Steuerungsprobleme der klassischen Budgetierung
Die klassische Budgetierung hat viele bekannte Probleme. Neben den hohen Kosten, die sie verursacht, stört sie die Leistungsbeurteilung. Dies hängt auch damit zusammen, dass sie anregt, das Falsche zu tun:
- Umsatzziele werden möglichst niedrig verhandelt, um sie dann genau zu erfüllen.
- Kostenbudgets werden dagegen möglichst hoch verhandelt, um auch alles Gewünschte finanzieren zu können.
Beyond Budgeting hat zum Ziel, dieses Problem zu lösen und ein besseres Management zu ermöglichen. Dr. Steve Morlidge, einer der Köpfe hinter dem Beyond Budgeting Konzept und Teil des Beyond Budgeting Roundtables, stellte zuerst das Konzept vor und zeigte anschließend, wie man wichtige Implementierungsfragen und -probleme angehen sollte.
Das heutige unternehmerische Umfeld ist komplex und nicht kompliziert
Das unternehmerische Umfeld kann kompliziert oder komplex sein. Komplizierte Systeme wie Schienennetze sind dabei noch prognostizierbar, wodurch sie zentral gesteuert werden können und Compliance verlangen. Komplexe Systeme, wie Straßensysteme, sind dagegen unvorhersehbar, wodurch Entscheidungen dezentral getroffen werden müssen und das Verhalten nur beeinflusst werden kann. Da Unternehmen heute in einem komplexen Umfeld agieren, muss auch anders gesteuert werden.
Die klassische Budgetierung vereint mehrere Aspekte
Ein Controllingsystem hat viele verschiedene Komponenten:
- die Zielsetzung,
- die Leistungsbeurteilung,
- den Forecast,
- die Ressourcen Allokation,
- die Koordinierung und
- die Incentivierung.
In der klassischen Budgetierung sind diese Aspekte fix miteinander verbunden und somit für komplizierte Systeme geeignet. In einem komplexen System werden im Beyond Budgeting Management Modell die einzelnen Komponenten hingegen voneinander entkoppelt.
Die „Viable Map“ lässt eigene Schwächen erkennen
Bei der Implementierung des Beyond Budgeting Konzepts in der eigenen Organisation hilft es dann, die aktuelle Flexibilität und das Umfeld einzuschätzen. Bei der Implementierung hilft die „Viable Map“, welche zentraler Bestandteil des neu erschienenen „The Viable Map Workbook“ ist. Dazu werden z. B.
- die Organisation entlang der zwölf Prinzipien zwischen „fixed“ und „adaptive“,
- die Umwelt zwischen stabil und volatil und
- die Personen der Organisation zwischen McGregors Typen X und Y
eingeordnet. Dadurch wird erkennbar, wo Fehlausrichtungen vorliegen und besonders Verbesserungsbedarf besteht, um den Umweltanforderungen gerecht zu werden.
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Es ist wichtig, die eigentliche Funktion des Budgets zu hinterfragen
Ein häufig vorgebrachter Grund gegen die Abschaffung des Budgets ist, dass andere Akteure in der Hierarchie im Unternehmen bis zu externen Akteuren explizit nach einem Budget fragen und sich davon nicht lösen wollen. Hinterfragt man die Funktion des Budgets, wird man jedoch feststellen, dass eigentlich andere Ziele vorliegen. Investoren zum Beispiel wollen schlussendlich die Performance des Unternehmens mit Wettbewerbern vergleichen. Kennt man das eigentliche Ziel, können alternative Lösungen gefunden werden. Folglich ist es wichtig bei der Implementierung die Funktion des Budgets herauszufinden.
Fazit
Dr. Steve Morlidges Vortrag zeigte zum einen die Relevanz von Beyond Budgeting für die heutige komplexe Umwelt und zum anderen wichtige Aspekte zur Implementierung. Bei der Implementierung hilft es den aktuellen Stand mit seinen Fehlausrichtungen durch die „Viable Map“ zu erfassen. Bezüglich einer Abschaffung des Budgets ist zu hinterfragen, was andere Akteure sich wünschen, wenn sie nach dem Budget fragen. Neben den zahlreichen Diskussionen über Beyond Budgeting der Teilnehmer des Campus for Controlling zeigen auch aktuelle Äußerungen des neuen Bayer CEO Bill Anderson, das Budget abzuschaffen, dass das Interesse und der Bedarf am Beyond Budgeting Konzept wachsen.
Zum WHU Campus for Controlling 2024
Der diesjährige WHU Campus for Controlling fand am 8. September 2023 auf dem Campus in Vallendar statt. Die Referenten beschäftigten sich mit der Frage, wie die digitale Transformation, neue Technologien und neue Managementansätze die Zukunft des Controllings auf unterschiedliche Weise gestalten. Zu der Veranstaltung kamen rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Der 18. WHU Campus for Controlling findet am 6. September 2024 auf dem WHU Campus in Vallendar statt.