Prof. Dr. Christopher Zerres, Prof. Dr. Dirk Drechsler
Beziehung zwischen Unternehmens- und Kundenwert
Die Verwendung von wertbasierten Modellen erfordert stets einen Blick auf die Möglichkeiten der Quantifizierung, um den Kundenwert griffiger zu formulieren. Dafür müssen die Komponenten, insbesondere bei kontrollorientierten Ansätzen, stärker differenziert werden (s. Abb. 2).
Abb. 2: Horizontale und vertikale Differenzierung des Kundenwertes
In horizontaler Hinsicht erfolgt eine Unterscheidung zwischen Konzepten, die zunächst die Gesamtheit der Kundenbeziehungen betreffen. Damit ist das Customer Equity gemeint. Stärkere granulare Betrachtungsweisen fokussieren einzelne Kundengruppen bzw. -segmente oder sogar den Einzelkunden selbst. Es ist auch möglich, eine Aggregation der zuletzt genannten zwei Ausprägungen zu berechnen, eine Vorgehensweise, die hier nicht näher verfolgt werden soll. Sofern das Kundenwertkonzept im Sinne des Customer Equity weiter betrachtet wird, kann vertikal in ein Wertkapital, ein Markenkapital und ein Bindungskapital unterschieden werden. Eine Möglichkeit, das Kundenkapital bezüglich des intellektuellen Kapitals noch etwas zu konkretisieren, besteht im RAVETM-Ansatz (Real Asset Value Enhancer). Dieser stellt eine Erweiterung von wertbasierten Modellen wie dem EVATM (Economic Value Added) oder dem CVA-Konzept (Cash Value Added) dar. In Abb. 3 wird zwischen WorkonomicsTM, CustonomicsTM und SupplynomicsTM unterschieden, wobei für unsere Zwecke lediglich der CustonomicsTM-Bereich relevant ist.
Die Kennzahlen CVA oder EVA werden ausschließlich mit Metriken berechnet, die für eine Kundenbetrachtung relevant sind. Die Berechnungsformel lautet
CVA (oder EVA) = (VAC – ACC) × C
Der Wertbeitrag berechnet sich über die Differenz zwischen dem Mehrwert pro Kunde (VAC – Value Added per Customer) und den Kosten für den Kundenerwerb sowie dessen Beibehaltung (ACC – Acquisition and retention Cost per Customer), die dann mit der Anzahl der Kunden (C – Number of Customers) multipliziert wird.
Abb. 3:Das RAVE™-Konzept und seine Bestandteile
Vorschlag zur Berechnung des Markenwertes
Die Kennzahlen EVA/CVA ergeben sich aus der Summe der Teilbereiche und könnten noch um weitere Aspekte erweitert werden, wie z. B. um den Markenwert. Analog dazu könnte eine ähnliche Formulierung rechnerisch konstruiert werden. Wir orientieren uns dabei an der bisher verwendeten Methodik und schlagen folgende Formel vor:
CVA (oder EVA) = (VAB – ACB) × B
Zunächst errechnet man die Differenz zwischen dem Wertbeitrag pro Marke (VAB – Value Added per Brand) und den durchschnittlichen Kosten pro Marke (ACB – Average Cost per Brand) und multipliziert das Ergebnis mit der Anzahl an Marken (B – Number of Brands).
Im ersten Schritt wären aber die Komponenten zur Berechnung der Residualgröße durchgängig für interne Zwecke über eine marketingorientierte Kostenrechnung zu standardisieren. Allerdings bringt eine angemessene Quantifizierung Probleme hinsichtlich der Operationalisierung mit sich. Schließlich bestimmt das Unternehmen individuell, welche historischen und prognostischen Zeiträume Anwendung finden.