Die absolute Höhe der Forderungen allein ist keine Grundlage für die Planung von Maßnahmen. Es kommen Zeitreihen und Zuordnungen zu Kunden(gruppen) hinzu. Eine weitere Verbesserung der Aussagekraft bietet die Verwendung von relativen Kennziffern. Die Höhe der Forderungen wird dabei i. d. R. auf den Umsatz oder auf die Summe aller Aktivpositionen der Bilanz bezogen.
Grundlage für den Bezug der Forderungshöhe zum Umsatz ist die Annahme, dass bei Unternehmen mit hohen Umsätzen auch hohe Forderungen entstehen und gerechtfertigt sind. Das ist sicherlich auch korrekt, bedarf aber weiterer Erläuterungen. So schwankt auch die relative Höhe der Forderungen innerhalb eines Unternehmens je nach Kunden und Kundengruppen erheblich.
Kundengruppe |
Umsatz / Jahr |
Forderungen |
Forderungen / Umsatz |
1 |
Intercompany |
1.500.000 |
165.000 |
11,0 % |
2 |
Einzelhandel |
2.850.000 |
310.000 |
10,9 % |
3 |
Großhandel Inland |
4.852.500 |
298.750 |
6,2 % |
4 |
Großhandel EU-Ausland |
2.150.050 |
485.000 |
22,6 % |
5 |
Großhandel, nicht EU |
785.250 |
15.300 |
1,9 % |
6 |
Sonstige |
145.850 |
515 |
0,4 % |
|
|
12.283.650 |
1.274.565 |
10,4 % |
Tab. 4:Ermittlung der relativen Höhe von Forderungen nach Kundengruppen
Es zeigt sich in der Praxis, dass die relative Höhe der Forderungen zwischen den Unternehmensbereichen und zwischen verschiedenen Unternehmen schwanken kann, ohne dass daraus ein Rückschluss auf die Qualität des Forderungsmanagements gezogen werden könnte. Der Bezug der Forderungen auf den Umsatz hat jedoch gegenüber der absoluten Höhe den Vorteil, dass Unterschiede in der Leistung berücksichtigt werden.
Bedingungen für die Berechnung von Kennziffern
Um die umsatzbezogene Kennziffer richtig interpretieren zu können, ist ebenfalls ein Vergleich mit vergangenen Werten notwendig. Damit dieser Vergleich die richtigen Schlüsse liefert, müssen die folgenden Bedingungen erfüllt sein:
- Die Berechnung muss sich immer auf einen gleichen Zeitraum (z. B. immer die letzten 12 Monate) beziehen.
- Es muss immer die gleiche Grundgesamtheit (Kundengruppe, Region etc.) gewählt werden.
- Der Stichtag wird nach den gleichen Kriterien (z. B. immer der Monatswechsel) festgelegt.
Stichtag |
Forderungen EUR |
Umsatz letzte 12 Monate |
rel. Forderungen |
Umsatz letzte 12 Monate -1 |
rel. Forderungen |
31.01. |
251.874 |
2.338.152 |
10,8 % |
2.651.300 |
9,5 % |
28.02. |
221.773 |
1.895.425 |
11,7 % |
2.334.053 |
9,5 % |
31.03. |
180.510 |
2.100.585 |
8,6 % |
1.910.999 |
9,4 % |
30.04. |
185.620 |
2.000.584 |
9,3 % |
1.899.500 |
9,8 % |
31.05. |
195.700 |
1.940.005 |
10,1 % |
2.100.540 |
9,3 % |
30.06. |
198.502 |
1.875.584 |
10,6 % |
2.148.505 |
9,2 % |
31.07. |
210.458 |
1.845.212 |
11,4 % |
2.120.255 |
9,9 % |
31.08. |
170.581 |
1.354.890 |
12,6 % |
1.805.589 |
9,4 % |
30.09. |
160.258 |
2.501.552 |
6,4 % |
1.706.926 |
9,4 % |
31.10. |
199.540 |
2.320.599 |
8,6 % |
2.100.421 |
9,5 % |
30.11. |
215.800 |
2.050.500 |
10,5 % |
2.305.879 |
9,4 % |
31.12. |
222.510 |
1.987.755 |
11,2 % |
2.340.211 |
9,5 % |
Tab. 5:Umsatzbezogene Kennziffern, auf Vergangenheitswerte bezogen
Welcher Zeitraum für die Berechnung der relativen Forderungen in Abhängigkeit vom Umsatz der richtige ist, muss der Controller herausfinden. Tabelle 5 zeigt den Vergleich der Forderungen mit dem Umsatz der letzten 12 Monate und mit dem gleichen Zeitraum, jedoch um einen Monat nach hinten versetzt. Der Umsatz der 12 Monate, die mit dem vorletzten Monat enden, bringt die besseren Ergebnisse.
Finanzierungsrelevante Kennzahlen
Während der Vergleich zum Umsatz den Grund für die Forderung liefert, nämlich der Verkauf von Leistungen oder die Lieferung von Waren, ist das Verhältnis der Forderungen zur Bilanzsumme eine finanzielle Kennzahl. Sie gibt an, wie viel Prozent aller verfügbaren Mittel zur Finanzierung der Forderungen eines Unternehmens eingesetzt werden. Der Empfänger dieser Kennzahl kann dann Rückschlüsse auf das Potenzial des Unternehmens und die Qualität der Führung ziehen.
Auch hier wird i. d. R. ein Vergleich angestellt. Entweder werden Veränderungen im Zeitablauf festgestellt, wobei eine Senkung der Kennziffer ein Freisetzen von Mitteln bedeutet. Oder es werden Vergleiche mit anderen Unternehmen durchgeführt. Hier muss jedoch darauf geachtet werden, dass Branche, Kundenstruktur und Produkte vergleichbar sind.