Prof. Dr. Heimo Losbichler
Es ist offensichtlich, dass wir heute in einer besonders interessanten Zeit des Wandels leben, denn die Vorboten der digitalen Transformation sind förmlich spürbar. Kaum jemand, der sich heute nicht schon ausmalen kann, wie in Zukunft intelligente Produkte und die zunehmende Digitalisierung unser Leben in mehr oder weniger allen Bereichen verändern werden.
Planung und Steuerung bleiben erhalten
Damit scheinen deutliche Veränderungen im Controlling unausweichlich. Die derzeitige Welle der Digitalisierung ist jedoch nicht die erste technologische Veränderung in der Geschichte des Controllings. Die Analyse vergangener Entwicklungen hat zeigt, dass die Eckpfeiler des Controllings, d. h. Controlling als Managementprozess der Zielfindung, Planung und Steuerung in der Zusammenarbeit von Manager und Controller, mit einer instrumentellen Grundausstattung sehr stabil sind und auch in einer digital vernetzten Welt aller Voraussicht nach Bestand haben werden. Eine Alternative zum betriebswirtschaftlichen Kreislauf der Zielsetzung und –verfolgung scheint schwer vorstellbar. Auch wenn es in Werbeslogans von Automobilkonzernen gerne heißt, dass "der Weg das Ziel ist", so wird in der Wirtschaft auch zukünftig "das Ziel den Weg bestimmen". Man denke nur an die tiefe persönliche Befriedigung, wenn man ein herausforderndes persönliches Ziel erreicht hat und die nicht selten darauffolgende Leere! Richtiges Controlling sichert ein vorbereitetes, koordiniertes und damit wirtschaftliches Handeln. Damit wird das WAS wir tun bzw. der Zweck des Controllings auch im Zeitalter von Industrie 4.0 unverändert Gültigkeit haben. Dazu gehört auch die Rolle des Controllers als Sparringspartner, der unterstützt aber auch sachlich die Rationalität der Führung zum Wohl des Unternehmens sichert. Die Rolle wird jedoch nur dann Bestand haben, wenn Controller die ihnen zugedachte Rolle durch ihre Kompetenz ausfüllen können.
Umgekehrt besteht keine Zweifel, dass sich der Arbeitsalltag von Controllern, d. h. das WIE, deutlich verändern wird. Wer die Arbeit von Controllern heute mit der vor 25 Jahren vergleicht, wird feststellen, dass Komplexität, Produktivität, Automatisierungsgrad, aber auch Zeit- und Kostendruck im Controlling massiv gestiegen sind. Es gibt wenig Zweifel, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Angst wäre jedoch fehl am Platz. Der Wandel wird auch zukünftig nicht von heute auf morgen geschehen und uns die Chance geben, uns, wie auch in den ersten 20 Jahren des Internets, mit der Technologie schrittweise mit zu entwickeln.
Die Zügel in der Hand behalten
Als Controller haben wir dabei die Zügel in der Hand, wenn wir das zukünftige Rollenbild selbst aktiv gestalten und nicht anderen überlassen. Eine prosperierende Zukunft ist nicht die Bringschuld des Schicksals, sondern die Holschuld jedes Einzelnen von uns. Jong-Yong-Yun, CEO von Samsung, hat es einmal treffend ausgedrückt: "Man sagt die Zukunft nicht voraus und wartet dann ab". In der unmittelbaren Zukunft sind Controller gut beraten, sich der betriebswirtschaftlichen und strategischen Komponente von Industrie 4.0 aktiv anzunehmen und die Aktivitäten des Unternehmens vom technisch Machbaren zum betriebswirtschaftlich Sinnvollen proaktiv zu lenken.