Corbinian Oppenheimer, Bernd Kälber
Ein weiterer Ansatz ist das Bereitstellen von universellen Tools. Diese decken mehrere Einsatzgebiete auf einmal ab. Somit werden im Idealfall mehrere Bereiche und Nutzer gleichzeitig eingebunden. Ein Beispiel eines universellen Tools ist die "Time Series Analytics App" (TSA App) des CFO-Bereichs der E.ON SE, die in Kooperation mit dem Steering Lab von Horváth & Partners entwickelt und implementiert wurde. Die TSA App erlaubt es, jede Form von Zeitreihen intelligent zu analysieren und zu prognostizieren. Einsatzbereiche sind unter anderem Treasury, Einkauf und Controlling. Es hat sich gezeigt, dass es für einen effektiven Einsatz von großem Vorteil ist, wenn die Anwender eine Schulung erhalten. Dabei wird für die algorithmischen Konzepte ein Grundverständnis erarbeitet sowie die Bedienung eingeübt. Im Laufe der verschiedenen Anwendungen der App lernt der Anwender das Potenzial von Use Cases abzuschätzen und hat erste Erfolgserlebnisse im Generieren von Mehrwert durch den Einsatz intelligenter Algorithmen. Bei dem Einsatz der TSA App war von großem Vorteil, dass die Bedienung zum einen einfach und intuitiv ist, und zum anderen der Zugang zur App keinerlei infrastrukturelle Anforderungen stellt. Der webbrowserbasierte Zugriff auf die ISO 27001:2013 zertifizierte Infrastruktur des Steering Lab erfolgt anhand einer Zwei-Faktor-Authentifizierung. In der Konsequenz wurde die Akzeptanz für algorithmische Lösungen im CFO-Bereich deutlich erhöht.
Pro:
Universelle Tools sind oft ökonomischer als maßgefertigte Lösungen, da hierfür standardisierte Algorithmen genutzt werden sowie eine Bandbreite an Use Cases mit einer Anwendung abgedeckt werden können. Auch die Entwicklungszeit ist meistens kürzer als bei hochspezialisierten Anwendungen. Wenn die Einführung von generischen Lösungen sorgfältig begleitet wird, ist das Potenzial für einen Lerneffekt mit Erfolgserlebnis sehr hoch. In der Folge erhöht sich auch die Akzeptanz von algorithmischen Anwendungen.
Contra:
Es liegt in der Natur der Sache, dass universelle Tools oftmals nicht die ganze Komplexität einer spezifischen Problemstellung abdecken können. In diesen Fällen ist es nötig, ergänzende Lösungen zur Abdeckung der Problemstellung zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet auch, dass sie dadurch zum Teil nicht geeignet sind, um bestehende operative Produktivsysteme abzulösen, da dies oftmals hoch spezialisierte Systeme sind. Die Nutzung des universellen Tools kann dadurch auf die Funktion eines "side cars" im CFO-Bereich beschränkt sein, womit auch der direkt messbare Mehrwert in Euro limitiert ist.