Dipl.-Kfm. Matthias Siebold
5.3.1 Systematik der Investitionsrechnungsverfahren
Zur Beurteilung der kommerziellen Attraktivität von Investitionen werden lnvestitionsrechnungsverfahren angewendet, um Entscheidungshilfen zu erhalten. Deshalb ist es wichtig zu überlegen, anhand welcher Kriterien man eine solche Zweckmäßigkeitsbeurteilung vornehmen kann.
Verfahrenswahl
Die Optimierung des Investitionsbedarfs erfolgt quantitativ und qualitativ mithilfe von Investitionsrechnungsverfahren. Mit diesen Rechenverfahren wird festgestellt, ob ein Investitionsvorhaben der Zielsetzung des Investors entspricht und welches von mehreren Investitionsalternativen die Zielsetzung am besten erfüllt. Für die Beurteilung von Business Cases sind drei Verfahren besonders relevant:
- die Amortisationsrechnung zur Ermittlung des Break Even.
- die Kapitalwertmethode zur Berechnung des Net Present Value.
- die Nutzwertanalyse. Sie wird für Vorentscheidungen bei alternativen Umsetzungsoptionen eingesetzt, könnte bei kleinen Projekten allerdings auch als beurteilendes Verfahren im Ganzen verwendet werden.
5.3.2 Den Zeitraum für die Amortisation ermitteln
Die Amortisationsrechnung ermittelt den Zeitraum, in dem das investierte Kapital über die Cashflows wieder in das Unternehmen zurückfließt. Die so ermittelte Amortisationsdauer wird auch als Break Even, Pay Off, Pay Back, Kapitalrückfluss oder Kapitalwiedergewinnung bezeichnet.
Risikobetrachtung
Mithilfe der Amortisationsrechnung kann das Liquiditätsrisiko beurteilt werden. Eine Investition ist umso sicherer, je kürzer die Amortisationsdauer ist. Sie dient dazu, über die Ermittlung der Kapitalbindungsdauer die Auswirkungen auf die Liquidität eines Unternehmens abzuschätzen. Sie liefert damit wichtige Daten für die Finanz- und Liquiditätsplanung und beantwortet die Frage, ob aufgenommene Kredite mit den jeweiligen Überschüssen termingerecht getilgt werden können.
Wenn die jährlichen Rückflüsse unterschiedlich hoch sind, wird die Amortisationsdauer mit der Kumulationsmethode ermittelt. Ab dem Zeitpunkt der Investition werden die jährlichen Cashflows bis zu dem Zeitpunkt schrittweise addiert, zu dem die kumulierten Rückflüsse gleich der Anschaffungsauszahlung sind.
5.3.3 Die Rentabilität mit der Kapitalwertmethode berechnen
Die dynamische Investitionsrechnung der Kapitalwertmethode berücksichtigt den gesamten Zeitraum der Investition. Nach dem Liquiditätsprinzip sind nicht die Aufwendungen und Erträge, sondern die Zahlungsströme (Höhe und Zeitpunkt von Ein- und Auszahlungen für den gesamten Nutzungszeitraum) für die Rentabilitätsbestimmung maßgeblich.
Nach dem Barwertprinzip werden für jedes Jahr der Nutzungsdauer die Aus- und Einzahlungen zu einer Strömungsgröße zusammengefasst. Diese Beträge werden unter Verwendung eines Zinssatzes auf den Investitionszeitpunkt abgezinst, der als erzielbare Rendite (beim Ertragswertverfahren) oder Mindestrendite des Investors (beim Kapitalwertverfahren) betrachtet wird. Neben den Begriffen Kapitalwert wird die Kennzahl auch Nettokapitalwert, Nettobarwert oder Net Present Value genannt.
Der Kapitalwert einer Investition gibt für einen Bezugspunkt an, ob ein Ertrag erzielt werden kann, der über der gewünschten Mindestverzinsung (= Kalkulationszinsfuß) liegt.
Eine Investition ist dann vorteilhaft, wenn der Kapitalwert positiv ist. Bei zwei oder mehreren sich gegenseitig ausschließenden Alternativen ist die Investition auszuwählen, die den größten positiven Kapitalwert aufweist.
Abb. 15: Die kommerzielle Attraktivität mit Rendite und finanziellem Risiko belegen