Prof. Dr. Patrick Link, Beat Knüsel
Vor jeder Interaktion in der Gruppe muss sich der Organisator fragen, welches Interaktionsformat am geeignetsten ist, um die Ziele zu erreichen und die Zeit aller Beteiligten möglichst effizient zu nutzen.
Dabei sind drei unterschiedliche Varianten möglich:
- Rein digitale, virtuell ausgeführte Meetings und Workshops (online): Dabei sind alle Teilnehmenden online an einem Computer (oder Mobiltelefon).
- Traditionelle, vor Ort durchgeführte Meetings und Workshops (mit physischer Präsenz): Alle Teilnehmenden sind vor Ort im selben Raum physisch präsent.
- Hybride Meetings und Workshops: Ein Teil der Teilnehmer ist vor Ort (onsite) und der andere Teil nimmt remote (virtuell) teil. Analoge und digitale Elemente werden kombiniert (vgl. auch ARDO-Modell.
Gerade auch das Projektcontrolling sollte sich seiner Rolle bewusst sein, für ein optimales Umfeld für die Projektdurchführung zu sorgen. Dazu gehört auch die Wahl der geeigneten Interaktionsformate. Viele der bisher traditionell, also mit physischer Präsenz, durchgeführten Projektmeetings könnten ohne erhebliche Qualitätseinbußen rein online durchgeführt werden. In manchen Fällen ist auch eine Kombination besser (hybride Meetings oder Workshops).
Während der Corona-Krise wurde diese Entscheidung von außen vorgenommen und alle Meetings und Workshops mussten online (rein digital, virtuell) durchgeführt werden, mit der Folge, dass nur übrig blieb, das Beste daraus zu machen. Nach der Corona-Krise kann diese Entscheidung aktiv selber getroffen werden. Diese Entscheidung sollte die Aspekte der Zeit, Kosten und Qualität (Zielerreichung) betrachten.
Für die Entscheidung können folgende Kriterien helfen:
- Meeting-Typ;
- Workshop-Typ;
- Teilnehmer;
- Zeitdauer (Verhältnis Anreisezeit zu Interaktionsdauer);
- Moderator und Erfahrungen.
Die folgende Tabelle gibt ein Anhaltspunkt, um die Entscheidung zu erleichtern.
Durchführungsart und Entscheidungskriterien |
Rein digitale, virtuelle (online) Meetings und Workshops |
traditionelle, vor Ort Meetings und Workshops |
Hybride Meetings und Workshops |
typischerweise Remote, Digital |
typischerweise Analog, Onsite |
gesamtes ARDO-Feld |
Meeting-Typ |
Einfache Projekt-Entscheidungsmeetings |
Wichtige Projekt-Entscheidungen Komplexe Themenstellungen |
Wichtige Projekt-Entscheidungen Komplexe Themenstellungen mit Einbezug externer Experten und/oder virtuellen Teilnehmern (TN) |
Strukturierte Präsentationen (1 to many), z. B. Statusmeetings, Informationsmeetings |
(Chaotische oder Ad-hoc-Diskussionen ohne Agenda (sind sowieso zu vermeiden)) |
Projektmeetings mit den Entscheidern vor Ort und den Inputgebern oder Zuhörern remote Präsentationen, wenn nicht alle TN vor Ort sein können |
Workshop-Typ |
Workshops mit wenigen Teilnehmern (<7) oder sehr vielen Teilnehmern (>30) in vordefinierten Untergruppen |
Workshops in größeren Gruppen, die situativ aufgeteilt werden (ca. 7–29) |
Workshops mit virtuellen Teilnehmern In größeren Gruppen, die vorab schon aufgeteilt werden |
Workshops mit klarer Struktur, Ablauf und Templates, gut planbar |
Flexible Struktur erforderlich Keine Templates, offene Diskussion |
Workshops mit definiertem Ablauf, der situativ angepasst werden kann Templates definiert |
Workshops zur Ideenfindung mit Post-ist |
Workshops mit physischen Modellen, Prototyping zur kreativen Problemlösung |
Workshops mit physischen Modellen übertragen per Video. Erfahrungen per Video teilen/beobachten. Teilweise digitales Prototyping zur kreativen Problemlösung |
Teilnehmerinteraktion |
Teilnehmer kennen sich bereits gut. Vertrauen vorhanden |
Teilnehmer kennen sich weniger gut. Kennenlernen und Vertrauensaufbau wichtig |
Teilnehmer kennen sich teilweise. Verbindung vertiefen |
Kommunikation zwischen den Teilnehmern nicht wichtig |
Soziale Interaktion zwischen den Teilnehmern wichtig |
Soziale Interaktion zwischen den Teilnehmern teilweise wichtig |
Zeitdauer (Verhältnis Anreisezeit zu Interaktionsdauer) |
Lange Anreisezeiten |
Kurze Anreisezeiten. Teilnehmer sind bereits vor Ort |
Einige Teilnehmer mit längerer Anreise nehmen virtuell teil. Andere Teilnehmer vor Ort |
Kurze Meetings oder Workshops |
Längere Meetings oder Workshops |
Längere Meetings oder Workshops |
Anforderungen an Moderator und Teilnehmer |
Teilnehmer und Moderator sehr erfahren. Viel Erfahrung mit Online-Tools |
Teilnehmer und Moderator wenig erfahren. Wenig Erfahrung mit Online-Tools |
Teilnehmer und Moderator sehr erfahren. Erfahrung mit Online-Tools. Ggf. mit Co-Moderator |
Infrastruktur vorhanden und getestet |
Infrastruktur, Netzwerkanbindung fraglich |
Infrastruktur vorhanden und getestet |
Tab. 4: Entscheidungstabelle für rein digitale, traditionelle vor Ort oder hybride Meetings und Workshops
Auch wenn von der logischen Entscheidung her ein analoger Workshop bevorzugt wäre, ist davon auszugehen, dass in Zukunft aus verschiedenen Gründen die Workshops hybrid durchgeführt werden müssen.