Benjamin Frank, Julian Dombrowski
Bereits zu Beginn des Projektes war schnell klar, dass eine effiziente Umsetzung des integrierten Planungsprozesses sich nur durch ein neues dediziertes Planungstool realisieren lassen kann. Ebenso war es klare Voraussetzung, dass eine schnelle Abhilfe geschaffen werden muss und eine langdauernde Softwarekonzeption und -einführung über mehrere Jahre hinweg keine Option darstellen würde.
Prämissen für die weitere Entscheidung einer Lösung waren zudem:
- eine schnelle Umsetzbarkeit in der bestehenden Systemlandschaft,
- ein skalierbarer Ansatz, um wachsende Geschäftszweige flexibel abbilden zu können,
- die Darstellung eines integrierten Prozess- und Datenmodells und
- die Umsetzbarkeit mit internen Wissensträgern des Business Intelligence (BI)-Teams, um das Kompetenzzentrum hier weiterausbauen zu können.
Die Entscheidung für das System fiel daher auf die SAP Analytics Cloud (SAC). Neben einer sehr flexiblen Gestaltbarkeit der Lösung, war ein entscheidender Faktor, dass das SMA BI-Team in den Jahren zuvor bereits vielfache Lösungen im Reporting sowie in der aktiven Planung mit der SAC umsetzen konnte (s. Abb. 7) und die Anbindung an das sehr gut ausgebaute SAP Business Warehouse (SAP BW) einfach möglich war.
Abb. 7: Übersicht des SAC Entwicklungswegs bei SMA Solar
4.1 Phase 1: Realisierung des integrativen Ansatzes
Wie in Abb. 8 dargestellt, erfolgte die Umsetzung innerhalb der SAC in 2 Phasen, wobei vorgelagert zur systemischen Umsetzung noch eine intensive dreimonatige Konzeptionsphase zur Ausarbeitung funktionaler Anforderungen und Datenmodellstrukturen vorangestellt wurde.
In einer ersten Phase lag der vollständige Fokus auf der Integration des Prozesses, d. h. dass Daten des Sales Forecast aus Salesforce in allen Folgeprozessen in einem integrierten Datenmodell innerhalb der SAC weiterverarbeitet werden können, ohne Notwendigkeit weiterer Nebenrechnungen außerhalb des Systems.
Ziel dieser ersten Phase war es zudem, die grundlegende Struktur des Zielprozesses mit einer Finanzplanung aufbauend auf den S&OP Ergebnissen zu realisieren. Diese erste Umsetzungsphase des Prozesses erfolgte bereits mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit, sodass Ergebnisse bereits nach 10 bis 12 Arbeitstagen statt 17 zur Verfügung standen. Für 2 beispielhafte Einblicke in die Nutzeroberfläche der neuen SAC Planungsmasken sehen Sie bitte Abb. 10 und Abb. 11.
Abb. 8: Planungsmodule innerhalb der SAC
4.2 Modularer Aufbau des SAC Planungssystems
Wie Abb. 8 zeigt, besteht der gesamte Aufbau des Planungssystems aus mehreren dedizierten Planungsmodulen innerhalb der Bereiche Demand Planning, Operations Planning und Financial Planning. Diese besitzen jeweils einen speziellen Fokus mit eigenen Kalkulationslogiken (z. B. Bestandsprognose, Revenue Forecast, …), sind jedoch auch miteinander verknüpft.
Haupttreiber in der Ausgestaltung des Systems war hierbei im Speziellen der rot markierte Teil des Operation Plannings, da in diesen Anwendungen eine Vielzahl von Abhängigkeiten und Planungsbesonderheiten der SMA abgebildet werden mussten (z. B. Lieferzeiten je Transportmodus, Planungsgranularitäten, Handelswaren vs. Eigenfertigung, …).
Insbesondere der Teil des Operation Plannings in Verbindung mit der Finanzplanung erforderte zudem einen besonderen Integrationsaufwand, um Überleitungen aus der operativen Planung in finanzielle Effekte sauber und korrekt abzubilden. Diese Integration erforderte auch aus Change-Management-Perspektive ein besonderes Augenmerk.
Da die Ergebnisse der Planung und ihre finanzielle Überleitung in entsprechenden Management Meetings als Indikator für Steuerungsentscheidungen genutzt werden sollen, ist ein Vertrauen aller Beteiligten in die korrekte Kalkulation elementar für einen nachhaltigen Erfolg der integrierten Planung.
4.3 Das Herzstück des Systems: ein integriertes Datenmodell
Der Erfolgsfaktor, damit diese Integration gelang, liegt somit insbesondere im integrierten Datenmodell, welches das Fundament und somit das Herzstück des gesamten Planungstools bildet.
Wie in Abb. 9 schematisch angedeutet berücksichtigt dies zum einen, wie die verschiedenen Datenattribute der einzelnen funktionalen Planungen ineinandergreifen. Zeitgleich ist bzw. war es für eine erfolgreiche Integration in die Finanzplanung auch erforderlich zu definieren, wie sich jeder einzelne Planungseffekt in monetäre Effekte übersetzten lässt.
So hängen z. B. allein für die Kalkulation eines sauberen monatlichen Revenue Forecasts Datenattribute des Sales Forcasts, des Demand Plans sowie des letztendlichen S&OP-Plans, welcher kapazitätsbereinigend wirkt, zusammen. Jedes dieser Einzelmodule wiederum verursacht Wirkungseffekte in anderen Bereichen wie einer Bestands- oder Logistikprognose, welche wiederum Herstellkostveränderungen nach sich ziehen können.
Das integrierte Datenmodell mit seinen Wirkungszusammenhängen und Kalkulationslogiken bildete somit den anspruchsvollsten Teil der Umsetzung. Es wurde bereits initial in der vorgelagerten Konzeptionsphase intensiv erarbeitet, die Wirkungszusammenhänge in einem Excel-basierten Proof-of-Concept validiert und im Rahmen der operativen Umsetzung kontinuierlich weiterentwickelt.
Abb. 9...