Dr. Walter Schmidt, Dipl.-Ing. Rainer Vieregge
Die Anforderungen an Controlling und Qualitätsmanagement entwickeln sich aufeinander zu
Die Veränderung des Controllings von einer stark finanzorientierten Disziplin hin zu einer strategisch unterstützenden Führungsfunktion hat dazu geführt, dass mittlerweile die Steuerungsgrößen/Kennzahlen grundsätzlich alle relevanten Prozesse einer Organisation umfassen.
Andererseits hat sich das Qualitätsmanagement von einer tendenziell produktorientierten Disziplin hin zu einer auf das gesamte Unternehmen ausgerichteten Funktion entwickelt, die qualitätsbezogene Tätigkeiten insgesamt, d. h. über den Produktbereich hinaus, steuert.
Die beiden Funktionen nähern sich einander an; sie überlappen sich teilweise. Gemeinsames Ziel ist es, den Output aller Tätigkeiten auf wirtschaftliche Exzellenz auszurichten.
Beide Fachfunktionen steuern das Unternehmen zielorientiert
Ein gewichtiger Grund für eine Kooperation der Fachfunktionen Controller-Service und Qualitätsmanager besteht darin, dass beide für ihre Zielgrößen analog dieselben Steuerungszyklen anwenden (s. Abb. 4). Sie setzen Ziele, planen Maßnahmen zu ihrer Erreichung und setzen diese um. Auf dem Weg zum Ziel messen sie laufend Istwerte und führen Plan-Ist-Vergleiche im Sinne einer Zielerreichungsprognose durch. Bei Abweichungen ergreifen sie korrigierende Maßnahmen, die erkannten Abweichungsgründe fließen in die neue Zielsetzung ein.
Die Aufgaben von Managern, Controllern und Qualitätsmanagern überschneiden sich
Dabei sind die betriebswirtschaftliche Steuerung und die Sicherstellung einer wirtschaftlich relevanten Qualität der Leistungen vereint in den Aufgaben der jeweiligen Führungskräfte. So kann man aus dem Schnittmengenbild des ICV zur Verdeutlichung der Aufgabenteilung von Managern und Controllern ein erweitertes Schnittmengenbild entwickeln, welches das Qualitätsmanagement einschließt (s. Abb. 11).
Gemeinsam die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen
Beide Funktionen tragen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit bei. Beide arbeiten gemeinsam an leistungsbezogener Kostengestaltung ("first pass yield", rationelle Prozesse, Maßnahmen zur Fehlervermeidung, Kostenstrukturanpassung, …). Beide unterstützen die nachhaltige Positionierung des Unternehmens auf seinen Märkten.
Abb. 11: Schnittmengen zwischen Controlling und Qualitätsmanagement
Exzellente Prozesse bilden einen gemeinsamen Fokus
Durch den Aufbau eines Managementsystems, z. B. nach ISO 9001/9004, fördert das Qualitätsmanagement die Prozesse der Unternehmenssteuerung und klare Strukturen. Diese Systeme, Prozesse und Strukturen sind keine Objekte allein der Qualitätsmanager; die gesamte Organisation soll damit arbeiten.
Der Controller-Service wird sinnvoll bei der Definition der Steuerungssysteme in Prozessen und Strukturen mitwirken und im Tagesgeschäft diese aktiv nutzen. Dabei bietet die kooperative Nutzung des Reifegradmanagements für die Führung der Organisation eine effektive Möglichkeit, die wirtschaftliche Exzellenz des Unternehmens zu stärken.
Die Ausprägung und Gestaltung eines einheitlichen Führungs- und Managementsystems ist der Schwerpunkt des Qualitätsmanagements
Wesentlicher Zweck des Führungs- und Managementsystems ist die Gewährleistung nachhaltiger Wirtschaftlichkeit und die Ausrichtung aller Tätigkeiten auf die Anforderungen der Kunden und anderer relevanter Interessengruppen. Das Qualitätsmanagement bietet diverse Methoden, um Kundenforderungen zu erheben, zu spezifizieren und Kundenzufriedenheit zu messen. Gleichzeitig soll das Führungs- und Managementsystem gewährleisten, dass die Prozesse der Organisation möglichst fehlerfrei ablaufen und nicht mehr als die angemessenen Ressourcen benötigen. Wesentliche Prozessrisiken sind dabei von vornherein zu vermeiden oder müssen zumindest erkannt und bearbeitet werden. Die Prozessbeschreibung und -gestaltung nach diesen Anforderungen und deren stetige Überprüfung und Anpassung im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung erfolgen aus dem Werkzeugkasten des Qualitätsmanagements. Sie können durch klassische Controllingmethoden unterstützt werden.
Controlling und Qualitätsmanagement wirken in ähnliche Richtung, sind aber nicht grundsätzlich redundant
Das Qualitätsmanagement befasst sich bevorzugt mit den Kernprozessen, ihrer Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit sowie der inhaltlichen Aussagekraft, Relevanz und Integrität der zur Verfügung stehenden Daten. Es basiert dabei – wie der Controller-Service – auf strategischen Zielen und Leitlinien der Unternehmen.
Der Controller-Service zieht Informationen aus dem Geschäftsverlauf und verwendet diese für die Ermittlung von Aussagen zur wirtschaftlichen Situation der gesamten Organisation und deren Steuerung. Er muss dabei darauf vertrauen können, dass die operative Datenqualität durch das Qualitätsmanagement gewährleistet wird. Hier ist die Kompetenz der Qualitätsmanager bei der durchgängigen Prozessgestaltung gefordert. Diese Gewährleistung ausreichender Datenqualität kann im Zeitalter von "Big Data Management" und "Business ...