Theoretischer Bezug: physikalische Gesetze
Praktisch alle modernen Konzepte und Methoden umweltorientierter Rechnungslegung wurden auf der Basis der erfassten Stoff- und Energieströme entwickelt. Als theoretische Bezugsgrundlage für eine naturale Bilanzierung von Stoffen und Energie dienen die physikalischen Sätze der Masse- und Energieerhaltung. Danach bleiben in einem geschlossenen System die Summen aller Massen und Energien konstant. Wird der Produktionsprozess als ein solches geschlossenes System betrachtet, bedeutet dies, dass der Input, stofflich-energetisch gesehen, dem Output quantitativ entspricht; es findet lediglich eine qualitative Veränderung statt.
Abb. 2: Schema einer Stoff- und Energiebilanz
2.3.1 Ökologische Schwachstellenanalyse
Mittel zur ökologischen Prozesstransparenz
Mit der Stoff- und Energiebilanzierung (s. Abb. 2) kann einerseits der industrielle Transformationsprozess transparent und kontrollierbar (über eine entsprechende Planung) gemacht werden. Andererseits wird eine Basis geschaffen, um die ökologischen Auswirkungen des betrachteten Prozesses umfassend einschätzen zu können. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen demnach Prozesse, wobei die Stoff- und Energiebilanzierung wichtige Informationen für eine ökologische Schwachstellenanalyse liefert. Letztendlich sollen daraus Umweltschutzmaßnahmen abgeleitet werden, die zu einer Verbesserung der Umweltsituation führen.
Mit der Gegenüberstellung (Bilanzierung) von Input und Output werden diejenigen Stoff- und Energiemengen aufgedeckt, die ansonsten unbewusst an die natürliche Umwelt abgegeben werden. Dies ist in zweifacher Hinsicht für das Unternehmen bedeutsam: Erstens werden diese Stoffe und die Energie im Hinblick auf einen sparsamen, verantwortlichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen vergeudet und zweitens verursachen sie möglicherweise ökologische Schäden.
In Bezug auf die Energiebilanz beschränken sich die Verfechter der Stoff- und Energiebilanzierung auf eine Bilanzierung der thermischen Energie, d. h. auf die Berechnung des mit den Stofftransport- und ‐umwandlungsprozessen einhergehenden Wärmeaustausches, womit schwerwiegende ökologische Veränderungen einhergehen können.
Bilanzarten
Bei der Stoff- und Energiebilanzierung lassen sich folgende Bilanzarten unterscheiden:
- Prozessbezogene Bilanzen umfassen den Produktionsprozess als technisches Verfahren der Stoff- und Energieumwandlung. Es können aber auch besonders umweltrelevante Prozesse außerhalb der Produktion, z. B. Transportprozesse, betrachtet werden.
- Stoff- und stoffgruppenbezogene Bilanzen beinhalten die Wege einer einzelnen Stoffart (z. B. Cadmium) oder einer Stoffgruppe (z. B. Schwermetalle) innerhalb eines abgegrenzten Bilanzraumes (Betrieb, Region, Land etc.), die analysiert werden:
- Produkt- bzw. produktgruppenbezogene Bilanzen umfassen eine Bilanzkette, die auf diverse aneinander gereihte Umwandlungsprozesse gerichtet ist und die den gesamten Lebensweg umschließt.
- In einer Standortbilanz können strukturelle Eingriffe des Betriebsstandorts auf die Umwelt abgebildet werden, z. B. Nutzung der Bodenfläche.
2.3.2 Das Konzept des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung
Praxiserprobter Ansatz
Einen praxiserprobten Ansatz zur Stoff- und Energiebilanzierung stellt das Konzept des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Berlin, dar. Das Fernziel dieses Konzepts besteht darin, ein umfassendes betriebliches Öko-Controlling zu ermöglichen. Damit soll, in Anlehnung an die Finanzbuchhaltung, kontinuierlich, umfassend und nach verbindlichen Verfahrensvorschriften eine ökologische Bilanzierung auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Für die Öko-Bilanzierung lassen sich zwei Kategorien von ökologisch relevanten Informationen unterscheiden:
- Informationen zur Darstellung der Stoff- und Energieströme im Unternehmen über den ökologischen Lebenszyklus der Produkte sowie
- Informationen zu den Umwelteinwirkungen, die durch die Austauschbeziehungen der Betriebe bzw. Produkte mit der Umwelt entstehen.
Input-Output-Bilanz erstellen
Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Öko-Bilanz für das Unternehmen ist die Erstellung einer "Input-Output-Bilanz Betrieb", aus der schrittweise der Umfang und die Art betrieblicher Umwelteinwirkungen abgeleitet werden. Die stofflichen Inputs werden nach der betrieblichen Materialwirtschaftssystematik weiter aufgegliedert in
- Materialklassen 1. Ordnung (Rohstoffe, Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, Kaufteile, Handelsware),
- Materialklassen 2. Ordnung (Detaillierung der Rohstoffe etc.) sowie
- Stofflisten, die Materialien unterscheiden nach Materialbestandteilen, Spuren von Stoffen in Materialien und ökologischen Merkmalen,
- Wasser- und Energieeinsatz: Daraus ergeben sich Ansatzmöglichkeiten für ein entsprechendes ressourcensparendes Management.
Produkte und Emissionen gliedern
Ebenso lassen sich für die Outputseite Produkte und Emissionen sinnvoll untergliedern. Insbesondere folgende Elemente führen zu einer detaillierten Betrachtung:
- Produktzusammensetzungszertifikate: Damit kann die Zusammensetzung der Produkte untersucht werden.
- Stof...