Der Eigenkapitalanteil liegt bei drei Unternehmen rund um 30 % (vgl. Abb. 12), was für die von den Unternehmen repräsentierten Unternehmen ein mittlerer Wert ist. Außerordentlich hoch ist der Eigenkapitalanteil bei der Softwareschmiede. Aufgrund hoher Gewinne in der Vergangenheit sind die Rücklagen ständig angestiegen. Dementsprechend niedrig ist der Verschuldungsgrad dieses Unternehmens.
Leverage-Effekt: Für den Fremdkapitalzinssatz wurden fiktive Werte angenommen. Diese scheinen im Augenblick etwas hoch, doch die 4 Fallstudien sollen allgemein gültig sein. Für die Supermarktkette ergibt sich ein negativer Effekt: Der Fremdkapitalzinssatz nach Steuern beträgt (12 % × (1 – 0,25)) = 9 %. Da dieser Zinssatz größer ist als die Gesamtkapitalrentabilität von 8,8 %, würde durch Aufnahme von Fremdkapital die Eigenkapitalrentabilität sinken. Zusammen mit anderen Kennziffern ergibt sich die Empfehlung, die Verschuldung zu senken. Bei den übrigen drei Unternehmen ist der Leverage Effekt positiv, d. h. zusätzliches Fremdkapital wirkt als Hebel für die Eigenkapitalrentabilität.
Die Schuldentilgungsdauer ist vor allem im Vergleich zur durchschnittlichen Abschreibungsdauer interessant. Zu deren Berechnung dividiert man das Anlagevermögen durch die Abschreibung. Am längsten ist die Schuldentilgungsdauer bei der Supermarktkette mit 7,6 Jahren. Dieser Wert liegt jedoch deutlich unter der durchschnittlichen Abschreibungsdauer von 11.9 Jahren. Dieser hohe Wert deutet darauf hin, dass auch Immobilienvermögen zum Anlagevermögen gehört. Die Schuldentilgungsdauern des Anlagenbauers und des Konsumgüterproduzenten sind, obwohl über der Abschreibungsdauer, mit 5 bis 6 Jahren nicht kritisch.
In allen Unternehmen im grünen Bereich, was auf den niedrigen Fremdkapitalanteil zurückzuführen ist. Am längsten dauert es bei der Supermarktkette mit 7,6 Jahren. Obwohl der Wert für die Tilgungsdauer nicht kritisch ist, weist er in Zusammenhang mit dem negativen Leverage Effekt darauf hin, dass ein Abbau der Verschuldung eine sinnvolle strategische Stoßrichtung für die Supermarktkette sein kann.
Eine Ausnahme von diesem günstigen Bild stellt der Konsumgüterproduzent dar. Der Free Cashflow ist wegen der enormen Investitionsquote in diesem Jahr negativ. Allerdings ist kaum anzunehmen, dass die Investitionstätigkeit in allen Jahren gleich ist. Es müsste daher in einer genaueren Rechnung mit dem durchschnittlichen Free Cashflow mehrerer Jahre gerechnet werden.
In einer beneidenswerten Lage befindet sich das Softwarehaus. Das gesamte Fremdkapital könnte binnen kürzester Zeit aus dem Cashflow getilgt werden. Wie durch andere Kennzahlen (Leverage Effekt, Rentabilität) gezeigt, scheint dieses Unternehmen für die hohen Gewinne keine geeignete Verwendung zu haben – sie können nicht mit der gleichen Rendite investiert werden wie das bereits bestehende Kapital. Daher scheint die Auszahlung an die Eigenkapitalgeber (z. B. in Form einer Sonderdividende) im Moment die sinnvollste Lösung zu sein.
Analyse des langfristigen Risikos (Bilanzstruktur) (in Jahren oder dimensionslos) |
Supermarktkette |
Anlagenbauer |
Konsumgüterproduzent |
Softwareunternehmen |
Operativer Cashflow/ Fremdkapital |
0,13 |
0,19 |
0,17 |
0,78 |
Schuldentilgungsdauer (Jahre) |
7,6 |
5,3 |
5,8 |
1,3 |
Durchschnittliche Abschreibungsdauer (Jahre) |
11,9 |
4,0 |
4,5 |
3,0 |
Abb. 12: Langfristige Risikokennzahlen der 4 Fallstudien