Einheitliches Analyseraster für offensichtliche Risiken
Einfache Checklisten sind ein häufig verwendetes Instrument der Risikodokumentation. Sie eignen sich insbesondere zur Identifikation "offensichtlicher" Risiken. Potenzielle Fehlentwicklungen, z. B. eines ausgewählten Geschäftsbereiches, können so gezielt und systematisch erschlossen werden. Als strukturiertes Erfassungsraster dient dabei ein eigens konzipierter, standardisierter Fragenkatalog. Dieser kann sowohl offene als auch geschlossene Fragestellungen enthalten, sollte jedoch eine möglichst lückenlose und homogene Risikoerfassung ermöglichen. Ziel ist das Erstellen eines möglichst einheitlichen, flexiblen und unternehmensindividuellen Analyserasters, welches als Entscheidungsgrundlage in sämtlichen strategischen und operativen Unternehmensbereichen dient. Denkbar wäre z. B. eine Systematisierung gemäß den unternehmerischen Wertschöpfungsprozessen, der Risikoherkunft, ihrer Wirkungsbereiche, Ursachen, Merkmale oder auch Risikoarten.
Für fast alle Risikoarten einsetzbar
Eine Checkliste ist eine äußerst funktionale Dokumentationsmethode, die nahezu für alle Risikoarten verwendet werden kann. Checklisten sind insbesondere für ein kontinuierliches Erfassen und Vervollständigen der Risiken geeignet, doch sollte das erstellte Analyseraster im Zeitablauf regelmäßig angepasst und verbessert werden. Selbst wenn vordergründig qualitative Aspekte erfasst werden, können diese in einem zweiten Schritt auch quantifiziert werden. Hierfür dienen entweder numerische (z. B. Punkteskala) oder nominale Skalierungen als Bewertungskriterien. Weiterhin können Gewichtungsfaktoren eingesetzt werden. Abbildung 1 zeigt eine solche Checkliste. Den Fragen werden denkbare Antworten gegenübergestellt. Auch werden Aussagen hinsichtlich potenzieller Chancen/Risiken getroffen.
Produktbezogener Marketingbericht |
Frage |
Bewertung |
Chancen/Risiken |
Wird Produktforschung betrieben? |
Ja, regelmäßig Ja, gelegentlich Nein |
Mangelnde Produktvariation und Produktinnovation können zu Kundenverlusten führen |
Wird das Sortiment regelmäßig geprüft? |
Ja, regelmäßig Ja, gelegentlich Nein |
Ein großes Sortiment kann zu einer kostenintensiven Lagerhaltung führen und ebenfalls kostenungünstige Kleinaufträge provozieren. Standardprodukte sind besser absetzbar als Spezialprodukte. Ein kleines Sortiment kann zu Kundenverlusten führen |
Wie ist die Produktqualität im Vergleich mit den wichtigsten Konkurrenten zu beurteilen? |
Wesentlich höher Etwas höher Gleich Wesentlich geringer Etwas geringer |
Eine geringe Produktqualität kann zu Kundenverlusten führen und lässt sich ggf. durch niedrigere Preise und temporär durch erhöhten Werbeaufwand kompensieren |
Haben in den letzten Jahren Änderungen der Produktgestaltung stattgefunden? |
Ja, regelmäßig Ja, gelegentlich Nein |
Zu späte Anpassung an Kundenwünsche ist mit erhöhten Kosten verbunden und kann zu Kundenverlusten führen. |
Wie ist die Altersstruktur der Produkte zu beurteilen, in welcher Produktlebenszyklusphase befinden sich die Hauptprodukte? |
Einführungsphase Wachstumsphase Reifephase Sättigungsphase Rückgangsphase |
Auf ausgeglichenes Portfolio achten. Bei Überwiegen von Produkten in der Sättigungsphase drohen Ertragskrisen. |
Wie sind die Preise im Vergleich mit den wichtigsten Konkurrenten zu beurteilen? |
Wesentlich höher Etwas höher Gleich Wesentlich niedriger Etwas niedriger |
Bei höheren Preisen und Nachfragerückgang Kostensenkungspotenziale ermitteln. Auf Korrelation der Preise mit der Qualität achten. |
Wird Lager- oder Kundenfertigung betrieben? |
Überwiegend Lagerfertigung Annähernd ausgeglichen Überwiegend Kundenfertigung |
Lagerfertigung verursacht höhere Kosten und erhöht das Absatzrisiko. Kundenfertigung kann Kapazitätsprobleme verursachen und das Ausfallrisiko erhöhen. |
… |
… |
… |
Abb. 1: Auszug aus einer produktbezogenen Checkliste