Unter einer Krise im Sinne einer Unternehmenskrise wird eine ungeplante, ungewollte oder zeitlich begrenzte Entwicklung verstanden, die den Unternehmenserhalt nachhaltig gefährden oder sogar unmöglich machen kann. Dies passiert durch die Gefährdung, Beeinträchtigung oder Nichterreichung der Unternehmensstrategie und den gesetzten Unternehmenszielen. Die Folge kann eine Gefährdung oder Vernichtung des Unternehmens und des damit verbundenen Unternehmenswerts bedeuten.
Krisen können entweder durch Umsatzrückgang, Kostensteigerungen oder außerordentliche ungeplante Investitionen in signifikanter Höhe verursacht werden. Bei den Investitionen gibt es 3 mögliche Fälle:
- Investitionen, die nicht geplant sind, aber aufgrund geänderter Rahmenbedingungen zwingend notwendig sind.
- Investitionen, die zwar geplant waren, aber der Rückfluss des eingesetzten Kapitals aufgrund der Krise nicht in ausreichender Höhe zurückfließt.
- Investitionen, die geplant waren, aber aufgrund der Krise höher ausfallen und ein Investitionsstop das Unternehmen substanziell gefährden würde.
3.1 F&E-Projektcontrolling in einer Krisensituation
F&E-Projekte können im Rahmen einer Krise entweder durch ungeplante Investitionen, Kosten oder Umsatzrückgänge in signifikanter Höhe getroffen werden. Je nach Größe der Projekte und Signifikanz bzgl. des Eintreffens der mit einem Projekt erwarteten Verbesserung der Wettbewerbssituation kann das Unternehmen substanziell getroffen und gefährdet werden. Als Folge dessen wird sich der Kapitalwert einer Investition verringern bzw. negativ entwickeln und die Amortisationsdauer erhöhen.
Wenn die durch die Krise beeinflusste Situation zu einer Gefährdung oder Vernichtung des Unternehmens führen kann, ist zu prüfen, ob der Projektumfang verringert oder die Investition komplett gestoppt werden kann.
Eine Möglichkeit, die Krisenauswirkung zu begrenzen, ist der Einsatz einer krisenorientierten oder risikobasierten Investitionsrechnung (engl. risk adjusted net present value). Hier wird das gleiche Verfahren angewandt wie bei der klassischen Investitionsrechnung, jedoch werden die zukünftigen Cashflows oder Einnahmen mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit gewichtet.
Dies kann dann angewandt werden, wenn es in der Vergangenheit schon eine vergleichbare Krise gegeben hat und evtl. Auswirkungen abgeschätzt werden können. Ebenfalls kann die Anwendung sinnvoll sein, wenn sich das Unternehmen schon in einer kritischen Situation befindet und eine durch eine Krise hervorgerufene Nichteinhaltung der Investitionserwartungen zu einer substanziellen Gefährdung führen würde.
Abb. 2: Krisenorientierte Investitionsrechnung auf der Logik eines Entscheidungsbaumes
Die Eintrittswahrscheinlichkeiten können anhand vergleichbarer Krisen geschätzt werden, sofern diese Erfahrungswerte vorliegen. Die Wahrscheinlichkeiten werden kumuliert betrachtet: Wahrscheinlichkeit "Go" an Meilenstein 3 = 60 % x 70 % x 80 %. Nach jedem Meilenstein ist die Entscheidung zu treffen, ob das Projekt weitergeführt oder abgebrochen wird. Bei hohen Ausfallwahrscheinlichkeiten werden die späteren Cashflows durch Produktumsätze sehr niedrig bis gegen 0.
3.2 Krisenauswirkung auf das Performance Controlling
Der Einfluss der Krisenauswirkung auf die Performance Kennzahlen hängt auch von dem jeweiligen Ausmaß der Krise ab.
Inputkennzahlen
Die Entwicklungskosten und damit die Kennzahl Investitionsintensität kann durch Krisenauswirkung beeinflusst werden, wenn dadurch höhere Kosten bspw. durch geänderte volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen entstehen. Die Kosten können sich aber auch verringern, wenn sich das Unternehmen in einer Krisensituation befindet und alle nicht notwendigen Kosten, wie auch die Entwicklungskosten reduziert oder durch die Krise gezwungen wird, die Ressourcen effizienter einzusetzen. Ob dies eine sinnvolle Entscheidung ist, hängt von der Unternehmensstrategie und der aktuellen Situation des Unternehmens ab.
Prozesskennzahlen
Auch die Prozesszahlen können durch Krisenauswirkung beeinflusst werden, wenn bspw. durch die Krise zukünftige Umsatzerwartungen sinken und sich dadurch auch die Pipeline-Substanz wesentlich verringert.
Outputkennzahlen
Die Outputkennzahlen wie die Erfindungsmeldungen können durch die Krise beeinflusst werden, wenn Mitarbeiter evtl. aufgrund der Krise in andere Bereiche eingeteilt werden oder andere Aufgaben wahrnehmen wie z. B. die Mitarbeit in den durch die Krise stark beeinflussten Projekten. Durch beide Aspekte würden sich die Erfindungsmeldungen verringern.
Outcomekennzahlen
Genauso wie die Erfindungsmeldungen kann der Umsatz mit neuen Produkten durch Krisenaspekte beeinflusst werden, wenn z. B. Projekte aufgrund der Krise gestoppt wurden und sich dadurch der Umsatz mit Neuprodukten verringert.
3.3 Strategisches F&E-Controlling in einer Krisensituation
Für das strategische F&E-Controlling ist es wichtig, F&E-Investitionsportfolios zu definieren und je nach Krisensituation das Portfolio entsprechend anzupassen. Dies kann entweder im Rahmen einer Krise passieren oder aus Basis einer krisenorientierten Investitionsrechnung, wenn bspw. Projekte au...