Controlling-Trends in 2023

Auch im Jahr 2023 stehen Unternehmen und deren Finanzbereiche weiterhin vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Finanzplanung und -analyse (FP&A) als Steuerungsmaßnahme zur Koordination des Finanzbereichs spielt hierbei eine wichtige Rolle. Lesen Sie hier, welche 7 Trends sich in diesem Jahr für Finanzplaner:innen und Controller:innen ergeben.

Die Finanzplanung und -analyse (FP&A) breitet sich in einen komplett neuen Einflussbereich mit abteilungs- und dimensionsübergreifenden Auswirkungen aus. Eine präzise, häufige und integrierte Geschäftsplanung ist von entscheidender Bedeutung, da geopolitische Spannungen, weltweite Inflation und die Unterbrechung der Lieferketten die Weltwirtschaft weiterhin verändern. In den letzten 12 Monaten haben sich für Wirtschaftsfachleute viele Herausforderungen ergeben. Der diesjährige Trendbericht spiegelt diese Veränderungen wider, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen für eine bessere Unternehmensleistung mit sich bringen. Im Einzelnen ragen die nachfolgenden 7 Trends heraus.

1. Anpassungsfähigkeit ist die neue Stabilität

Die letzten 3 Jahre haben uns gezeigt, wie wichtig die Kapazität des Umschwenkens ist. In Zeiten größter Ungewissheit können technologische Lösungen – wie z. B. der Einsatz von Onlinemeetingplattformen während der Pandemie gezeigt hat - Unternehmen dabei unterstützen, sich schnell an Veränderungen anzupassen, da sie einen einfachen Zugang zu Erkenntnissen in Echtzeit ermöglichen. Unternehmen, die schnell technologische Lösungen eingeführt und Digitalisierungsinitiativen beschleunigt haben, sind gut positioniert, um von Zeit- und Kosteneinsparungen zu profitieren, die diese Bemühungen mit sich bringen.  Auch wenn die Unsicherheit zunimmt, können sich Unternehmen auf vielfältige Weise an diese Veränderungen anpassen: durch häufigere Prognosen, eine engere Zusammenarbeit zwischen den Geschäfts- und den FP&A-Teams, die Möglichkeit, mehrere Szenarien zu modellieren und externe Datenquellen zu integrieren. Kurz gesagt: Anpassungsfähigkeit wird die neue Stabilität sein.

2. Integrierte Unternehmensplanung führt zu einer sinnvolleren Zusammenarbeit

Integrated Business Planning (IBP) ist die nächste Generation der Entscheidungsplanung, deren Kernstück die technologiegestützte funktionsübergreifende Zusammenarbeit ist. FP&A entwickelt sich über das Finanzwesen hinaus, um Informationen aus dem gesamten Unternehmen zu integrieren und die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Technologie zu optimieren. Unternehmen, die einen integrierten Ansatz verfolgen, können einen einheitlichen Plan und eine einzige Wahrheitsquelle erstellen, die durch alle wichtigen Daten aus den Bereichen Finanzen, Vertrieb, Marketing und Personal gespeist wird.

3. Vereinfachte Planung ermöglicht eine Kultur von Entschlossenheit und Vertrauen

Um widerstandsfähige Organisationen zu führen, müssen Führungskräfte Vertrauen in ihren Plan haben, damit sie mit Genauigkeit und Präzision handeln können. Die Fähigkeit, Entscheidungen mit Zuversicht und Schnelligkeit zu treffen, ist ein Ziel, das viele Führungskräfte anstreben. Zuversicht entsteht jedoch nicht einfach durch Daten alleine, sondern durch ein sinnvolles Verständnis dessen, was die Daten für Teams und Organisationen bedeuten.   Unabhängig von der Größe oder Menge der vorliegenden Daten ist eine vereinfachte Planung der Schlüssel zur Entscheidungsfindung.

4. KI ist ausgereift und in der Finanzabteilung allgegenwärtig

Künstliche Intelligenz beeinflusst unser Leben bereits auf eindrucksvolle und spannende Weise. Eine aktuelle Studie des Business Application Research Center (BARC) hat ergeben, dass sich der Anteil der Unternehmen, die auf prädiktive Planungstechnologie setzen, innerhalb von nur 2 Jahren um das 11-fache auf 44 % erhöht hat. Einem Zeitungsbericht zufolge ist KI dafür verantwortlich, irrelevante und potenziell gefährliche Nachrichten aus unserem Posteingang herauszufiltern. Sie personalisiert unsere Social-Media-Feeds und hilft Amazon dabei, unser Online-Einkaufserlebnis zu kuratieren. Sie treibt die Empfehlungs- und Personalisierungsalgorithmen an, die Netflix verwendet, um relevante und ansprechende Inhalte zu produzieren und anzubieten. Sie füllt Untertitel in PowerPoint auf, um Präsentationen zugänglicher zu machen. Aus technischer Sicht ist die KI stabil, ausgereift und bereit, die Finanzabteilung zu unterstützen. Nicht zuletzt hilft sie Controllern aus strategischer Sicht dabei, die anspruchsvollen Einblicke zu liefern, die Unternehmensleiter und Investoren fordern.

5. Technologie ist ein Talentmagnet

Laut einer Studie des Future Forum ist die Nutzung digitaler Tools eine Schlüsselkomponente beim Aufbau von Beziehungen zu den Mitarbeitern. So zeigen Mitarbeiter, die in Unternehmen arbeiten, die sie als technologische Innovatoren betrachten, höhere Werte bei der Mitarbeitererfahrung in allen Kategorien, einschließlich 1,5-mal höhere Werte für die Produktivität, 2-mal höhere Werte für das Zugehörigkeitsgefühl und 2,5-mal höhere Werte für die allgemeine Zufriedenheit. Intelligente Unternehmen ziehen intelligente Talente an. Sie statten ihre Mitarbeiter mit leistungsfähigen Planungsinstrumenten aus. Diejenigen, die dies nicht tun, riskieren, die besten Talente zu verlieren oder gar nicht erst anzuziehen. Aufstrebende Finanzexperten wollen die besten Tools zur Verfügung haben, damit sie erfolgreich sind. Die Bereitstellung der richtigen Lösungen für diesen Zweck erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich alle Mitarbeiter engagieren.

6. FP&A-Fachleute stärken ihre Rolle als Business Partner

Damit ein Unternehmen widerstandsfähig bleibt, muss es über anpassungsfähige Planungsfähigkeiten verfügen. Folglich spielen FP&A-Experten eine strategische Rolle bei der Aufrechterhaltung dieser Fähigkeiten im gesamten Unternehmen. In turbulenten Zeiten sind insbesondere Lösungen erforderlich, die eine anpassungsfähige Planung nicht nur im Finanzbereich, sondern auch in anderen Unternehmensfunktionen wie Vertrieb, Betrieb, Personalwesen (HR) und Lieferkette ermöglichen. Der Übergang von der isolierten zur integrierten Geschäftsplanung (IBP) gibt Teams das zufriedenstellende Gefühl, intelligenter und vor allem besser zusammenzuarbeiten.

7. Die Geopolitik wird weiterhin Einfluss auf Inputs und Planung ausüben

Globale Organisationen müssen geopolitische Fragen berücksichtigen, insbesondere angesichts der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Weltwirtschaft. In diesem Umfeld können Länder verschiedene Ansätze verfolgen, wie sie reagieren und sich auf der Weltbühne engagieren werden, und dies kann sich auf Unternehmen auswirken, je nachdem, wo sie ansässig sind und wo sie ihre Geschäftstätigkeit ausüben. Finanzfachleute können in Zusammenarbeit mit dem gesamten Unternehmen ermitteln, welche geopolitischen Szenarien sich auf die Geschäftstätigkeiten, Kunden, Einnahmen und Standorte ihres Unternehmens auswirken könnten, und diese Szenarien in ihren Planungsprozess einbeziehen.

Ausblick

Unternehmen, die mit überlegenen Planungsfähigkeiten ausgestattet sind, können sich schnell an das sich verändernde Geschäftsumfeld anpassen und so den gesamten Planungsprozess vereinfachen. Schlösser können nicht auf wankendem Sand gebaut werden, sondern nur auf einem soliden Fundament. Unternehmen, die die richtigen digitalen Lösungen einsetzen, werden nicht nur zufriedenere Mitarbeiter haben, sondern auch bessere Chancen auf geschäftlichen Erfolg. KI wird dabei eine Schlüsselrolle spielen, Finanz- und Technikfachleute gleichermaßen zu befähigen, strategischere Geschäftspartner zu werden. Die Zukunft ist da. Diejenigen, die sich mit den richtigen Lösungen auf sie einlassen, werden eine erfolgreiche Zeit vor sich haben.

Autor

Dr. Björn Schmidt ist CFO der  Jedox GmbH. Als operativ ausgerichteter CFO mit Wurzeln im Tech-Investmentbanking und Risikokapital hat er dazu beigetragen, dass Technologie- und SaaS-Unternehmen ihr volles Potenzial entfalten konnten.

Dieser Beitrag erschien erstmals im Controller Magazin 2/2023.


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