Aus den beschriebenen Rahmenbedingungen ergeben sich konkrete Anforderungen an die Planungsprozesse und deren Unterstützung durch IT-Lösungen. Diese sollte man sich bei Untersuchung der Potenziale aktueller technologischer Möglichkeiten vergegenwärtigen. Obwohl sie prinzipiell größtenteils für Planung und Budgetierung einerseits sowie Forecast andererseits ähnlich sind und dieser Beitrag nicht immer eine klare Trennung der Gegenstände vornehmen kann, sollen diese bezüglich der jeweils geltenden Anforderungen getrennt betrachtet werden.
2.1 Planung und Budgetierung
Im Rahmen von Planung und Budgetierung ist insbesondere die angestrebte hohe Agilität der Unternehmen bezüglich ihrer Strategien und Marktumfelder sowie die vergleichsweise große Unsicherheit der Entwicklung durch die hohe Volatilität zu betrachten.
Planungslösungen müssen daher einerseits eine deutliche Verankerung der Zielsetzung als Basis des Planungsprozesses gewährleisten, um strategische Initiativen im Rahmen der Planung geeignet zu verankern und andererseits Unsicherheiten einbeziehen, Sensitivitätsanalysen ermöglichen und die simulative Vorwegnahme möglicher Maßnahmen erlauben, um bei großer Unsicherheit sinnvolle zukunftsbezogene Aussagen zu ermöglichen.
Zahlreiche neue strategische Initiativen sowie die gesteigerte Dynamik der Marktumfelder erfordern die Berücksichtigung der jeweils aktuellen Unternehmensziele in der Planung. Selbstverständlich war eine gute Planung schon immer in den Strategieprozess zu integrieren. Die spürbar zunehmende Formulierung qualitativ neuer Ziele stellt für die Integration der Planung mit dem Zielsetzungsprozess aber eine ungleich höhere Herausforderung dar, als dies bei traditionell eher quantitativ formulierten Zielen (bspw. EBIT-Wachstum um x % bei qualitativ ähnlichem Geschäft) der Fall war.
Veränderliche, konzentrierte oder erweiterte Geschäftsfelder erfordern flexible IT-technische Umsetzungen, die mit vertretbarem Anpassungsaufwand auch zukünftig die Planung unterstützen kann.
Die geforderte Flexibilität bezieht sich u. a. auf:
- Den Organisationsbezug der Planung: Beteiligte Organisationseinheiten entfallen, zusätzliche Organisationseinheiten werden am Prozess beteiligt, die Gruppierung prozessbeteiligter Organisationseinheiten wird angepasst – all diese Umstände sollen sowohl in der Planung als auch im Reporting flexibel und schlüssig abgebildet werden können.
- Den Gegenstand der Planung: Planungsinhalte, wie z. B. Kennzahlen, Werttreiber oder Konten, verändern sich mit dem Geschäft und müssen flexibel angepasst werden.
- Szenarien gewinnen mit zunehmender Unsicherheit an Wert und müssen flexibel definiert und ausgeprägt werden können. Dies ist bereits bei der Gestaltung des Planungsprozesses sicherzustellen.
Mit der zunehmenden IT-Nutzung im Privatleben steigen ganz natürlich auch die Ansprüche an die User Experience der Systeme. E-Commerce und Social-Media-Unternehmen konkurrieren darum, ihren Anwendern eine maximal einfache Benutzung ihrer Tools anbieten zu können. Wir als Kunden sind es im privaten Umfeld inzwischen gewohnt, Anbieter auszusortieren, bei denen das Nutzungserlebnis nicht unseren stetig steigenden Ansprüchen gerecht wird.
Diese Entwicklung führt zu einer reduzierten Bereitschaft, im Berufsleben Systeme zu benutzen, die teilweise enorm weit von diesen gewohnten Nutzungserlebnissen entfernt sind und gefährdet mithin die Akzeptanz jener Systeme, die diesem Umstand nicht geeignet Rechnung tragen.
2.2 Forecast
Die gestiegene Volatilität der Märkte bei erhöhter Unsicherheit für die Marktteilnehmer erfordert, dass Forecasts tendenziell häufiger erstellt werden und dabei klare Richtungsaussagen treffen, um kurzfristigen Steuerungsbedarf sichtbar zu machen. Die Bedeutung von Details sinkt in diesem Zusammenhang eher.
Gerade durch die erhöhte Frequenz des Forecastings steht die Kosten-/Nutzen-Relation dabei zunehmend im Fokus. Um die Gesamtkosten des Forecast-Prozesses nicht übermäßig steigen zu lassen, müssen in jeder Forecast-Runde verfügbare Potenziale der Effizienzsteigerung konsequent erschlossen werden.
Mindestens seit zwei Jahrzehnten wird versucht, die Erstellung des Forecasts durch menschliche Anwender mittels statistischer Extrapolationsverfahren geeignet zu unterstützen. Dabei wurden oftmals lineare Extrapolationsverfahren genutzt, die eine relativ primitive Hochrechnung anhand einfacher Trendaussagen (häufig anhand kurzer Referenzzeiträume) in univariaten Verfahren vornahmen.
Inzwischen überbieten sich die Anbieter betriebswirtschaftlicher Standardsoftware darin, die Weiterentwicklungen dieser Verfahren als "Machine Learning"-Ansätze und Teilgebiet der "Artificial Intelligence" zu positionieren.
Tatsächlich erlauben uns heutige Ansätze, anhand einer deutlich vergrößerten Referenzhistorie und multivariater Regression teilweise eine Prognosegüte zu erreichen, die jene des von Menschen erstellten Forecasts signifikant übersteigt.
Extrembeispiele wie Google, die 2018 betonten, den Forecast vollautomatisch errechnen zu lassen, mögen hier...