Frank Zimmermann, Rosemarie Pichler
Zusammenfassung
Viele Unternehmen können keine exakten Aussagen über die Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmensbereiche treffen, da diese Teilbereiche oft nicht klar strukturiert bzw. Leistungsbeziehungen zwischen den Bereichen nicht ausreichend definiert sind.
Bei Unternehmen innerhalb eines Konzernverbunds kommen häufig Konzernvorgaben für deren Steuerungssicht hinzu, die bei einer Neustrukturierung bedacht werden müssen. Eine dezentrale Bereichsergebnisrechnung muss demnach komplementär zur Steuerungslogik des Konzerns sein.
Dieser Beitrag zeigt am Beispiel der Demag Cranes AG eine umfassende Methodik zur Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung. Deren Ausgangspunkt liegt in der Analyse und Neugestaltung der Unternehmensstruktur und berücksichtigt gleichzeitig eine spätere Implementierung in der ERP-Standardsoftware von SAP.
1 Die Demag Cranes AG
Weltweit führender Anbieter von Kran- und Hafentechnologien
Die Demag Cranes AG ist einer der weltweit führenden Anbieter von Industriekranen, Krankomponenten, Hafenkranen und Technologien zur Hafenautomatisierung. Services, insbesondere Instandhaltung und Modernisierung, sind ein weiteres Kernelement des Leistungsspektrums. Im Geschäftsjahr 2008/2009 erwirtschaftete das Unternehmen mit knapp 6.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,05 Mrd. EUR. Mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes (546 Mio. EUR) steuerte das Segment Industriekrane bei, die Segmente Hafentechnologie und Services trugen 204 Mio. EUR respektive 298 Mio. EUR zum Gesamtumsatz bei.
Der Konzern Demag Cranes befindet sich nach dem Börsengang von 2006 zurzeit in einer fortschreitenden Phase der Integration. Konzernweite Funktionen wie z. B. Controlling, IT und Buchhaltung werden zukünftig als "Shared Services" aus der Zentrale heraus geleistet. Aus dieser Zielsetzung ergab sich u. a. die Notwendigkeit, die Methodiken im Controlling konzernweit zu vereinheitlichen. In diesem Kontext steht die Einführung einer neuen Bereichsergebnisrechnung.
Konzeption der Bereichsergebnisrechnung anhand eines Pilotprojekts
Als komplexeste Einzelgesellschaft im Konzern wurde die Demag Cranes & Components GmbH mit Sitz in Wetter an der Ruhr für die Pilotierung der Bereichsergebnisrechnung ausgewählt. Die am Beispiel der Demag Cranes & Components GmbH entwickelte Systematik soll nach der Umsetzung sukzessive auf alle Gesellschaften im Konzern ausgerollt werden. Im Folgenden erläutern wir die Konzeption der Bereichsergebnisrechnung anhand des Pilotprojekts Demag Cranes & Components GmbH. Das Unternehmen ist in den Segmenten Industriekrane und Services tätig.
2 Motivation und Zielsetzung der Bereichsergebnisrechnung
Komplementäre Bereichssicht zur Konzernsicht
Die Managementberatung Horváth & Partners wurde im April 2008 damit betraut, eine Bereichsergebnisrechnung für die Demag Cranes & Components GmbH zu konzipieren. Zusätzliche Anforderung war, das Konzept später in einer SAP-systemgestützten IT-Landschaft umzusetzen.
Mit der Einführung einer Bereichsergebnisrechnung in der Demag Cranes & Components GmbH wird auch die Steuerungslogik des Unternehmens neu definiert: Teilbereiche erhalten Entscheidungsgewalt und Ergebnisverantwortung. Die besondere Herausforderung liegt dabei in der Art, wie die Demag Cranes & Components GmbH in den Konzern Demag Cranes AG eingebunden ist.
Da die GmbH im Konzern eine sehr bedeutende Rolle spielt, ist die Steuerungslogik so zu gestalten, dass sie der bestehenden Steuerungslogik des Konzerns nicht widerspricht, sondern diese vielmehr komplementär integriert. Dies gilt umso mehr, da die Bereichsergebnisrechnung in der Folge auf alle Gesellschaften im Konzern ausgerollt werden soll.
Wir betrachten die Konzeption hier aus dem Blickwinkel einer Abstimmung der Steuerungslogiken von Konzern und Tochtergesellschaft und ergänzen sie um eine Beschreibung der Umsetzung im SAP-ERP-System.
3 Konzeption der Bereichsergebnisrechnung
Ausgangspunkt: Analyse der Organisationsstruktur
Für die Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung für die Demag Cranes & Components GmbH wurde ein sehr umfassender Ansatz gewählt. Ausgangspunkt ist die Analyse der vorhandenen Organisationsstruktur der Demag Cranes & Components GmbH. Zu prüfen ist, ob die Teilbereiche geeignet sind, die Leistungserstellung des Unternehmens optimal zu gestalten, und ob sie gleichzeitig die Möglichkeit bieten, die Steuerungssicht des Konzerns zu integrieren.
Ist dies nicht der Fall, muss die Bereichsstruktur an diese Erfordernisse angepasst werden. Darauf aufbauend werden als Modell zur Analyse und Neudefinition der Teilbereiche die Wertschöpfungskette von Porter und eine darauf aufbauende Werteflussanalyse herangezogen.
Nächster Schritt: Profitcenter bilden
Nach der Definition der Bereiche sind die Profitcenter zu bilden. Hier ist neben den Bereichen wiederum die Steuerungssicht des Konzerns zu berücksichtigen. Ist mit der Ausgestaltung der Teilbereiche und Profitcenter die optimale organisatorische Struktur definiert, können darauf aufbauend Transferpreise zur Bewertung der Leistungsbeziehungen ...