Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Heimo Losbichler
3.7.1 Zuordnung prozessspezifischer Controller-Kompetenzen
Wesen des Risikomanagements
Das Ziel des Hauptprozesses "Risikomanagement" besteht in der langfristigen Sicherung des Unternehmensbestands und der Verbesserung der Planungsqualität durch frühzeitige Identifikation und Steuerung positiver und negativer Einflussfaktoren auf den Unternehmenswert im Rahmen eines durchgängigen Prozesses. Das Risikomanagement beinhaltet die Identifikation, Erfassung, Analyse, Bewertung, Kontrolle und Steuerung von Risiken sowie die Ableitung und Verfolgung geeigneter Risikoabwehrmaßnahmen. Als Rahmen werden dabei allgemeine risikopolitische Grundsätze vorgegeben sowie strategische Stoßrichtungen angewendet. Für das Risikomanagement wurden die in Abb. 43a dargestellten erfolgskritischen Controller-Kompetenzen identifiziert.
Abb. 43a: Prozessspezifische Kompetenzen "Risikomanagement" nach Kompetenzklassen
Abb. 43b klassifiziert die für den Hauptprozess erfolgskritischen Controller-Kompetenzen nach Output-Kategorien.
Abb. 43b: Prozessspezifische Kompetenzen "Risikomanagement" nach Output-Kategorien
3.7.2 Beschreibung prozessspezifischer Controller-Kompetenzen
Die detaillierte Beschreibung erfolgt am Beispiel der Kompetenz Konfliktlösungsfähigkeit, die im Hauptprozess "Risikomanagement" bei Controllern entsprechend ausgeprägt sein soll (s. Abb. 44a).
Konfliktlösungsfähigkeit (S; K; S) |
Fähigkeit, auch bei Konflikten erfolgreich zu handeln |
Erläuterung: Konfliktlösungsfähigkeit fördert das Erkennen von Interessensgegensätzen, die persönliche Toleranz, die Akzeptanz der Meinungen anderer – auch, wenn sie der eigenen Vorstellung widersprechen, sowie die individuelle Bereitschaft zur Konfliktbearbeitung. Dabei soll die Konfliktlösung nicht das Ergebnis harmoniegeleiteter schneller Einigungen sein, sondern aus einem fair geführten Ausgleich der Interessensgegensätze herbeigeführt werden. Hierzu gehört die Überzeugungsfähigkeit, d. h. die Befähigung, eigene Standpunkte klar und fundiert vorzutragen und Dritten das Gefühl zu vermitteln, Lösungen durch eigene Einsichten gewonnen zu haben. |
Kompetenzbegriff:
- Erkennt neben der eigenen Interessenslage auch die Interessen anderer.
- Führt konfliktäre Gespräche mit anderen; ist dabei einsichtig und tolerant genug, um andere Interessen unvoreingenommen zu prüfen und die eigenen kritisch zu hinterfragen.
- Schafft Vertrauen und tritt sicher auf, überzeugt dabei andere und löst Widerstände und Blockaden, sodass deren Eigenverantwortung und soziale Kommunikation zunimmt.
- Wird in Konfliktfällen gern als ausgleichende Person eingesetzt.
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Kompetenzübertreibung: Versucht in allen Fällen als Vermittler zu agieren und bringt ein zu hohes Verständnis für das Handeln von allen Parteien auf; vermittelt auch dann noch zwischen Konfliktparteien, wenn konsequente Entscheidungen und Standpunkte notwendig sind. |
Legende: S: sozial-kommunikative Kompetenz K: Output-Kategorie Kundenfokus S: prozessspezifische Kompetenz |
Besondere Relevanz – Hauptprozesse Operative Planung & Budgetierung, Risikomanagement, Personalcontrolling, Betriebswirtschaftliche Beratung und Führung |
Begründung Auswahl – Risikomanagement: Entsprechend der unterschiedlichen Risikofreude/-aversion der Entscheidungsträger kommt es im Abwägen von Chancen und Risiken bzw. in der Risikosteuerung häufig zu Interessensgegensätzen zwischen ihnen. Controller müssen diese Gegensätze und daraus entstehende Konflikte zum Wohl des Unternehmens als Ganzes auflösen. Controller haben darüber hinaus generell den Auftrag, die Annahmen der Risk Owner kritisch zu hinterfragen bzw. zu "challengen" und dabei die Unternehmensinteressen und -ziele zu vertreten. Dieser Auftrag beinhaltet in der Regel ein Konfliktpotenzial, mit dem Controller kompetent umgehen müssen. |
Abb. 44a: Konfliktlösungsfähigkeit als prozessspezifische Controller-Kompetenz – "Risikomanagement"
Beispiel: Skalierung Konfliktlösungsfähigkeit (S; K; S) |
Fähigkeit, auch bei Konflikten erfolgreich zu handeln |
1 |
Ist bereit, eine Konfliktlösung zu erzielen. |
2 |
Toleriert die Interessen anderer, lässt Interessensgegensätze zu und ist auf der Suche nach einem Interessensausgleich. |
3 |
Toleriert die Interessen anderer, lässt Interessensgegensätze zu und versteht es, Interessen durch eine aktive Konfliktbearbeitung/Verhandlungsführung auszugleichen. |
4 |
Schafft Vertrauen und tritt sicher auf, überzeugt dabei andere und löst Widerstände und Blockaden, sodass deren Eigenverantwortung und soziale Kommunikation zunimmt. |
5 |
Wird in Konfliktfällen gern als ausgleichende Person eingesetzt, löst Blockaden. |
Abb. 44b: Skalierung der prozessspezifischen Controller-Kompetenz Konfliktlösungsfähigkeit
Für den Hauptprozess sollten Controller auf das in Abb. 45 dargestellte Controller-Fachwissen zurückgreifen können.
Know-how-Katalog |
IGC-Hauptprozess Risikomanagement |
Prozess und rechtliche Rahmenbedingungen |
Kenntnisse rechtlicher Rahmenbedingungen und "soft law" Regelungen im Bereich Governance, Compliance, Risikomanagement, Internes Kontrollsystem Kenntnisse der ablauf- und aufbauorganisatorischen Gestaltung eines wirkungsvollen ... |