Benjamin Boehnke, Fachreferent Umweltcontrolling, und Christoph Nieschwitz, Leiter Zentrales Energiemanagement der Volkswagen AG, stellten in ihrem Vortrag beim SCF die produktionsbezogenen Aktivitäten sowie den Controllingansatz des Unternehmens im Rahmen des Umweltprogramms „Think Blue. Factory“ vor. „Think Blue. Factory.“ bündelt die Umweltkompetenz im Volkswagen-Konzern und läutet eine neue Ära hin zu einer effizienteren Produktion ein. Das KPI-Berichtswesen mit seinen diversen Auswertungen und Prognosen stellt im Kontext eines Umweltcontrollings eine echte Innovation dar. Eine derartige Unterstützung der Unternehmenssteuerung ist ohne Frage neu in der Automobilindustrie.
„Think Blue. Factory“-Strategie: Ganzheitlicher Ansatz mit einheitlichen Vorgaben
Das Umweltprogramm „Think Blue. Factory“ von Volkswagen verfolgt das strategische Ziel, die Produktionswerke weltweit bis 2018 im Vergleich zu 2010 um 25 % umweltfreundlicher zu gestalten - dies beinhaltet sowohl den Energie- und Wasserverbrauch, als auch CO2- bzw. Lösemittel-Emissionen sowie das Abfallaufkommen. Dabei wird ein ganzheitlicher unternehmerischer Ansatz realisiert, durch:
- die weltweit einheitliche Definition von relevanten Umweltkennzahlen sowie geeigneten Bezugsgrößen in den einzelnen Wertschöpfungsstufen,
- einheitlich definierte Bilanzräume sowie festgelegte Berichtsintervalle,
- den systematischen Austausch von innovativen Technologien und Maßnahmen,
- eine einheitliche Methodik der systematischen Umsetzung von Maßnahmen in den einzelnen Werken,
- die Maßnahmenverfolgung via konzerneinheitlicher IT-Systeme,
- die Verankerung des Umweltschutzes in den täglichen Arbeitsprozessen und
- die Einbindung aller Mitarbeiter (vgl. Abb. 1 in der Bilderserie).
Pyramidales Kennzahlensystem soll Komplexität transparent machen
Die Herausforderung im Umweltcontrolling besteht darin, die ausgeprägte Wertschöpfungstiefe der 27 Standorte weltweit abzubilden und dabei eine hohe Komplexität der Daten und Messgrößen in einem Projektzeitraum von 8 Jahren sicher als auch konsistent zu erfassen. Mit Hilfe einer weltweit im Volkswagen-Konzern einheitlichen Definition von relevanten Kenngrößen wurden daher zunächst die umweltspezifischen Daten für das Jahr 2010 von jedem Standort als Absprungbasis erhoben und validiert. Dabei war allerdings zu berücksichtigen, dass die einzelnen Standorte nicht reine fahrzeugbauende Standorte sind, sondern auch lediglich einzelne Komponenten wie zum Beispiel Motoren, Getriebe etc. fertigen oder auch technische Entwicklungsleistungen durchführen. Um diese Komplexität abbilden zu können, wurde ein pyramidales Kennzahlensystem erstellt, das die Bezugsgrößen entsprechend der Wertschöpfung an jedem Standort auf die jeweiligen Bereiche und die einzelnen Gewerke herunterbricht (vgl. Abb. 2). So ist gewährleistet, dass etwaige Standortentwicklungen in der Zukunft nachvollziehbar sind und Auswirkungen auf die einzelnen Kennzahlen begründet werden können. Mit der Unterschrift des Werkleiters, dem „Think Blue. Factory“-Standortbeauftragten sowie den Zentralbereichsleitern wird die ermittelte Absprungbasis zum verbindlichen Commitment.
Kontinuierliche Berichterstattung
Als wesentlicher steuernder Aspekt der „Think Blue. Factory“-Strategie erfolgt eine kontinuierliche Verfolgung und Auswertung der Umwelt-KPIs auf Konzern- und Standortebene. In diesen quartalsweise erstellten Kennzahlenberichten werden den jeweiligen Zielsetzungen für 2018 die entsprechenden Ist-Zahlen in den Kategorien Energie, Abfall, Emissionen, Wasser und CO2 gegenübergestellt. Darauf aufbauend werden auch Prognosen hinsichtlich der Zielerreichung bis 2018 erstellt. Sie dienen zur strategischen Bewertung und auch zur Risikoanalyse.