Die Äquivalenzziffernkalkulation kann zum Einsatz kommen, wenn in einem Unternehmen Sortenfertigung vorliegt und wenn es zwischen den Sorten bzw. Produkten ein festes Kostenverhältnis gibt. Von Sortenfertigung spricht man, wenn ein Unternehmen Produkte herstellt, die sich in den Produktions- und Absatzbedingungen ähneln. Typischerweise handelt es sich hierbei um Massenprodukte. Sortenfertigung findet man u. a. im Brauereibereich, bei der Papierproduktion oder bei der Herstellung von Schrauben, Blechen oder Ziegeln.
Von einem festen Kostenverhältnis spricht man vor allem deshalb, weil man die Sorten i. d. R. auf den gleichen Maschinen oder Produktionsanlagen fertigen kann und es meist nur Unterschiede im Material-, Lohn- oder Energiebereich gibt. Stellt ein Betrieb z. B. Ziegel her, nutzt er dazu die gleichen Produktionsanlagen und nur der Materialeinsatz und die Brenndauer unterscheiden sich wesentlich. Dabei bleibt das Verhältnis der Kosten bei den Produkten gleich. Beispielsweise werden in einem Ziegel immer 1 Kilo Material eingesetzt, in einem anderen immer 0,8 Kilo und in einem dritten 1,3 Kilo. Über das Kostenverhältnis ist nun eine relativ einfache Kalkulation mit Äquivalenzziffern möglich. Die Äquivalenzziffern drücken das Kostenverhältnis der Sorten untereinander aus.
1.1 Umsetzung der Äquivalenzziffernkalkulation
Die Äquivalenzziffernkalkulation lässt sich gut und relativ einfach in mehreren Schritten umsetzen.
Schritt 1: Verkaufs- und Absatzmengen planen oder schätzen
Die möglichen Verkaufsmengen einer Periode müssen für jedes Produkt, jeden Artikel geplant oder geschätzt werden. Von der Güte dieser Schätzung hängen alle weiteren Arbeiten ab. Abgeschätzt werden muss beispielsweise, über welche Produktionskapazitäten oder welchen Personal-bestand man verfügen muss, um die benötigten Mengen herzustellen. Daher sollte man diesem Schritt besondere Aufmerksamkeit und viel Zeit widmen und ihn als ersten durchführen.
Ausgangspunkt können die Zahlen der letzten Abrechnungsperiode sein. Gleichzeitig sollten auch folgende Punkte geprüft werden:
- Wie ist die allgemeine Wirtschaftslage? Wie lauten die Prognosen für die kommenden 2-3 Jahre? Wie verlässlich waren die Prognosen in der Vergangenheit?
- Wie hat sich die Kundenzahl in der Vergangenheit entwickelt?
- Was wurde und wird getan, um die Kundenzahl zu erhöhen?
- Mit welchen Kunden gibt es z. B. Rahmenverträge?
- Welche Kunden haben ggf. schon feste Aufträge zugesagt?
- Bei welchen Artikeln hat es in der Vergangenheit größere Schwankungen bei den Verkaufszahlen gegeben?
- Was sagen die eigenen Vertriebsmitarbeiter? Wie schätzen sie die Lage in den kommenden 12-24 Monaten ein?
Schritt 2: Jährlichen Kosten planen oder schätzen
Im zweiten Schritt ist es erforderlich, die voraussichtlichen Gesamtkosten des Unternehmens zu ermitteln. Das kann z. B. im Rahmen der normalen Unternehmensplanung geschehen. Oder man nimmt die Istwerte aus dem Vorjahr, z. B. indem man die Jahres-BWA (Betriebswirtschaftliche Aus-wertung) einsieht und die einzelnen Positionen auf mögliche Veränderungen überprüft:
- Ist mit Preisveränderungen im Materialbereich zu rechnen?
- Wird sich die Mitarbeiterzahl verändern? Mit welchen Tarifänderungen muss gerechnet werden?
- Wie verändern sich Raumkosten, Versicherungen, Beiträge usw. ?
- Welche Investitionen sind geplant (Veränderung von Abschreibungen und Zinsen)?
- Was ist mit den Ausgaben für Werbung oder Transport?
Größere Zeiträume betrachten
Um Zufallsschwankungen und Einmaleffekte möglichst ausschließen zu können, sollten Sie sich sowohl bei der Absatzmengen- als auch der Kostenplanung die Abschlüsse der letzten 2-3 Jahre ansehen und entsprechende Prüfungen vornehmen. Im Zweifel können Sie auch Mittel-werte mehrerer Jahre als Ausgangsbasis wählen.
Kosten auf Kostenstellen verteilen?
Für die Durchführung der Äquivalenzziffernkalkulation werden Kostenstellen nicht zwingend benö-tigt. Dennoch haben viele Unternehmen, die diese Kalkulation umsetzen, eine Größe, die dazu führen sollte, sich zu überlegen, ob die Einrichtung von Kostenstellen sinnvoll ist.
Kostenstellen können auch dabei helfen, die Organisation eines Unternehmens besser abzubilden und Verantwortungsbereiche klar zu definieren. Außerdem ist es möglich, den Leitern Budgets zuzuweisen, z. B. für Personal- und Raumkosten oder Werbung. So ist es u. a. möglich, bereits auf Ebene der Kostenstellen eine Kostenplanung und Kostenkontrolle vorzunehmen.
Die Durchführung der eigentlichen Kalkulation bleibt von der Einrichtung von Kostenstellen unbe-rührt und kann wie zuvor beschrieben auch ohne eine Untergliederung des Unternehmens in Be-reiche vorgenommen werden.
Schritt 3: Kalkulation durchführen
Sind die Gesamtkosten und die Absatzmengen je Produkt nach dem Abarbeiten der ersten beiden Schritte bekannt, gilt es, zunächst die Selbstkosten und dann den Verkaufspreis für jeden Artikel zu bestimmen.
Dieser Vorgang ist meist schnell und einfach durchzuführen, da sich Unterschiede bei den Selbst-kosten je Sorte im Kern nur dadurch ergeben, dass jede Sorte die Pr...