Fünf zentrale Herausforderungen für die Digitalisierung des Controllings


Wie kann ein Unternehmen den Wandel des Controllings durch die Digitalisierung aktiv mitgestalten? In der Key Note des 43. Congresses der Controller wurde dieser Frage von Dr. Ralf P. Thomas, CFO der Siemens AG, nachgegangen.

Das Thema Digitalisierung mit all seinen Facetten nimmt immer mehr an Bedeutung zu und stellt viele Unternehmen vor eine große Herausforderung. Der Umgang mit Big Data, die Automatisierung von Prozessen oder die Veränderungen in den Kompetenzanforderungen der Mitarbeiter sind nur einige populäre Beispiele.

Wie treu das Unternehmen dem Zitat "Überhaupt habe ich stets in der Zukunft mehr wie in der Gegenwart gelebt" seines Gründervaters Werner von Siemens heute noch ist, erläuterte Dr. Ralf P. Thomas, CFO der Siemens AG.

Weltweite Vernetzung als Chance nutzen

Die Siemens AG war schon immer ein Unternehmen, das versucht hat, innovative Zukunftsideen in Produkten zu realisieren. Daher ist es kaum verwunderlich, dass der Konzern bereits vor zehn Jahren damit began, sich auf den digitalen Wandel vorzubereiten, nicht nur mit neuen disruptiven Produkten für seine Kunden, sondern auch weltweit innerhalb des Unternehmens. Doch die langfristige Forschungs- und Entwicklungsarbeit erfordert nicht nur einen langen Atem, sondern auch ein relativ hohes Maß an Investitionen.

Die zunehmende Vernetzung nahezu aller Lebens- und Geschäftsbereiche ist für die Siemens AG eine große Chance, weshalb der Fokus für ein starkes Wachstum auf die Bereiche Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung gelegt wurde. Abbildung 1 der Bilderreihe zeigt den Umsatz dieser drei Geschäftsfelder für das Jahr 2017 sowie die Wachstumsprognose für die Jahre 2018-2022.

Das Controlling muss sich einer Transformation unterziehen 

Ralf P. Thomas erklärte stolz, dass die Siemens AG internationaler Vorreiter auf dem Gebiet der industriellen Digitalisierung seien und es sich deshalb zum Ziel gemacht hätten, auch im Bereich Finanzen und Controlling eine Pionierrolle einzunehmen.

Doch wie genau ist das Controlling von der Digitalisierung betroffen? Industrie 4.0 und das Internet der Dinge generieren eine enorme Datenmenge (Big Data), die für Unternehmen neue Blickwinkel und Einsichten, beispielsweise in Kundenbedürfnisse, eröffnet. Dadurch können Geschäftsmodelle verändert und neue Angebote auf dem Markt etabliert werden. All diese Einflüsse wirken sich auch auf das Controlling und den Finanzbereich eines Unternehmens aus, die letztendlich eine Transformation des Bereichs voraussetzen. Abbildung 2 der Bilderreihe verdeutlicht dies visuell.

Potenziale durch die Digitalisierung 

Allerdings hat die Digitalisierung neben seinen Herausforderungen auch das große Potential, die Unternehmenssteuerung zu verbessern und gleichzeitig die Effizienz zu steigern. Dies spiegelt sich z.B. durch folgende Aspekte wider:

  • Eine optimierte Ressourcenallokation,
  • bessere und schnellere Informationen und
  • eine erhöhte Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.

Fünf zentrale Herausforderungen für das Controlling

Um die Vorteile und Stärken der Digitalisierung im Controlling und Finanzbereich erschließen zu können, muss sich das Unternehmen wesentlichen Herausforderungen in fünf Bereichen stellen. Diese sind:

  1. Business Partnering: Wie kann die Finanzfunktion die digitale Transformation des Unternehmens unterstützen?
  2. Bessere Geschäftskenntnisse: Von welchen neuen Technologien können wir profitieren und wie nutzen wir diese am effektivsten?
  3. Exzellent bei Prozessen: Welche Rolle spielt Robotics Process Automation für die Finanzfunktion? Welche Prozesse lassen sich automatisieren?
  4. Daten-Management: Mit welcher Systemlandschaft und Daten-Governance-Funktion werden granulare und fehlerfreie Roh- und Stammdaten für digitale Anwendungen geschaffen? 
  5. Mitarbeiter & Kultur: Welche Fertigkeiten müssen weiterentwickelt werden und auf welche Weise?

Wie die Digitalisierung gelingt 

Der Referent erklärte am Beispiel der Siemens AG, was diese Herausforderungen konkret in den fünf Ebenen bedeuten:

  • Das Management muss bereit sein in neue und auch disruptive Technologien zu investieren und das Geschäftsmodell zu verändern. Dabei darf das Ziel des profitablen Wachstums allerdings nicht aus den Augen verloren werden.
  • Damit sich die neuen technologischen Möglichkeiten auch entsprechend entwickeln können, muss eine hohe Flexibilität geschaffen werden. In den unterschiedlichen Geschäftsbereichen wird es zudem einige Initiativen geben, die sich in unterschiedlicher Ausprägung des Reifegrades befinden.
  • Eine erfolgreiche Automatisierung der Prozesse kann nur mittels kurzfristig realisierbarer Produktivitäts- und Qualitätsschübe ermöglicht werden.
  • Für ein funktionierendes Daten-Management muss eine klare Strategie vorliegen, die hohe und langfristige Investitionen beinhaltet. Eine zunehmende Zentralisierung und Standardisierung ist ebenso wichtig.
  • Nicht zuletzt ist die Bereitschaft der Mitarbeiter für die Veränderung eine Grundvoraussetzung. Ein dezentraler Digitalisierungsansatz im Unternehmen lanciert den Aufbau von Know-how und bringt den Wandel dadurch voran. 

Bereits umgesetzte Maßnahmen für die Digitalisierung im Unternehmen 

Ralf P. Thomas betonte in diesem Zusammenhang die bereits erfolgte und gelungene konzernweite Standardisierung der Siemens AG. Zudem hat das Unternehmen eine zentrale Governance-Funktion etabliert sowie den Planungsprozess durch treiberbasierte Simulation verbessert. Dabei wurden oft stundengenaue Aktualisierungen vorgenommen, so der Referent. Des Weiteren wurden für eine genauere Umsatzprognose Predictive Analytics-Technologien eingeführt und ein Competence Center für Big Data Analytic Tools eingerichtet. 

Seine Key Note beendete der Finanzvorstand mit dem ausdrucksstarken Zitat von Benjamin Franklin: "When you’re finished changing, you’re finished", um damit zu unterstreichen, dass Wandel immer ein Teil jeweiliger Unternehmensgeschichten sein wird.