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Wie ZEISS Märkte gestaltet und sein Portfolio mit Strategie führt

Spannende Einblicke in die strategische Unternehmensentwicklung des Traditionsunternehmens ZEISS präsentierte André Kutz. Er beleuchtete die einzigartigen Merkmale und Herausforderungen von ZEISS als Stiftungsunternehmens sowie die umfassende Strategiearbeit des Unternehmens, welche insbesondere im Halbleiterbereich in den letzten zwei bis drei Jahren ein starkes Wachstum beflügelt hat.

Umsetzung der Multi-Transformation

Als Stiftungsunternehmen befindet sich ZEISS in der besonderen Situation, deutlich geringere Kapitalkosten im Vergleich zu bspw. börsennotierten Unternehmen zu haben. Diese finanzielle Freiheit, so André Kutz (Head of Strategic Corporate Development bei der CARL ZEISS AG), schaffe einen langfristigeren Blick und erlaube es, auch kurzfristig unprofitablere Portfoliobestandteile zu halten und so auf erneutes Wachstum in der Zukunft zu setzen. Die Stiftungsstruktur spiele daher eine entscheidende Rolle, um ZEISS' Innovationskraft zu erhalten und weiter auszubauen. Nicht ohne Grund werde ZEISS häufig als "Universität mit angeschlossener Fertigung" bezeichnet, denn Forschung stehe hier im absoluten Mittelpunkt.

Um mit dem Tempo des Marktes mithalten zu können, durchläuft ZEISS aktuell eine Multi-Transformation; so entwickelt sich das Unternehmen vom Hardware- zum Software-Anbieter, von Offline- zu Online-Vertriebskanälen und vom Verbrennungsmotor zum elektrischen Antriebsstrang, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Transformation von Hardware- zu Software sei beispielsweise notwendig, da eine Differenzierung des Wettbewerbes rein über die Qualität der Hardwarekomponenten kaum noch möglich sei. Viel eher würde der "digital backbone", also die Erweiterung des Leistungsangebots durch die Integration von Software, die Wettbewerbsposition stärken – so hat ZEISS beispielsweise Medizintechnik-Komponenten durch KI erweitert und damit eine Möglichkeit geschaffen, Diabetes anhand von Augenbildern zu diagnostizieren.

Kutz hebt hervor: Für die Umsetzung dieser Multi-Transformation sei es notwendig, dass das Unternehmen sowohl innovationsstark als auch daten- und prozessstark aufgestellt ist. Nur durch die Verfügbarkeit von Daten könnten fundierte Entscheidungen getroffen werden, und nur durch konsequent implementierte End-to-End-Prozesse würde sich effizient skalieren lassen, so Kutz weiter. Für ZEISS sind also wichtige Transformations-Faktoren

  • die IT-System-Bereitschaft,
  • die Datenverfügbarkeit,
  • die Prozessstärke
  • sowie der im Team verankerte Transformationswille.

Inhalte für den jährlichen Strategie-Review

In volatilen Zeiten sind Flexibilität bei gleichzeitiger Resilienz wesentliche Erfolgsfaktoren. Bei ZEISS stellt ein jährlicher Strategy-Review sicher, dass die Strategie des Unternehmens auf die Entwicklungen der Märkte angepasst wird. Der Strategie-Review orientiert sich dabei unter anderem an den folgenden fünf Inhalten:

  1. Markt-Update: Übersicht der wesentlichen Markt- und Wettbewerbsentwicklungen, Trends sowie mikro- und makroökonomischen Entwicklungen
  2. Strategie-Update: Aktualisierung der strategischen Positionierung der einzelnen Geschäftseinheiten unter Berücksichtigung von quantifizierbaren Zielen
  3. Wachstums-Plan: Aktualisierung der Wachstumsambitionen sowie der Skalierungspläne der Geschäftseinheiten => Fokus: Innovationsstrategie
  4. Geopolitische Chancen und Risiken: Ableitung von Implikationen aus geopolitischen Entwicklungen sowie möglicher Mitigations-Strategien
  5. Finanz-Update: Aktualisierung der Finanzplanungen unter Berücksichtigung der oben genannten Inhalte

Ein  großer Fokus liegt dabei auf einer langfristigen Innovationsstrategie über mehrere Horizonte, die auch Geschäfte außerhalb bestehender Geschäftsfelder ins Visier nimmt und auch auf der konsequenten Umsetzung. "Führen durch Strategie" wird dabei u.a. durch OKRs (Objectives und Key Results) umgesetzt.

Herausforderungen für das tägliche Geschäft

Gleichzeitig werde das tägliche Geschäft von ZEISS aber auch von Herausforderungen begleitet, wie zum Beispiel steigende Inflation, steigende regulatorischen Anforderungen, die Zunahmen von KI und Robotik oder geopolitische Risiken. Insbesondere geopolitische Risiken seien für ZEISS von so großer Bedeutung, dass es mittlerweile ein dediziertes Team gibt, welches die makroökonomischen Entwicklungen überwache und entsprechende Reaktionen einleite; beispielweise betrachte es aktuell die politische Situation zwischen Taiwan und China sowie deren Auswirkungen auf TSMC, einem der größten Halbleiter-Hersteller weltweit.

André Kutz fasste eindrucksvoll zusammen, wie ZEISS durch Innovationskraft, Anpassungsfähigkeit und Resilienz in einem komplexen globalen Umfeld erfolgreich sein kann und wie die Strategiearbeit dies unterstützt. Der ganzheitliche Ansatz von ZEISS, der die strategischen Geschäftseinheiten integriert und sich dabei stark auf Kundenfeedback stütze, stelle sicher, dass das Unternehmen auch in Zukunft führend sein kann. Die Herausforderungen seien groß, aber mit einer klaren Vision und einem starken Team sei ZEISS gut gerüstet, um die Märkte von morgen aktiv mitzugestalten, so Kutz.

Referent: André Kutz, Head of Strategic Corporate Development bei der CARL ZEISS AG

Schlagworte zum Thema:  Strategie, Transformation