Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Heimo Losbichler
3.4.1 Zuordnung prozessspezifischer Controller-Kompetenzen
Wesen der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung
Ziel des Hauptprozesses "Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung" (in weiterer Folge Kosten- und Leistungsrechnung) ist es, Kosten-, Leistungs- und Ergebnistransparenz durch eine verursachungsgerechte Zuordnung von Kosten, Leistungen und Erlösen auf entsprechende Objekte (z. B. Produkte oder Unternehmensbereiche) zu schaffen, um Entscheidungen und Verantwortlichkeiten mit Blick auf Kosten, Leistungen und Ergebnisse zu unterstützen. Der Prozess zielt u. a. darauf ab, eine verantwortungsbezogene Management-Erfolgsrechnung als Ergebnis zu erstellen. Außerdem unterstützt die Kosten- und Leistungsrechnung die Erfüllung rechtlicher Rahmenbedingungen (z. B. Transferpreiskalkulationen). Inhalte sind Kosten, Leistungen und Ergebnisse mit Blick auf Produkte oder Dienstleistungen bzw. auf aggregierter Ebene Produktgruppen oder ergebnisverantwortliche Einheiten (z. B. Geschäftsbereiche). Gegenstand der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung ist die Erfassung, Zuordnung, Auswertung und Kontrolle von Kosten, Leistungen und Ergebnissen, die beim betrieblichen Güterverzehr bzw. der Gütererstellung anfallen. Für diesen Hauptprozess wurden die in Abb. 34a dargestellten erfolgskritischen Controller-Kompetenzen identifiziert.
Abb. 34a: Prozessspezifische Kompetenzen "Kosten- und Leistungsrechnung" nach Kompetenzklassen
Abb. 34b klassifiziert die für den Hauptprozess erfolgskritischen Controller-Kompetenzen nach Output-Kategorien.
Abb. 34b: Prozessspezifische Kompetenzen "Kosten- und Leistungsrechnung" nach Output-Kategorien
3.4.2 Beschreibung prozessspezifischer Controller-Kompetenzen
Für den Hauptprozess "Kosten- und Leistungsrechnung" wird exemplarisch die Controller-Kompetenz Entscheidungsfähigkeit in Abb. 35a detailliert beschrieben.
Entscheidungsfähigkeit (A/P; L; S) |
Fähigkeit, Entscheidungen unverzüglich zu treffen |
Erläuterung: Entscheidungsfähigkeit ist die Fähigkeit, die unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten aktiv und selbstbestimmt zu beurteilen und Prioritäten für das weitere Handeln zu setzen. Entscheidungsunfähigkeit führt zu Handlungsunfähigkeit. |
Kompetenzbegriff:
- Setzt deutliche Prioritäten, um Handlungsalternativen aufzuzeigen; konzentriert sich auf das Wesentliche.
- Entscheidet aktiv zwischen unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten im Zuge der Entscheidungsvorbereitung; beurteilt Alternativen sowohl betriebswirtschaftlich als auch werteorientiert.
- Nutzt in Fällen nicht-berechenbarer Entscheidungen den eigenen emotionalen und erfahrungsmäßigen Hintergrund, um nicht handlungsunfähig zu werden.
|
Kompetenzübertreibung: Entwirft Entscheidungsvorlagen vorschnell und setzt Entscheidungen ohne Absprache unbedacht um. |
Legende: A/P: Mischform von Aktivitäts- und Umsetzungskompetenz und personaler Kompetenz L: Output-Kategorie Leadership S: prozessspezifische Kompetenz |
Besondere Relevanz – Hauptprozesse Kosten- und Leistungsrechnung, Projekt- und Investitionscontrolling, Risikomanagement, Betriebswirtschaftliche Beratung und Führung |
Begründung Auswahl – Kosten- und Leistungsrechnung: Die fachliche Kompetenz, das Zusammenhangswissen und die regelmäßige Interaktion mit den betreuten Kostenstellenverantwortlichen befähigen Controller, Prozesse, Ergebnisse bzw. Handlungen zu verstehen, Handlungsempfehlungen zu geben und den Gesprächspartnern nachvollziehbar zu erklären. Zu beachten ist, dass Controller zwar dabei helfen, Entscheidungen vorzubereiten, sie aber nicht abschließend treffen. |
Abb. 35a: Entscheidungsfähigkeit als prozessspezifische Controller-Kompetenz – "Kosten- und Leistungsrechnung"
Beispiel: Skalierung Entscheidungsfähigkeit (A/P; L; S) |
Fähigkeit, Entscheidungen unverzüglich zu treffen |
1 |
Ist in der Lage, unterschiedliche Handlungsalternativen aufzuzeigen. |
2 |
Setzt deutliche Prioritäten, um Handlungsalternativen aufzuzeigen; konzentriert sich auf das Wesentliche. |
3 |
Entwickelt im Rahmen der Entscheidungsunterstützung seine eigene Position. |
4 |
Nutzt in Fällen nicht-berechenbarer Entscheidungen den eigenen emotionalen und erfahrungsmäßigen Hintergrund und vertritt seine Position gegenüber Dritten aktiv. |
5 |
Wird vom Management aufgrund seiner klaren und gut nachvollziehbaren Empfehlungen als Ratgeber auch bei schwierigen Entscheidungen geschätzt und herangezogen. |
Abb. 35b: Skalierung der prozessspezifischen Controller-Kompetenz Entscheidungsfähigkeit
Der Hauptprozess Kosten- und Leistungsrechnung erfordert das in Abb. 36 dargestellte Controller-Fachwissen.
Know-how-Katalog |
IGC-Hauptprozess Kosten- und Leistungsrechnung |
Prozess und System |
Kenntnis des betrieblichen Rechnungswesens und seiner Teilprozesse und Informationen Kenntnisse des komplexen Wirkungsgeflechts eines Unternehmens und der Abhängigkeiten als Grundlage für die situationsgerechte Ausgestaltung der Kosten- und Leistungsrechnung Kenntnis der Vor- und Nachteile von Kosten- und Leistungsrechnungssystemen (z. B. teil- oder vollintegriert) und der damit verbundenen Kosten und Nutzen |
Führungsrelevante vs. externe Bewertung |
Kenntnis der Einsatzfel... |