Matthias von Daacke, Fabian List
Zusammenfassung
- Die Mehrjahresplanung stellt bei der BLANCO-Gruppe die Überleitung der Strategie in die operative Planung dar. Dabei werden strategische Initiativen mit konkreten Maßnahmen und Zahlen hinterlegt.
- Aufgrund der volatilen Rahmenbedingungen wurde eine agilere Planung notwendig, um schnell auf neue Erkenntnisse reagieren zu können. Diese Agilität wird durch die Campus-Planung unterstützt.
- Der Prozess wird durch eine treiberbasierte Planung unterstützt. Wichtiges Element ist hierbei die Identifizierung und Analyse von Treibern, die das Geschäftsmodell wesentlich beeinflussen.
Im Rahmen der Campus-Planung werden die Entscheider im Unternehmen direkt in den Prozess der Planung eingebunden, wodurch die Akzeptanz der Planung sowie die Zusammenarbeit stark verbessert wird.
In diesem Beitrag wird ein Praxisbeispiel vorgestellt, bei dem eine Campus-Planung in den Prozess der MJP integriert wurde. Es werden die Vor- und Nachteile des neuen Prozesses aufgezeigt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf der Auflösung der Silo-Planung durch stärkere Interaktion, einer maßnahmenorientierten Planung sowie einer fokussierten Szenarioplanung.
1 Ausgangssituation und Zielsetzung
Eine effektive Unternehmensplanung hat zum Ziel, die Entscheidungsfindung innerhalb des Unternehmens zu verbessern und somit positiv zum Unternehmenserfolg beizutragen. Die Planungsprozesse müssen deshalb auf die Anforderungen im Unternehmen abgestimmt sein. Gleichzeitig soll der moderne Planungsprozess möglichst einfach, flexibel und integriert sein. Bei der BLANCO-Gruppe ist der Planungsprozess auf den Strategieprozess abgestimmt, mit dem Ziel, die Entscheidungsfindung zu verbessern und die Strategie zu unterstützen. Die Ziele werden von der strategischen Planung in die operative Planung kaskadiert. Hierdurch werden auch in der operativen Planung strategiekonforme Entscheidungen getroffen.
Der vorliegende Artikel stellt die Planungsschritte der BLANCO-Gruppe dar und befasst sich mit der Umsetzung einer Campus-Planung im Rahmen der Mehrjahresplanung (MJP). Dabei wird auf die bisherigen Probleme des bestehenden Prozesses eingegangen und ein optimierter Prozess unter Verwendung der Campus-Planung vorgestellt. Abschließend werden die Erkenntnisse aus dem angepassten Prozess diskutiert.
1.1 Unternehmensvorstellung
1925 gegründet, ist das Unternehmen heute eine international etablierte Premiummarke für Systemlösungen des Küchen-Wasserplatzes in der privaten Haushaltsküche. Mit Tochtergesellschaften in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum sowie Handelspartnern ist die Marke BLANCO in rund 100 Ländern präsent. Neben dem Unternehmenssitz im baden-württembergischen Oberderdingen befinden sich verschiedene Produktions- und Logistikstandorte im Südwesten Deutschlands sowie im Vereinigten Königreich, Tschechien, USA, Kanada, Australien und China.
Die internationale Ausrichtung der BLANCO-Gruppe spiegelt sich auch in globalen Strukturen sowie Lieferketten wider. Abstimmungen innerhalb der globalen Organisation und damit verbunden eine einheitliche Ausrichtung sind dabei essenziell. Durch die globale Ausrichtung muss sich die BLANCO-Gruppe auch auf makroökonomische Veränderungen schnell und flexibel einstellen. Der Planungsprozess soll diesen Strukturen gerecht werden, Veränderungen schnell abbilden und ein global abgestimmtes Bild darstellen.
1.2 Problemstellung der BLANCO-Gruppe
Der Planungsprozess der BLANCO-Gruppe ist in verschiedene Stufen untergliedert. Unterschieden wird dabei zwischen den folgenden, in Abbildung 1 dargestellten Planungshorizonten:
Abb. 1: Planungsstufen BLANCO-Gruppe
Die MJP stellt dabei das Bindeglied zwischen der operativen Planung sowie der strategischen Planung dar. Ziel ist es, daraus abgeleitet die Ressourcen für die Zukunft zu verteilen und die Entscheidungsfindung zu verbessern.
Die in der strategischen Planung definierten Ziele und Maßnahmen werden über die MJP in operative Ziele heruntergebrochen. Das erste Jahr der MJP stellt das Zielbild für die operative Planung dar. Mit diesem Prozess wird gewährleistet, dass die operativen Maßnahmen und Ziele strategiekonform sind und die Strategieumsetzung unterstützen.
Der bestehende Prozess der MJP wurde diesen Anforderungen nicht gerecht. Die Probleme bestanden dabei vor allem in Bezug auf die folgenden Punkte:
Hoher Detaillierungsgrad und fehlende Flexibilität
Die MJP wurde von verschiedenen Bereichen unterschiedlich detailliert geplant. Dies führte zu einem hohen operativen Aufwand, wobei die strategischen Ziele und das übergeordnete Bild eher vernachlässigt wurden. Zudem müssen im Rahmen der Planung, insbesondere bei einem Planungshorizont von drei Jahren, unterschiedliche Auswirkungen dargestellt werden. Durch den hohen Detaillierungsgrad waren Anpassungen mit hohem Aufwand verbunden. Dabei gab es zudem nur eine Plan-Version und mögliche Szenarien wurden nicht berücksichtigt. Gerade in Zeiten hoher Marktdynamik ist es nicht sinnvoll nur eine Planversion zu verwenden.