Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Heimo Losbichler
Ableitungssystematik für die Kompetenzanforderungen
Die Aufgabenfelder und Tätigkeitsbereiche des strategischen Controllers umfassen im Wesentlichen die Prozesse "Strategische Planung", "Projekt- und Investitionscontrolling", "Betriebswirtschaftliche Beratung und Führung" sowie "Weiterentwicklung der Organisation, Prozesse, Instrumente und Systeme". Abb. 57a ordnet diesen Hauptprozessen die für den strategischen Controller relevanten Kompetenzen zu und hebt zugleich die prozessspezifischen Top-Kompetenzen hervor.
Prozess |
Top 3 Kompetenzen |
Erfolgskritische Kompetenzen |
Strategische Planung |
- Ganzheitliches Denken
- Konzeptionsstärke
- Marktverständnis
|
- Ganzheitliches Denken
- Offenheit für Veränderungen
- Delegieren
- Impulsgeben
- Gestaltungswille
- Integrationsfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit
- Beratungsfähigkeit
- Organisationsfähigkeit
- Konzeptionsstärke
- Marktverständnis
- Projektmanagement
|
Projekt- und Investitionscontrolling |
- Beratungsfähigkeit
- Konzeptionsstärke
- Beurteilungsvermögen
|
- Ganzheitliches Denken
- Offenheit für Veränderungen
- Entscheidungsfähigkeit
- Impulsgeben
- Beratungsfähigkeit
- Beurteilungsvermögen
- Konzeptionsstärke
|
Bwl. Beratung und Führung |
- Beratungsfähigkeit
- Beurteilungsvermögen
- Impulsgeben
|
- Ganzheitliches Denken
- Schöpferische Fähigkeit
- Entscheidungsfähigkeit
- Impulsgeben
- Gestaltungswille
- Kommunikationsfähigkeit
- Sprachgewandtheit
- Konfliktlösungsfähigkeit
- Beratungsfähigkeit
- Konzeptionsstärke
- Beurteilungsvermögen
|
Weiterentwicklung der Organisation, Prozesse, Instrumente und Systeme |
- Ganzheitliches Denken
- Impulsgeben
- Beurteilungsvermögen
|
- Ganzheitliches Denken
- Offenheit für Veränderung
- Schöpferische Fähigkeit
- Impulsgeben
- Gestaltungswille
- Innovationsfreudigkeit
- Integrationsfähigkeit
- Experimentierfreude
- Verständnisbereitschaft
- Beurteilungsfähigkeit
- Konzeptionsstärke
- Projektmanagement
|
Abb. 57a: Top-Kompetenzen für strategische Controller
Ganzheitliches Denken gilt als wichtigste Kompetenz für den strategischen Controller innerhalb der strategischen Planung, die dazu dient, ein Unternehmen in seinem Umfeld zu positionieren. Diesbezüglich müssen Controller den Wettbewerb in seiner Vielschichtigkeit verstehen, um wesentliche Trends und Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Auf diesem Verständnis basierend gilt es, eine aufeinander abgestimmte, einzigartige Wertschöpfungskette zu gestalten und dadurch Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Sowohl die Analyse des Wettbewerbsumfelds als auch die Gestaltung der Wertschöpfungskette erfordern ein breites Verständnis der Gesamtzusammenhänge. Auch im Rahmen der Weiterentwicklung des Controlling-Systems sollte der strategische Controller dazu in der Lage sein, eine ganzheitliche Betrachtung von Ursachen und Auswirkungen der initiierten Veränderungen vorzunehmen, ohne lediglich auf fachlich-methodische Details beschränkt zu sein.
Darüber hinaus ist die Konzeptionsstärke für den strategischen Controller von essenzieller Bedeutung, da er aus den zur Verfügung stehenden Daten im Rahmen der strategischen Analyse Optionen und Handlungsempfehlungen für das Management entwickeln und ebenso in strategischen Projekten federführend mitwirken muss. Die Kompetenz ist auch dann gefragt, wenn es die Anforderungen aus den betreuten Bereichen so mit den allgemeinen Planungs- und Steuerungssystemen zu verbinden gilt, dass daraus unternehmensweit verzahnte Projektsysteme entstehen, die Planung, Ist-Erfassung, Soll-Ist-Vergleich und Erwartungsbetrachtungen abdecken.
Zusätzlich benötigt der strategische Controller ein fundiertes Marktverständnis. Für eine Mitwirkung im Rahmen der strategischen Planung muss sich er sich vertiefte Kenntnisse über die Märkte aneignen, in denen das Unternehmen tätig ist. Relevant sind für den Controller alle Parameter der Umfeld-, Kunden-/Markt- sowie Wettbewerbsanalyse und die damit verbundenen Analysemethoden. In Kombination mit vertieftem Finanzwissen ermöglicht die Kompetenz Controllern, strategische Optionen treffend zu bewerten, Handlungsempfehlungen auszusprechen sowie Marktbewegungen und Abweichungen frühzeitig zu erkennen.
Der strategische Controller benötigt auch ein sehr gutes Beurteilungsvermögen. Er soll in der Lage sein, seine fundierten Fachkenntnisse in den betreuten Gebieten, wie z. B. Forschung und Entwicklung, sowie sein tiefgreifendes Verständnis von Planungs- und Steuerungssystemen einzusetzen, um sich schnell und umfassend ein Bild über anstehende Entscheidungen zu machen und die Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit von Vorschlägen klar, rasch und sachlich zu beurteilen. Darüber hinaus ist die Kompetenz vor allem in Beratungssituationen – insbesondere bei der Plausibilisierung des Datenmaterials und der Interpretation der Ergebnisse – relevant. Vor allem im Bereich der Prozessoptimierung ist gutes Beurteilungsvermögen gefragt, um ineffiziente Prozesse identifizieren und Verbesserungsmaßnahmen treffend beurteilen zu können.
Beratungsfähigkeit ist ebenso eine wichtige Kompetenz des strategischen Controllers; insbesondere im Zusammenhang mit In...