Prof. Dr. Helmut Wannenwetsch
Der Sekundärbedarf wird aus der Multiplikation des Primärbedarfs mit den Erzeugnisbestandteilen aus den Stücklisten abgeleitet. Unter Berücksichtung des Zusatzbedarfs kann der Bruttobedarf ermittelt werden.
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Sekundärbedarf |
+ |
Zusatzbedarf |
= |
Bruttobedarf |
Der Zusatzbedarf ist der ungeplante Bedarf, der zusätzlich benötigt wird, wie z. B. Mehrbedarf für Ausschuss, Schwund, Instandhaltung, Reparaturen, Versuchszwecke, Herstellung von Exoten. Der Zusatzbedarf wird häufig durch Statistiken ermittelt und dem Sekundärbedarf als prozentualer Zuschlag zugeschlagen. Die nachfolgende Tab. 4 zeigt die Bruttobedarfsermittlung unter Berücksichtigung des Zusatzbedarfes.
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Quartal |
1 |
2 |
3 |
4 |
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ermittelter Sekundärbedarf |
160 |
130 |
150 |
170 |
+ |
Zusatzbedarf (10 %) |
16 |
13 |
15 |
17 |
= |
Bruttobedarf |
176 |
143 |
165 |
187 |
Tab. 4: Bruttobedarfsermittlung (Beispiel)
Über Lagerbestand zum Nettobedarf
Eine genaue Materialbedarfsermittlung ist erst durch die Berücksichtigung der Lagerbestände möglich. Daraus resultiert der Nettobedarf. Bei Sortimenten von mehreren hundert oder tausend von Artikeln benötigt die Materialdisposition zur Errechnung des Nettobedarfs EDV-gestützte Verfahren mit hoher Aktualität. Nur durch eine zeitnahe Bestandsübersicht kann exakt und optimal disponiert werden. Dies erfordert eine vernetzte Kommunikation mittels EDV, Barcoding oder RFID (Radio Frequency Identification) vom Lieferanten über den Hersteller bis zum Kunden. Nur dadurch kann der Kundenbedarf schnell in einen Lieferantenauftrag umgesetzt werden. Der Nettobedarf errechnet sich wie in Tab. 5 dargestellt.
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Sekundärbedarf |
+ |
Zusatzbedarf |
= |
Bruttobedarf |
– |
Lagerbestände |
– |
Bestellbestände |
+ |
Reservierte Bestände |
= |
Nettobedarf |
Tab. 5: Ermittlung des Nettobedarfs
Zur Ermittlung des Nettobedarfs werden die Lagerbestände und die offenen Mengen laufender Bestellungen vom Bruttobedarf abgezogen. Hinzugerechnet werden die reservierten Bestände aus Vormerkungen für bestehende Aufträge, die in Kürze vom Lager abgehen. Das Ziel ist, das richtige Material zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Menge und Qualität, am richtigen Ort und zu den optimalen Kosten bereitzustellen.
Fallbeispiel: Ermittlung des Materialbedarfs von Blechteilen
Das Beispiel hat folgende Ausgangsdaten (vgl. Tab. 6):
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Bedarf (B) in Stück |
Zugang (Z) in Stück |
Lagerbestand (AB – B + Z) in Stück |
Anfangsbestand (AB) |
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5.000 |
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Auftrag 1 (von der Fertigung) |
3.000 |
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2.000 |
Auftrag 2 (von der Entwicklung) |
1.700 |
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300 |
Zugang (vom Lieferanten I) |
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1.500 |
1.800 |
Auftrag 3 (von der Werkstatt) |
1.000 |
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800 |
Verschrottung (Abgang) |
300 |
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500 |
Ausschuss (Abgang) |
100 |
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400 |
Mindestbedarf |
3.400 |
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Mindestbestellmenge (Losgröße: 500 Stück) |
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3.000 |
Tab. 6: Ausgangsdaten des Beispiels
Der Materialbedarf von 3.000 Stück ist in Losen von 6 mal 500 Stück vom Einkauf über Rahmenverträge (z. B. Just-in-Time, Just-in-Sequence) oder als Einzelbestellung zu beschaffen. Die Beschaffung innerhalb des Rahmenvertrags kann dann von der Materialdisposition durchgeführt werden. Bei der Disposition des Materials muss natürlich der Sicherheitsbestand mit einbezogen werden.