Preisspirale: Immer mehr Unternehmen wollen Kostensteigerungen weitergeben
In vielen Firmen betrachtet man die angespannte Kostensituation mit Sorge. Die Energiepreise sind erheblich gestiegen. Doch auch Materialien und Rohstoffe werden immer teurer. Zudem steigen die Löhne und Gehälter. Wie kann überhaupt ausreichend Umsatz erwirtschaftet werden, um diese Entwicklungen zu kompensieren?
Unternehmen müssen deshalb ihre eigene Preiskalkulation auf den Prüfstand stellen. Denn wenn die Umsätze gleichbleiben oder sogar rückläufig werden, die Kosten jedoch immer mehr zunehmen, dann ist langfristig eine Liquiditätskrise fast vorprogrammiert. Das Preiscontrolling ist deshalb gefragt, Optimierungsmöglichkeiten zu finden.
Größte Kostentreiber in den vergangenen Monaten
Der Kreditversicherer Atradius hat für eine Studie rund 280 deutsche Industrieunternehmen zu den Folgen der Inflation befragt. Im Schnitt sind die Produktionskosten im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent gestiegen. Als größte Kostentreiber wurden benannt:
- Energie (68 %)
- Rohstoffe (58 %)
- Löhne (53 %)
- Vorprodukte (40 %)
Viele Umfrageteilnehmer versuchen deshalb, Kostensparmaßnahmen durchzusetzen, die Produktion zu optimieren und noch mehr zu automatisieren.
Geplante Preiserhöhungen
Die gestiegenen Kosten bleiben nicht folgenlos. Gewinne und Rücklagen schrumpfen und das Controlling ist alarmiert: Unternehmen sind gezwungen, die eigenen Preise zu prüfen. Wenn Lieferanten immer wieder ihre Preise erhöhen, die Energiekosten zunehmen und auch immer mehr Personalkosten zu stemmen sind, stellen sich existenzielle Fragen. Daher entscheiden sich derzeit viele dazu, die Preise anzupassen. Laut Atradius sind folgende Erhöhungen geplant:
- Insgesamt wollen die befragten Unternehmen ihre Preise durchschnittlich um 12 Prozent erhöhen.
- Die geplanten Aufschläge schwanken meist zwischen drei und 30 Prozent.
- Jeder fünfte Befragte plant eine Anhebung der Preise zwischen 3 und 5 Prozent.
- Immerhin 13 Prozent wollen die Preise um 20 bis 25 Prozent erhöhen.
- Rund 5 Prozent planen sogar Aufschläge um 30 Prozent oder mehr.
Doch wird die Inflation in 2023 auch Folgen für die Auftragslage mit sich bringen? Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer erwartet, dass die Lage etwa gleich bleiben wird. Fast ein Drittel (32 %) befürchtet jedoch eine Verschlechterung. Rund 16 % rechnet mit einer besseren Auftragslage.
Forderungsausfallrisiken und Finanzierungsschwierigkeiten
Wenn eine angespannte Kostensituation auch noch mit einer schlechten Zahlungsmoral seitens der Kunden ergänzt wird, kann das Liquiditätsmanagement schnell an seine Grenzen geraten. Rund 31 % der Umfrageteilnehmer befürchten, dass sie in 2023 mehr Zahlungsausfälle beklagen werden als noch im Vorjahr.
Interessant ist, dass nur jedes zehnte befragte Unternehmen aufgrund der aktuellen Entwicklungen eine Neuaufstellung der Firmenfinanzierung plant (oder bereits veranlasst hat). Die meisten Firmen bauen bei der Finanzierung auf Privateinlagen, Rücklagen oder auch Bankkredite.
Doch gerade bei der Finanzierung mithilfe von Bankkrediten scheinen die Unternehmen auf mehr Probleme zu stoßen. Rund 55 % haben den Eindruck, dass der Zugang etwas oder sogar deutlich schwieriger geworden ist im Vergleich zum Vorjahr.
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