Prof. Oliver Gassmann, Roman Sauer
Analyse zur Ableitung individueller Bewertungskriterien
Die Initiationsphase hat das Ziel, Klarheit über die Besonderheiten des Marktes zu schaffen. Dabei sollen mögliche Bedrohungen und Potenziale neuer Technologien erkannt sowie tiefer liegende Kundenbedürfnisse identifiziert werden. Ein weiteres Ziel der 1. Phase des St. Galler Business Model Navigators liegt in der Identifikation von Bewertungskriterien. Diese sind als Anforderungen an den zu durchlaufenden Innovationsprozess zu verstehen. In der Initiationsphase gilt es herauszufinden, was die konkreten Inhalte der Bewertungsdimensionen sind.
Auseinandersetzung mit dem Status quo
Zu Beginn der Initiationsphase ist zunächst ein Kernteam zu identifizieren, welches das BMI-Projekt über die nächsten Monate treibt. Wichtig ist, dass die richtigen Entscheider von Anfang an am Tisch sitzen und mit einbezogen werden. Es bleibt jedoch unabdingbar, weitere Unterstützer und Umsetzer, welche im späteren Verlauf des Prozesses die Ideen auf der Detailebene ausarbeiten, von Anfang an mit ins Boot zu holen. Sobald die Projektteilnehmer und Rollen identifiziert wurden, wird mit einer ausführlichen Marktrecherche ein holistisches Bild des Marktumfelds (Kunden, Lieferanten, Partner, Wettbewerber, Substitute) erstellt. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Analyse der technologischen Entwicklungen im Markt, um potenzielle Chancen und Risiken zu identifizieren, sowie auf der Analyse der Kundenbedürfnisse. Hierzu werden Empathy Maps entwickelt, Interviews mit Kunden und ggf. auch interaktive Kundenworkshops durchgeführt.
Was ist eine Empathy Map?
Eine Empathy Map beschreibt einen Kunden durch verschiedenste Sinneswahrnehmungen. Was denkt unser Kunde? Was sieht, hört, sagt und fühlt unser Kunde? Was wünscht und fürchtet unser Kunde? Um diese Fragen beantworten zu können, muss man sich sehr empathisch in den Kunden hineinfühlen.
Kundenbedürfnisse liegen oftmals tief verborgen
Oft zeigt sich ein unklares Verständnis über die Kundenbedürfnisse, insbesondere wenn diese tiefer verborgen liegen oder es sich um für das Unternehmen neue Kunden handelt. Eine weitere Herausforderung ist es, neue Technologien zu identifizieren, welche nicht zur angestammten Branche gehören, in Zukunft möglicherweise jedoch relevant sein könnten. Input können hier nicht nur das eigene Technologiemanagement liefern, sondern auch Experten für das Roadmapping und Screening generischer Technologietrends. Es ist notwendig, einen strukturierten Analyseprozess durchzusetzen, der alle relevanten Unternehmensaspekte miteinbezieht und von allen Teilnehmern verstanden wird.
Bewertungskriterien festlegen
Am Ende der Initiationsphase sollte ein klares Bild über den Status quo des Unternehmens und seines bestehenden Geschäftsmodells vorliegen. Die Bewertungsdimensionen "Wer sind wir und was können wir?", "Kundenbedürfnisse" und "Finanzielle Ziele" sollten eindeutig beantwortet werden. Diesen Filter müssen spätere Geschäftsmodellideen im Selektionsprozess passieren.