Im Gegensatz zu den statischen Verfahren berücksichtigen dynamische Modelle den zeitlichen Ablauf der Investitionsvorgänge. Zeitliche Unterschiede bei Einnahmen und Ausgaben fließen ebenso wie Zinseszinseffekte in das Ergebnis der Investitionsrechnung ein. Anstatt mit Durchschnittszahlen wird mit exakten Werten gerechnet. Die Anschaffungsausgaben werden zu Beginn der Investitionsperiode voll in die Betrachtungen einbezogen.
Die bekanntesten dynamischen Verfahren sind:
- Kapitalwertmethode
- Annuitätenmethode
- Interne Zinssatzmethode
- Amortisationsverfahren
Bei der Kapitalwertmethode werden die jährlichen Einnahmeüberschüsse bzw. die Unterdeckungen unter Berücksichtigung des Zeitfaktors ermittelt. Die Annuitätenmethode ist im Prinzip eine Variante der Kapitalwertmethode, bei der der Kapitalwert in gleich große jährliche Zahlungen umgerechnet wird. Auch die interne Zinsfußmethode basiert auf der Kapitalwertmethode. Sie errechnet den Zinsfuß, der sich bei einem Kapitalwert von Null ergibt.
Eine häufige Frage im Zusammenhang mit Investitionen lautet, wann das in einer Investition gebundene Kapital in das Unternehmen zurückfließt, das heißt sich amortisiert. Diese Fragestellung wird mit der Amortisationsrechnung gelöst.
3.1 Bedeutung von Investitionsentscheidungen
Investitionsentscheidungen gehören zu den wichtigsten Entscheidungen, die Unternehmer treffen müssen. Deshalb sollten Sie große Aufmerksamkeit auf diese Entscheidungen und deren Vorbereitung richten. In Verbindung mit dynamischen Investitionsrechnungsverfahren werden zeitliche Unterschiede bei Einnahmen und Ausgaben berücksichtigt. Außerdem fließen Zinseszinseffekte in das Ergebnis der Investitionsrechnung ein.
Mit anderen Worten: Anstatt mit Durchschnittszahlen wird mit exakten Werten gerechnet. Dadurch erhalten Sie genauere Ergebnisse als bei statischen Modellen und können die finanziellen Konsequenzen einer Investition besser beurteilen.
In der Praxis sieht das wie folgt aus: Sie betrachten die voraussichtlichen Zahlen für jedes einzelne Jahr der Nutzungsdauer.
Dazu erstellen Sie ein Tabellengerüst und tragen dort in der ersten Spalte Bezeichnungen für Ausgaben, Einsparungen und Einnahmen ein. Für jedes Nutzungsjahr der Investition wird eine eigene Spalte eingerichtet. Diese werden mit den zugehörigen Zahlen für die einzelnen Positionen belegt.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist außerdem, dass Sie die Preissteigerungen im Laufe der Jahre berücksichtigen.
Angenommen Sie planen die Wartungskosten einer Maschine für das erste Jahr in Höhe von 1.000 EUR. Sie gehen von einer jährlichen Preissteigerungsrate von 1,5 % aus. Dann müssen Sie im zweiten Jahr 1.015 EUR für die Wartungskosten ansetzen. Die Wartungskosten für die Folgejahre ergeben sich wie folgt:
2. Jahr: 1.015,00 EUR (1.000 * 1,015)
3. Jahr: 1.030,23 EUR (1.015 *1,015)
4. Jahr: 1.045,68 EUR (1030,23 * 1,015)
usw.
Wenn Sie eine Investition aus Eigenmitteln tätigen, müssen Sie entgangene Zinserträge berücksichtigen. Angenommen, Sie tätigen eine Investition in Höhe von 100.000 EUR. Ohne die Investition hätten Sie Ihr Geld gewinnbringend angelegt. Diese Zinsen und ebenso die Zinseszinsen fehlen Jahr für Jahr auf Ihrem Konto. Deshalb müssen diese Positionen ermittelt und im Rahmen der Rechnung berücksichtigt werden.
Bei einem Zinssatz von 4 % ergeben sich folgende Zinsausfälle:
1. Jahr: 4.000,00 EUR (100.000 * 4 %)
2. Jahr: 4.160,00 EUR ((100.000 + 4.000) * 4 %)
3. Jahr: 4.326,40 EUR ((100.000 + 4.000 + 4.160) * 4 %)
4. Jahr: 4.499,46 EUR ((100.000 + 4.000 + 4.160 + 4.326,40) * 4 %)
Einsparungen, laufende Ausgaben und entgangene Zinserträge werden saldiert. Aus den Zahlen wird für jedes Jahr der Saldo zwischen Kapitaleinsatz und Kapitalrückfluss gebildet:
Einsparungen
./. Laufende Ausgaben
./. Entgangene Zinserträge
= Kapitalrückfluss
Der Saldo aus Kapitaleinsatz und Kapitalrückfluss zeigt die Differenz zwischen Kapitaleinsatz und Kapitalrückfluss. Im ersten Jahr werden Anschaffungsausgaben und Kapitalrückfluss saldiert.
Kapitalrückfluss 1. Jahr
./. Anschaffungsausgabe
= Saldo Kapitaleinsatz/-rückfluss 1. Jahr
Bei einer Anschaffungsausgabe in Höhe von 100.000 EUR und einem Kapitalrückfluss von 30.000 EUR ergibt sich ein Saldo von -70.000 EUR.
-100.000 EUR + 30.000 EUR = – 70.000 EUR
Im zweiten Jahr wird der Saldo des ersten Jahres mit dem Kapitalrückfluss aus dem zweiten Jahr saldiert.
Saldo 1. Jahr
+ Kapitalrückfluss 2. Jahr
= Saldo 2. Jahr
Hier noch einmal die wichtigsten Merkmale dynamischer Rechenmodelle auf einen Blick:
- Es werden alle Zahlungsströme unter Berücksichtigung von Preissteigerungen in die Betrachtungen einbezogen.
- Es werden Zinseszinsen berücksichtigt.
- Es wird die gesamte Nutzungsdauer der Investition betrachtet.
3.2 Praxisbeispiel: Dynamische Investitionsrechnung
Ein mittelständisches Unternehmen plant die Anschaffung einer neuen Fertigungsmaschine (s. Abb. 7). Mithilfe dieser Rationalisierungsinvestition sollen Arbeitsabläufe automatisiert und dadurch der Einsatz von Arbeitskräften reduziert werden.
Abb. 7: Praxisbeispiel für eine dynamische Investitionsrechnung
3.3 Die Projektdaten
Im Zusammenhang mit dem Investitionsprojekt sind folgend...