Dr. Michael Müller, Holger Schmidt
Im Jahr 2015 wird sich das Controlling noch stärker als die Instanz im Unternehmen positionieren, die für einheitliche und betriebswirtschaftlich richtige Managementinformationen sorgt. Folgende Themen werden im Mittelpunkt stehen:
- Hauptimpulsgeber für das Festlegen bzw. Prüfen des Steuerungsansatzes für das Gesamtunternehmen und die einzelnen Unternehmensteile
- Sicherstellen einer einheitlichen fachlichen Definition von Kennzahlen innerhalb des gesamten Unternehmens
- Impulsgeber für das Optimieren der IT-Datenbasis hinsichtlich Kennzahlenberechnung, Pflege und Anbindung von Vorsystemen sowie Ausgestaltung der Managementinformationssysteme.
2.1 Impulsgeber für den Steuerungsansatz des Unternehmens
Kaufmännisches "Gewissen" des Unternehmens
Die Zeiten, in denen das Controlling als reiner Zahlenlieferant gesehen wurde, sind aus unserer Sicht vorbei. Diese passive Controlling-Rolle wird in den Unternehmen nicht mehr akzeptiert, vielmehr wird vom Controlling eine umfassende betriebswirtschaftliche "Beratung" des Managements erwartet. Die in Kapitel 1 genannten Zahlen aus dem CFO-Panel hinsichtlich "Controlling als Berater im Unternehmen" und "Handlungsempfehlungen aus eigener Initiative geben" zeigen diese Entwicklung recht eindrucksvoll.
Allerdings wird in Richtung 2015 noch weiter daran gearbeitet werden müssen, den Erwartungen an das Controlling gerecht zu werden. Insbesondere werden mit einer aktiveren Controlling-Rolle Aktivitäten verbunden, die teilweise noch nicht vollständig im Bewusstsein des Controllings angekommen sind. Nachfolgend sollen diese näher beleuchtet werden.
Steuerungsansatz festlegen bzw. prüfen
Wer definiert in einem Unternehmen, nach welchen finanziellen Größen das Gesamtunternehmen und die einzelnen Unternehmensteile gesteuert werden sollen bzw. ob die aktuell verwendeten Größen noch dem betriebswirtschaftlichen Standard entsprechen? Auf diese Frage kann es nur eine Antwort geben. Natürlich müssen die Vorschläge dazu aus dem Controlling kommen.
Vielfach lässt sich aber beobachten, dass eben nicht das Controlling als Impulsgeber in dieser Fragestellung fungiert, sondern einzelne Unternehmensbereiche selbst die Diskussion über den richtigen Steuerungsansatz initiieren. Dabei wird aber nicht immer der betriebswirtschaftlich vernünftige Weg gewählt. Im Mittelpunkt stehen dabei u. a. Produktion und Vertrieb mit folgenden Fragestellungen:
- Soll die Produktion mit entsprechenden Gewinnaufschlägen nach EBIT gesteuert werden oder eben doch rein kostenorientiert?
- Reicht eine Steuerung des Vertriebs nach Umsatz?
- Oder müssen eben doch Deckungsbeiträge berücksichtigt werden?
Wer, wenn nicht das Controlling, kann zu diesen Fragen die richtigen Antworten liefern? Zukünftig wird sich das Controlling noch stärker als die Instanz im Unternehmen positionieren, die solche Diskussionen initiiert, steuert und mit den betriebswirtschaftlich richtigen Vorschlägen in praktikable Lösungen überführt.
2.2 Definition einheitlicher Kennzahlen im Unternehmen
Einheitliche fachliche Datenbasis schaffen
Neben dem Festlegen des richtigen Steuerungsansatzes wird das Controlling ebenfalls sicherstellen, dass die im Unternehmen verwendeten Kennzahlen eindeutig und zweifelsfrei definiert sind. Dabei sind nicht nur die finanziellen Kennzahlen gemeint, sondern auch nichtfinanzielle Kennzahlen, die über das Berichtswesen an das Management kommuniziert werden. Um dies sicherzustellen, ist eine zentrale Stelle im Controlling notwendig, die unternehmensweit bestehende Kennzahlendefinitionen pflegt, neue Kennzahlendefinition prüft und freigibt (oder eben nicht freigibt) sowie die Klärung noch offener bzw. widersprüchlicher Kennzahlendefinitionen vorantreibt. An dieser Stelle wird sich das Controlling in Richtung 2015 deutlich weiterentwickeln.
Einheitliche IT-Datenbasis schaffen – Berechnung
Damit ist es aber noch nicht getan, denn neben der reinen Definition "auf dem Papier" muss ebenfalls sichergestellt werden, dass die Kennzahlen in den IT-Systemen richtig ermittelt werden. Je nachdem, wie leistungsstark die IT-Abteilung in einem Unternehmen ist, fällt dem Controlling hier eine mehr oder weniger intensiv ausgeprägte Aufgabe zu. In jedem Fall wird das Controlling aber jede neu in den IT-Systemen angelegte Kennzahl durch Tests prüfen. Es gibt auch eine neue Kennzahl für die Verwendung im Berichtswesen abschließend frei. Auch hier wird sich das Controlling zukünftig noch stärker engagieren.
Einheitliche IT- Datenbasis schaffen – Vorsysteme
Es nutzt nichts, wenn Kennzahlen richtig ermittelt werden, aber die notwendigen (Teil-)Informationen zur Kennzahlenermittlung in den Vorsystemen nicht einheitlich und sauber vorliegen oder aus den Vorsystemen nicht sauber übertragen werden. Meistens liegt die Verantwortung für die Datenerfassung und Datenpflege in den Vorsystemen nicht im Verantwortungsbereich des Controllings. Trotzdem muss das Controlling ein elementares Interesse an einer vernünftigen Datenbasis haben. Hier kann nur permanentes – mehr oder weniger sanftes – Drängen bei den "Datenverantwortlichen" auf Verbesserung zum Ziel führen. Dies wird ebenfalls e...