Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Heimo Losbichler
Controller-Kompetenzmodell als neuer IGC-Standard
Die International Group of Controlling (IGC) hat mit dem Controller-Wörterbuch, dem Controller-Leitbild, dem Controlling-Prozessmodell und den begleitenden Prozesskennzahlen, der DINSPEC 1086 und dem Grundsatzpapier in den letzten Jahren wichtige Grundlagen für eine wirkungsvolle Controller-Arbeit und einen international anerkannten Controlling-Standard geschaffen. Das Controller-Kompetenzmodell setzt auf diesen Standards auf, erweitert diese und schließt dabei die Lücke für die effektive Entwicklung und Messung von Controller-Kompetenzen. In Abb. 9 sind die Gesamtarchitektur der IGC-Standards sowie die Anknüpfungspunkte zwischen den bestehenden Standards und dem Controller-Kompetenzmodell dargestellt.
Controller-Kompetenzmodell ergänzt das Controlling-Wörterbuch
Die IGC hat ihre Standards über Jahre schrittweise nach einer klaren Logik entwickelt, sodass diese aufeinander aufbauen. Grundlage einer international etablierten Controlling-Konzeption sind klare, eindeutige Begriffe, welche 1998 erstmals im Controller-Wörterbuch verbindlich definiert wurden. Auch, wenn das Controller-Wörterbuch schrittweise erweitert wurde und in der 4. Auflage vorliegt, fokussiert es nach wie vor auf die Controlling-Fachterminologie. Der Kompetenzbegriff kommt nur im Kontext der Kernkompetenz eines Unternehmens, nicht aber im Kontext der Kompetenzen von Controllern vor. Das vorliegende Werk erweitert in diesem Sinne den Umfang des Controller-Wörterbuchs.
Abb. 9:Einbettung des Controller-Kompetenzmodells in die Gesamtarchitektur der IGC-Standards
Controller-Leitbild dient als allgemeine Orientierung für das Controller-Kompetenzmodell
Im Verständnis der IGC sind die Begriffe "Controller" und "Controlling" zu unterscheiden. Controlling bezieht sich auf den Prozess der Zielfestlegung, Planung und Steuerung eines Unternehmens, in dem Führungskräfte und Controller zusammenarbeiten. Controller spielen in diesem Prozess eine spezielle Rolle und nehmen essenzielle Aufgaben wahr. Die Rollen und wesentlichen Aufgaben von Controllern wurden 1996 im Controller-Leitbild erstmals definiert und sehen in der 2013 aktualisierten Fassung wie folgt aus:
Controller leisten als Partner des Managements einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen Erfolg der Organisation. Sie
- gestalten und begleiten den Management-Prozess der Zielfindung, Planung und Steuerung, sodass jeder Entscheidungsträger zielorientiert handelt,
- sorgen für die bewusste Beschäftigung mit der Zukunft und ermöglichen dadurch, Chancen wahrzunehmen und mit Risiken umzugehen.
- integrieren die Ziele und Pläne aller Beteiligten zu einem abgestimmten Ganzen,
- entwickeln und pflegen die Controlling-Systeme. Sie sichern die Datenqualität und sorgen für entscheidungsrelevante Informationen,
- sind als betriebswirtschaftliches Gewissen dem Wohl der Organisation als Ganzes verpflichtet.
Dieses Leitbild definiert die grundsätzliche Rolle des Controllers und gibt damit Controllern wie Managern eine wichtige Orientierung. Gleichzeitig kann es jedoch die Komplexität der Ausgestaltung konkreter Controller-Funktionen in unterschiedlichsten Unternehmen nicht vollständig abdecken. In der Praxis gibt es nicht "den" Controller, sondern vielfältige Controller-Funktionen (Leiter einer Controller-Organisation, Vertriebscontroller etc.). Zudem wird die konkrete Rolle des Controllers vom jeweiligen Unternehmensumfeld maßgeblich beeinflusst.
Controlling-Prozessmodell als strukturelles Fundament für das Controller-Kompetenzmodell
Das vorliegende Controller-Kompetenzmodell baut auf der im Controller-Leitbild definierten Rolle des Controllers auf. Im Gegensatz zum Leitbild will das Controller-Kompetenzmodell keine allgemeine Orientierung, sondern konkrete Unterstützung für die Kompetenzentwicklung in gegebenen Controller-Funktionen geben. Die in einer spezifischen Controller-Funktion nötigen Kompetenzen werden nicht nur durch die grundsätzliche Rolle sondern auch von den konkreten Aufgaben bestimmt. Diese wurden 2011 im IGC-Controlling-Prozessmodell beschrieben, welches einen Ordnungsrahmen für die zeitliche und inhaltliche Strukturierung der Controlling-Aktivitäten bietet. Es strukturiert Controlling in zehn Controlling-Hauptprozesse (s. Abb. 10).
Struktur des IGC Controller-Kompetenzmodells
Die Controlling-Hauptprozesse werden wiederum in Teilprozesse und diese wiederum in Einzelaktivitäten unterteilt. Es definiert aufeinander abgestimmte Prozessziele, -inhalte, erforderliche Inputs und beabsichtigte Wirkungen für die einzelnen Controlling-Prozesse. Damit dient es als "blueprint" für die grundlegende Strukturierung der Controlling-Aktivitäten und als Leitlinie für die effektive Gestaltung der Zusammenarbeit von Managern und Controllern im Prozess der Zielfindung, Planung und Steuerung.
Abb. 10:Controlling-Prozessmodell der International Group of Controlling
Aktivitäten des Controlling-Prozessmodells als inhaltliche Basis für Controller-Kompetenzen
Das Controller-Kompetenzmod...