Dr. Walter Schmidt, Dipl.-Ing. Rainer Vieregge
Anerkannter Orientierungsrahmen für Controlling
Immer wenn sich das Controlling auf einen Aufgabenbereich einer Organisation erstreckt, geht es um die konkrete, nachvollziehbare und messfähige Adressierung der betriebswirtschaftlichen Verantwortung für die Ableitung der Zielfindung, Planung und Steuerung dieses Bereichs aus den nachhaltigen Entwicklungserfordernissen der Organisation insgesamt. Nachvollziehbarkeit und Messbarkeit erfordern eine Art "Standardisierung".
Eine Orientierung geben dafür die "Qualitätsstandards im Controlling" (DIN SPEC 1086). Getragen vom Interesse des ICV, der DGQ und der International Group of Controlling (IGC), konnte mit dieser Norm ein breiter Konsens zum Grundkonzept des Controllings und der Rolle der Controller geschaffen werden. ICV und IGC unterstützen in vollem Umfang die erarbeiteten Standards. Die Intention der DIN SPEC 1086 besteht darin, dem Controlling als Führungsaufgabe und dem Service der Controller als Partner des Managements durch die Bündelung vieler Einzelmeinungen in einer allgemein akzeptierten Konvention ein anwendbares Regelwerk zu geben. Sie ist eine Orientierung für die Praxis, keine normative Richtlinie für die Wissenschaft. Organisationen, Unternehmen und Institutionen wird empfohlen, das allgemeine Regelwerk ihren spezifischen Besonderheiten anzupassen und inhaltlich auszufüllen.
Im Wesentlichen wurden folgende Punkte definiert:
- Controlling bezeichnet den auf die Sicherstellung nachhaltiger Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Führungsprozess der betriebswirtschaftlichen Zielfindung, Planung und Steuerung einer Organisation. Die Controller sind Partner der für das Geschäft verantwortlichen Führungskräfte bzw. des Managements der Unternehmen und nehmen eine Dienstleistungsfunktion wahr. Diese Funktion kann auch ein Manager in Personalunion ausüben. Wird die Führungstätigkeit zu komplex oder zu umfangreich, ist es zweckmäßig, die Controller-Funktion eigenständig zu betreiben.
Controlling beruht auf proaktivem und zukunftsorientiertem Handeln zur
- Rationalitätssicherung und Koordination bei der Findung und Festlegung unternehmenspolitischer, strategischer, operativer und finanzieller Ziele,
- Formulierung von Strategien und operativen Plänen in Form von mess- und prüfbaren Zielen,
- ganzheitlichen Betrachtung von Chancen und Risiken einer Organisation,
- Sicherung der finanziellen Stabilität und Steigerung der Wirtschaftlichkeit.
Um seiner Funktion als Partner des Managements gerecht zu werden, muss sich jeder Controller auch ethischen Anforderungen stellen:
- Er ist das betriebswirtschaftliche Gewissen seiner Organisation und vertritt deren Werte.
- Er ist beim Aufbau und der Anwendung seiner Systeme und Richtlinien in erster Linie der erfolgreichen Unternehmensführung verpflichtet.
- Er setzt die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, Instrumente und Methoden so ein, dass die Führungskräfte ihre eigene Verantwortung für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg der Organisation erkennen können und bereit sind, sich an ihrem Beitrag messen zu lassen.
Diese Kernpunkte werden in der DIN SPEC 1086 näher erläutert und durch weitere Anforderungen ergänzt.
Controlling muss wirtschaftlich sein
Zusätzlich sei darauf hingewiesen, dass auch die Controllinginformation einem Wirtschaftlichkeitsziel unterliegt. Das ist nicht nur eine Randbedingung, sondern ein Ziel an sich. Controllinginformationen sollen
- Nutzen stiften,
- Entscheidungsgrundlagen bereitstellen,
- Grundlagen zur Ergebniskontrolle bieten und
- effizient sein (kostenbewusstes Controlling).
Dies muss "führungsgerecht" erfolgen und so die Koordination im Unternehmen unterstützen. Dadurch kann die Steuerungsfunktion im Sinne der Bereitstellung von Verhaltensoptionen der Entscheidungsträger wahrgenommen werden.
DIN SPEC 1086 "Qualitätsstandards im Controlling"
Die DIN SPEC 1086 "Qualitätsstandards im Controlling" bietet einen Orientierungsrahmen für die Ausgestaltung der Führungsaufgabe zur Arbeit mit messbaren Zielen, zur Planung und zur Steuerung nachhaltiger Wirtschaftlichkeit. Er kann auf alle Tätigkeitsbereiche im Unternehmen angewandt werden. Da es wenig Sinn ergibt, das Verhalten zu kontrollieren, ist die Controllinginformation durch zweckmäßige Kontrolle der Prozesse und Ergebnisse sowie eine zielgerichtete Kompetenzentwicklung der Führungskräfte zu ergänzen.