Carmen Auer, Viola Möller
2.1 Carbon Disclosure Project (CDP)
2.1.1 Hintergrund und Zielsetzung
Rz. 135
Das Carbon Disclosure Project (CDP) ist eine im Jahr 2000 in London gegründete gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, als globales Offenlegungssystem von Umweltdaten für Investoren, Unternehmen, Städte, Staaten und Regionen zu fungieren. Einmal jährlich erhebt das CDP im Namen von Investoren anhand von standardisierten Bewertungsfragebögen auf freiwilliger Basis Daten und Informationen zu CO2-Emissionen, Klimarisiken und Reduktionszielen und -strategien von Unternehmen, um eine nachhaltige Wirtschaft zu unterstützen. Im Jahr 2020 unterstützten 590 Investoren mit einem Vermögen von 110 Billionen US-Dollar und mehr als 200 Einkaufsorganisationen mit einer Kaufkraft von 4 Billionen US-Dollar die Forderung des CDP nach Offenlegung.
2023 legten mehr als 21.000 Unternehmen ihre Umweltdaten via CDP offen. Nur knapp 400 Unternehmen schafften es auf die "A-List", welche die höchste Qualität der offengelegten Daten zu Klimawandel, Entwaldung und Wassersicherheit honoriert.
Rz. 136
Das CDP hat sich seit seiner Gründung als Instanz der Nachhaltigkeitsbewertung etabliert. In manchen Ländern wie z. B. in den USA fließt das CDP-Reporting bereits in die Finanzbewertung ein (Deutsche Börse, Reuters, Google Finance). Mehr als 700 institutionelle Anleger unterstützen das Projekt als sog. "Signatory Investors". Das CDP ist unabhängig und finanziert sich durch ein breites Spektrum an Sponsoren, außerdem durch Mitgliedsbeiträge und i. R. v. besonderen Projekten und Partnerschaften. Die von den Unternehmen freigegebenen Daten und die jährlichen CDP-Berichte sind auf der Internetseite des CDP für alle Interessenten frei verfügbar. Die Investoren, die das CDP unterstützen, erhalten auch Zugang zu nicht öffentlichen Informationen.
Rz. 137
Neben dem Hauptsitz in London unterhält das CDP Büros in New York, Dublin, Paris, Berlin, São Paulo, Stockholm und Tokio. Insgesamt erhebt das CDP in etwa 130 Ländern Daten, wobei die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen eine wichtige Rolle spielt. So ist das CDP als Teil von verschiedensten Initiativen wie der Science Based Targets Initiative (SBTi), der We Mean Business Coalition, der The Investor Agenda und der Net Zero Asset Managers Initiative aktiv und möchte eine größere Transparenz und Rechenschaftspflicht von Unternehmen, Städten und Regierungen erreichen.
Rz. 138
Im Jahr 2021 hat das CDP eine 5-Jahres-Strategie entworfen. Eines der Ziele ist es, bis 2025 über relevante Umweltdaten für einen noch größeren Anteil der öffentlichen und privaten Unternehmen zu verfügen, einschl. 90 % der Unternehmen mit den größten Umweltauswirkungen (z. B. beim Ausstoß von Emissionen, Landnutzung, Wasserverbrauch etc.). CDP will die Unternehmen dadurch auf ihrem Weg zu nachhaltiger Entwicklung weiter unterstützen.
Außerdem sollen Investoren in die Lage versetzt werden, Risiken für ihre Investitionsentscheidungen, wie etwa die unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die einzelnen Unternehmen, Preisrisiken für Emissionszertifikate, Wetterrisiken oder steigende Energiepreise besser abzuschätzen.
Rz. 139
Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das CDP bewusst den Fokus auf 8 Kernbereiche:
- Ausweitung ihres Geltungsbereichs auf die planetarischen Grenzen,
- Verfolgung und Bewertung der Fortschritte auf dem Weg des wissenschaftsbasierten Übergangs,
- Vergrößerung des Einflusses ihres Systems durch Erreichen neuer Akteure,
- Ermöglichung ehrgeiziger politischer Ziele durch Vorantreiben von Maßnahmen,
- Nutzung der CDP-Plattform zur Umsetzung von Standards in großem Maßstab,
- Katalysieren und Skalierung von ortsbezogenen Maßnahmen,
- Verbesserung der Transparenz und Verringerung der Komplexität durch neue Technologien,
- Verbesserung der sozialen und Governance-Metriken in der CDP-Plattform.
2.1.2 Berichterstattung
Rz. 140
Investoren, Unternehmen, politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Medien nutzen die CDP-Daten, um sich über klimarelevante Daten und Strategien von Unternehmen zu informieren. Investoren verwenden diese Daten u. a. zur Bewertung langfristiger Chancen und Risiken ihrer Portfoliounternehmen, zur Festlegung ihrer Investmentstrategie, zur Entwicklung von Anlageprodukten und Indizes sowie zur Einreichung von Anträgen auf Hauptversammlungen und zur direkten Zusammenarbeit mit dem Unternehmensmanagement.
Rz. 141
Unternehmen und Städte legen ihre Daten offen, weil sie sich dadurch langfristig einen nennenswerten Vorteil erwarten. Während Städte durch die Offenlegung eine verbesserte Vergleichbarkeit unte...