Controlling und Accounting vereint
Die wichtigste Neuerung für das Controlling ist sicherlich die Zusammenführung mit dem Accounting in einer gemeinsamen Sicht über die Tabelle ACDOCA (s. Abb. 2). Diese zunächst vermeintlich sehr technische Änderung hat doch sehr weitreichende fachliche Implikationen.
Abb. 2: Zusammenführung von Accounting und Controlling in einer Tabelle
Zuallererst bedeutet das, dass die Kostenarten "verschwinden" bzw. durch das Konto "abgelöst" werden. Diese Veränderung war nötig, da es in einer gemeinsamen Datensicht nicht beider Informationen redundant bedarf. Damit wird aber das Konto auch für den Controller wichtig, der sich nun mit dem Buchhalter enger abstimmen muss.
Empfehlenswert ist nun die Nutzung der buchhalterischen Ergebnisrechnung für das Controlling, die zwar bisher auch schon verfügbar war, aber aufgrund der vielen funktionalen Defizite eher ein Schattendasein geführt hat. Nachteile bisher waren z. B. die fehlende Aufteilung der Cost of Goods Sold (COGS) in die verschiedenen Kostenelemente oder die fehlende Möglichkeit parallele Bewertungen abzubilden, um nur 2 zu nennen.
Jetzt mit SAP S/4HANA sind umfassende Funktionalitäten verfügbar, die es bislang nur in der kalkulatorischen Ergebnisrechnung gab oder die sogar darüber hinausgehen. Mengeninformationen, wie z. B. die Auftragsmenge sind nun auch in der buchhalterischen Ergebnisrechnung sichtbar und eine differenzierte Deckungsbeitragsrechnung gemäß Elemente Schema ist auch aus der buchhalterischen Sicht über den COGS Split möglich. Abweichungen werden nach Kategorien in Sachkonten geführt, was eine verbesserte Abweichungsanalyse nunmehr auch auf Sachkontenebene möglich macht. Noch in Entwicklung befindet sich die Möglichkeit statistische SAP SD Konditionen im Detail zu buchen.
In Summe bedeutet dies eine weitreichende Harmonisierung zwischen SAP FI und CO. Die zeitlichen Einsparungen aufgrund der nun nicht mehr nötigen Abstimmprozesse zum Periodenende können dabei ganz erheblich sein, da "Überleitungsbrücken" und ggf. manuelles Nachbuchen im Berichtswesen entfallen. Gleichzeitig sind auch für das Accounting wesentlich mehr Informationen verfügbar, da sämtliche Merkmalsausprägungen des CO auch mit Bezug zum Konto ausgewertet werden können. D.h. für beide Seiten, Accounting und Controlling wird mehr Transparenz auf Basis eines identischen Datenbestands geschaffen. Analysen sind schneller möglich, offene Fragen lassen sich leichter klären und leidige Diskussionen über "richtige" und "falsche" Zahlen gehören der Vergangenheit an. Zudem ergeben sich auch Vorteile für das Berichtswesen, welches nun auf Basis detailliertester Informationen komplett flexibel aufgebaut werden kann. Der hoch aggregierte Top-Management-Bericht nutzt die gleiche Zahlenbasis wie der operative Kostenstellenbericht.
Planung integriert
Neu ist weiterhin die Integration der Planung über das SAP BPC embedded. Die Istdaten stehen auf Basis der Tabelle ACDOCA zur Verfügung, während die Plandaten in die Tabelle ACDOCP geschrieben werden. Neben dem eigenen Speicherort für Plandaten, gibt es noch einen eigenen Stammdatenbereich, so dass auch geplante Strukturänderungen abgebildet werden können. Die hohe Integration führt dazu, dass z. B. keine extra Ladeläufe in ein extra (SAP BW-)System nötig sind. Auch gibt es mit Blick auf die Ist-Aufsetzdaten keine Differenzen.
Dass Istdaten dabei zwangsweise in höchster Granularität (Ebene Buchungsbeleg) zur Verfügung stehen, mag zunächst wie ein Makel aussehen, da die Planung normalerweise weniger granular erfolgen sollte. Dies lässt sich nun aber in Kombination mit verbesserter Rechenleistung auch positiv nutzen. Über analytische Methoden und statistische Modelle können diese Detaildaten z. B. eine erste Hochrechnung speisen, welche als Indikation für die Planung dient. Entsprechende Schnittstellen lassen sogar die Einbindung von speziellen Programmiersprachen wie z. B. "R" zu.
Abb. 3: Neue Möglichkeiten des Forecasts unter SAP S/4HANA
Planung und Forecast können also viel stärker integriert werden und quasi auch "fließend" ineinander übergehen. Teile der Planung, insbesondere die gesamte Vorbereitung kann automatisiert werden. Im Planungsprozess kann dann der Fokus auf die relevanten Treiber gelegt werden und es bleibt vor allem mehr Zeit für die Diskussion von fachlichen Fragestellungen und konkreten Maßnahmen.
Das BPC embedded kann dann, neben anderen SAP Tools auch für Berichtszwecke eingesetzt werden. Durch den direkten Zugriff auf die ACDOCA (Istdaten), sowie der ACDOCP (Plandaten) können integrierte Plan/Ist-Berichte geschaffen werden, mit dem Vorteil, dass alle Daten ohne Umwege der Datentransformation direkt verfügbar sind.