen und unparteilichen Bewertung, dass die definierten Anforderungen beispielsweise aus einer Norm erfüllt/eingehalten werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein zertifiziertes Managementsystem eine geplante Leistung auch erbringt, ist also sehr hoch. Eine Zertifizierung dokumentiert die Fähigkeit, geplante Leistungen zu erzeugen nach innen (Bestätigung) und nach außen.
Das eine Zertifizierung sowohl aus internen, wie auch aus externen Gründen vorteilhaft sein kann, zeigen folgende mögliche Wirkungen einer Zertifizierung:
Wirkungen nach innen:
- Bestätigung und Ansporn für das Unternehmen und die Beschäftigten,
- macht deutlich, weshalb das Managementsystem konsequent angewendet werden soll (erhöht die Bedeutung und den Nachdruck),
- verdeutlicht den Zweck des Managementsystems und erhöht die Anwendungsbereitschaft,
- Förderung der Mitarbeitermotivation: optimal gestaltete Arbeitsprozesse, schlankere Prozesse, klare Aufgaben und Zuständigkeiten, entschärfte Konfliktpotenziale, weniger Ärger, Stärkung des Selbstwertgefühls,
- Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Beschäftigten,
- Verbesserung der Effektivität und Effizienz des Managementsystems,
- erkennt ungenutzte Entwicklungs- und Verbesserungspotenziale,
- Verbesserung der Einarbeitung neuer Mitarbeiter,
- Stärkung/Verbesserung der Kundenorientierung,
- Verbesserung der Rechtssicherheit (z. B. Minimieren des Haftungsrisikos),
- Förderung des Prozesses der kontinuierlichen Verbesserung;
Wirkungen nach außen:
- das Unternehmen zeigt Flagge: Wir wenden ein modernes Managementsystem erfolgreich an; die Erfüllung der Kundenwünsche sind uns wichtig; zufriedene Kunden sind uns wichtig,
- das zertifizierte Unternehmen zeigt seinen bestehenden und den potenziellen Kunden seine Fähigkeit die angebotenen Leistungen zu erbringen,
- das Unternehmen zeigt, dass die Vorgaben auch umgesetzt werden,
- Förderung des V...