4.1 Fall 1: Betrachtung der Monate unabhängig voneinander
Die folgenden einzelnen Szenarien berücksichtigen schrittweise komplexere Beziehungen zwischen den Eingangsgrößen. Der betrachtete Zeitraum ist jeweils 3 Monate. Für dieses und die folgenden Szenarien gehen wir von 5 Produkten aus, deren Umsätze und Kosten schwanken können (Tab. 1). Angenommen ist hier eine sog. einfache Dreiecksverteilung. Sie besteht aus einem niedrigsten, einem höchsten und einem wahrscheinlichsten Wert. Vereinfachend wird hier angenommen, die Unter- und Obergrenzen seien Vielfache des wahrscheinlichsten Werts also bspw. Untergrenze Stückpreis A = Mittelwert A * 0,85, hier 10 * 0,85 = 8,50 EUR.
Die Simulation mit 10.000 Simulationsläufen dauert nur kurz. Sie liefert eine Verteilung für die Zielgröße Betriebsergebnis in dem betrachteten Quartal. Abb. 3 zeigt das Histogramm für das Betriebsergebnis der 3 Monate. Man erkennt, dass in etwa 5 % der Fälle ein Verlust auftritt, der Erwartungswert (erwarteter Mittelwert des Betriebsergebnisses) beträgt 6.520 EUR. Der Erwartungswert der möglichen Verluste (CVaR) beläuft sich auf 1.637 EUR. Das wäre der Betrag, der beispielsweise als Eigenkapitalreserve vorgehalten werden sollte.
Ein interessantes Detail ist, dass sich die Erwartungswerte der Ergebnisse je Monat aufaddieren lassen. Die Verteilung der Werte "verschiebt" sich damit hin zu größeren Werten, so dass die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust gegenüber jedem einzelnen Monat sinkt. (Tab. 2). Hinzu kommt ein Risikoausgleich, da sich Produkte und Monate unabhängig voneinander verhalten.
Eingangsparameter: Stückpreise
Produkte |
Art der Verteilung |
Untergrenze (0,85) |
Wahrscheinlichkeit Wert |
Obergrenze (1,1) |
A |
Dreieck |
8,50 EUR |
10,00 EUR |
11,00 EUR |
B |
Dreieck |
17,00 EUR |
20,00 EUR |
22,00 EUR |
C |
Dreieck |
19,13 EUR |
22,50 EUR |
24,75 EUR |
D |
Dreieck |
17,00 EUR |
20,00 EUR |
22,00 EUR |
E |
Dreieck |
29,75 EUR |
35,00 EUR |
38,50 EUR |
Eingangsparameter: variable Stückkosten
Produkte |
Art der Verteilung |
Untergrenze (0,85) |
Wahrscheinlichkeit Wert |
Obergrenze (1,1) |
A |
Dreieck |
4,75 EUR |
5,00 EUR |
6,00 EUR |
B |
Dreieck |
9,50 EUR |
10,00 EUR |
12,00 EUR |
C |
Dreieck |
9,50 EUR |
10,00 EUR |
12,00 EUR |
D |
Dreieck |
11,40 EUR |
12,00 EUR |
14,40 EUR |
E |
Dreieck |
19,00 EUR |
20,00 EUR |
24,00 EUR |
Eingangsparameter: Absatzmengen
Produkte |
Art der Verteilung |
Untergrenze (0,85) |
Wahrscheinlichkeit Wert |
Obergrenze (1,1) |
A |
Dreieck |
350 |
500 |
600 |
B |
Dreieck |
700 |
1.000 |
1.200 |
C |
Dreieck |
280 |
400 |
480 |
D |
Dreieck |
525 |
750 |
900 |
E |
Dreieck |
350 |
500 |
600 |
Tab. 1: Eingangsdaten für die Monte-Carlo-Simulation (Werte in Klammern sind die Faktoren für Erhöhung/Abnahme)
Abb. 3: Histogramm Betriebsergebnis für Fall 1 (gesamt für alle Monate)
Monate |
Verlustwahrscheinlichkeit p(BE <0) ca. |
Erwartungswert Betriebsergebnis |
Januar |
17,99 % |
2.163,63 EUR |
Februar |
16,96 % |
2.188,22 EUR |
März |
17,70 % |
2.169,06 EUR |
Gesamt |
4,65 % |
6.520,90 EUR |
Expected Shortfall CVaR |
-1.637,14 EUR |
Variationskoeffizient |
62 % |
Tab. 2: Verlustwahrscheinlichkeiten und Erwartungswerte je Monat und insgesamt im Fall 1
4.2 Fall 2: Abhängigkeiten der Produkte untereinander
Im 2. Fall soll die Abhängigkeit der Absatzmengen der Produkte untereinander betrachtet werden. Verkäufe von Produkte beeinflussen sich oft gegenseitig, sei es positiv (komplementäre Produkte wie Bohrmaschinen und Bohrer) oder negativ wie zum Beispiel der steigende Tablet-Computer-Verkauf und der gleichzeitig zurückgehende Notebook-Absatz. Tab. 3 listet beispielhaft die hier angenommenen Korrelationen auf. Solche Korrelationen erhält man in der Praxis primär aus Vergangenheitsdaten der Produkte.
|
A |
B |
C |
D |
E |
A |
1,00 |
0,50 |
0,50 |
0,75 |
-0,50 |
B |
0,50 |
1,00 |
-0,20 |
0,40 |
-0,25 |
C |
0,50 |
-0,20 |
1,00 |
0,50 |
0,20 |
D |
0,75 |
0,40 |
-0,50 |
1,00 |
0,00 |
E |
-0,50 |
-0,25 |
0,20 |
0,00 |
1,00 |
Tab. 3: Korrelationsmatrix der Anteile der Produkte an der Gesamtabsatzmenge im Fall 2
Angenommen wird hier, dass die Abhängigkeiten der Produkte untereinander für ein Quartal gelten, sie also dauerhafter sind als die zeitlichen Schwankungen der Absatzmengen. Das erscheint auch plausibel. Das Ergebnis der Simulation zeigt Abb. 4.
Abb. 4: Histogramm Betriebsergebnis für Fall 2 (gesamt für alle Monate)
Der Erwartungswert des Betriebsergebnisses für das Quartal steigt gegenüber Fall 1 leicht auf 6.531 EUR. Die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes nimmt auf etwa 13 % zu, der conditional value at risk beträgt 2.741 EUR, ist also deutlich höher als im 2. Fall. Die korrelierten Absatzmengen "verbreitern" die Streuung der Ergebnisse, ändern aber wenig am Mittelwert.
Monate |
Verlustwahrscheinlichkeit p(BE <0) ca. |
Erwartungswert Betriebsergebnis |
Januar |
18,70 % |
2.202,12 EUR |
Februar |
18,61 % |
2.182,99 EUR |
März |
19,16 % |
2.145,88 EUR |
Gesamt |
13,08 % |
6.530,99 EUR |
Expected Shortfall CVaR |
-2.741,47 EUR |
Variationskoeffizient |
63 % |
Tab. 4: Verlustwahrscheinlichkeiten und Erwartungswerte je Monat und insgesamt im Fall 2
4.3 Fall 3: Zeitliche Abhängigkeit von Monat zu Monat
Im 1. und 2. Fall...