Die bislang genannten Verbesserungen und auch Vorteile für den CFO und seinen Bereich durch SAP S/4HANA bedeuten ohne Frage erhebliche betriebswirtschaftliche Optimierungspotenziale, die jedoch technologisch induziert werden. Die Transparenz wird erhöht, Prozesse werden beschleunigt, die Qualität der Arbeit wird verbessert, die Organisation kann verschlankt werden usw. Eine substanziell neue Arbeitsweise ergibt sich daraus aber noch nicht.
Diese revolutionäre Veränderung wird vor allem dem Thema Digitalisierung zugeschrieben, welches im Sinne der 4. industriellen Revolution zu neuen Geschäftsmodellen führt. Die Frage ist, in wie weit hier der CFO betroffen ist und in wie weit das neue System hier helfen kann.
4.1 Digitalisierung mit SAP S/4HANA
Vernetzung und Künstliche Intelligenz
SAP rückt das Produkt SAP S/4HANA selbst in das Rampenlicht der Digitalisierung. Mit einem weiteren Produkt "Leonardo", welches gemeinsam mit SAP S/4HANA betrieben werden kann, werden dabei Funktionen bereitgestellt, die hierfür Grundlage sein können. Aus Sicht der SAP geht es bei dem Thema vor allem um die Vernetzung, den Austausch und die Nutzung digitaler Informationen, sowie um die Verwendung komplexer Algorithmen bis hin zum Einsatz von KI (Künstlicher Intelligenz).
Ein Use Case für die Vernetzung könnte z. B. folgendes sein (vorgestellt auf der SAPPHIRE in Orlando 2017):
"Ein Unternehmen, welches Maschinen und Werkzeuge verleiht, bietet z. B. für eine sehr leistungsfähige Bohrmaschine ein Mietmodell auf Basis von Umdrehungen an (statt Stunden oder Tage). Ein Sensor an der Bohrmaschine übermittelt diese Informationen an Leonardo und darüber an das dahinterliegende Finanzsystem, SAP S/4HANA. Dieses ist in der Lage nicht nur in Echtzeit den Verbrauch abzurechnen, sondern auch automatisch die Rechnung zu erstellen und auch den gesamten Abrechnungsprozess (z. B. auf Basis der hinterlegten Kreditkarteninformationen) durchzuführen."
Zusätzlich könnte das System anhand der geleisteten Umdrehungen feststellen, wann z. B. ein Service fällig ist. Oder es werden Fehlerdaten ausgelesen, was automatisch den Einsatz des Kundendienstes inkl. aller zugehörigen Abrechnungsprozesse auslöst.
Weiterhin könnten z. B. Automobilhersteller Zubehör teilweise auch nutzungsabhängig freischalten. Das Navigationssystem, das möglicherweise nicht ständig gebraucht wird, könnte ebenfalls bedarfsabhängig gebucht und abgerechnet werden.
Verkehrsflüsse in großen Städten ließen sich über intelligente Sensorik und Abrechnungsmodelle besser steuern. Die Fahrt mit dem eigenen Auto wird per Chip erfasst und automatisch abgerechnet (quasi als City Maut). Alternativ können auch öffentliche Verkehrsmittel oder Car-Sharing-Angebote genutzt werden, welche über die gleiche Plattform abgerechnet werden. Über die Nutzung von Informationen zum Verkehrsfluss, gute Prognosemodelle (auf Basis von KI) und einer dynamischen Preisgestaltung lassen sich Verkehrsströme beeinflussen. Dennoch besteht immer die Möglichkeit für den Einzelnen, bedarfsorientiert (unter Berücksichtigung des Preises) die jeweils beste Transportmöglichkeit zu nutzen. Möglich wird so etwas durch Sensoren, eine entsprechende Vernetzung und kaufmännische Systeme im Hintergrund, die diese Vernetzung perfekt unterstützen.
Solche Szenarien sind grundsätzlich auf Basis von SAP S/4HANA unter Nutzung weiterer Module wie Leonardo realisierbar. Bei näherer Betrachtung wird aber schnell deutlich, dass die Technik nicht alles ist. Vielmehr müssen Prozesse und Organisationen auch unternehmensübergreifend entsprechend vernetzt werden. Das fordert auch den CFO heraus.
4.2 Digitalisierung im Finanzbereich
Finanzdaten in Echtzeit
Nehmen wir das oben genannte Beispiel der "Smart City" als Grundlage für weitere Überlegungen, wird schnell deutlich, dass auch auf der kaufmännischen Seite einiges zu leisten ist.
Grundsätzlich ist z. B. das Geschäftsmodell zu verstehen, welches verschiedene Unternehmen mit einbezieht. Die Stadt "vermietet" z. B. Straßenkapazität für den Individualverkehr. Das Car Sharing wird ggf. durch einen professionellen Anbieter von Elektroautos angeboten (z. B. ein Tochterunternehmen eines Automobilkonzerns). Hinzu kommt der Betreiber der öffentlichen Verkehrsmittel. Banken und Kreditkartenunternehmen als Teil des Bezahlprozesses.
Der Endkunde kommuniziert über eine App, die den Zugriff auf geeignete Transportmittel ermöglicht, sowie via Sensorik z. B. im privaten Pkw. Für die intelligente Preisgestaltung bedarf es u. a. einer großen Datenbank, die Informationen zur aktuellen Verkehrslage speichert, über umfassende historische Daten verfügt sowie auch weitere Informationen zu aktuellen und geplanten Veranstaltungen sowie überregionalen Ereignissen.
Vieles läuft in Echtzeit, komplexe Programme überwachen die Verkehrsströme, kalkulieren Preise und sorgen für die Abrechnung im Hintergrund, natürlich in Echtzeit.
Das kaufmännische System in einer "Smart City GmbH" muss also voll integriert arbeiten. Integriert bedeutet nicht nur im innerbetrieblichen Sinne, sondern auch im Austausch mit dem Kooper...