2.1 Instrumente der Konzernbilanzanalyse
Rz. 8
Bezüglich einer ausführlichen Darstellung der nachfolgend aufgeführten Instrumente siehe "Bilanzanalyse in der HGB- und IFRS-Rechnungslegung", da diese Instrumente zur Bilanzanalyse von Einzelabschlüssen grundsätzlich ebenfalls bei Konzernen zur Anwendung kommen:
- Strukturelle (Umgruppierung, Neubildung, Aufspaltung, Saldierung) und materielle Aufbereitungsmaßnahmen (Vermögens-, Fremdkapital-, Eigenkapital-, Ergebnisbereinigung) der zur Verfügung stehenden quantitativen Daten,
- Kennzahlen und Kennzahlensysteme,
- Betriebswirtschaftliche Vergleiche, wobei im Rahmen der Konzernabschlussanalyse grundsätzlich Zeit-, Unternehmens- und Soll-Ist-Vergleiche im Vordergrund stehen,
- Prognose-, Planungs- und Simulationsmodelle,
- Mathematisch-statistische Methoden und Modelle,
- Computergestützte Anwendungen.
Um den konzernspezifischen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, sind die Instrumente der Jahresabschlussanalyse im Hinblick auf inhaltliche und methodenmäßige Besonderheiten der Konzernabschlussanalyse jedoch umzuformen bzw. zu erweitern.
Rz. 8a
Darüber hinaus kann der Konzernabschluss allerdings auch in eine erweiterte Analyse einbezogen werden. Auf Grund der Komplexität der fiktiven rechtlichen Einheit Konzern sollte sich nicht nur auf den Konzernabschluss beschränkt werden. Vielmehr könnten neben dem Gesamtkonzernabschluss die Jahresabschlüsse besonders relevanter Konzernunternehmen, d. h. in der Regel zumindest des Mutterunternehmens, sowie eventuell freiwillig erstellte Teilkonzernabschlüsse analysiert und im Vergleich zueinander ausgewertet werden, um das Informationspotenzial der Rechnungslegung von Konzernen möglichst umfassend auszuschöpfen. Allerdings ergeben sich u. U. durch die Anwendung unterschiedlicher Rechnungslegungsnormen im Einzel- und Konzernabschluss zunehmend Einschränkungen in der Vergleichbarkeit der Daten aus Einzel- und Konzernabschlüssen. Dennoch bietet eine in dieser Weise ausgestaltete Abschlussanalyse über die isolierte Betrachtung des Mutterunternehmens und des Gesamtkonzerns hinaus wesentliche Einblicke in die Strukturbesonderheiten und Rollenverteilungen im Konzern. Dies betrifft auch die Aufgabenteilung zwischen Konzernabschluss und Einzelabschlüssen dahingehend, dass dem Konzernabschluss primär eine Informationsfunktion zukommt, während die Einzelabschlüsse darüber hinaus die Grundlage für Besteuerung, Ausschüttung und Haftung darstellen.
2.2 Grenzen der Konzernbilanzanalyse
Rz. 9
Es ist jedoch geboten, sich an dieser Stelle über die Grenzen und Schwierigkeiten einer externen Konzernabschlussanalyse Gedanken zu machen, denn nur wenn man die Grenzen, Probleme und möglichen Fehlurteile im Auge behält, kann man die durch den Einsatz des bilanzanalytischen Instrumentariums zu gewinnenden Erkenntnisse richtig werten und einschätzen.
Grenzen der externen Konzernabschlussanalyse sind durch folgende Ursachen bedingt:
- Enger Konzernbegriff: Handelsrechtlich wird nur ein Über-Unterordnungskonzern abgebildet, bei der das Mutterunternehmen bei mindestens einem Tochterunternehmen eine Beherrschungsmöglichkeit hat und gleichzeitig kein Einbeziehungswahlrecht besteht. Somit werden etwa Gleichordnungskonzerne oder in Personalunion geführte Unternehmen gar nicht als Konzern abgebildet und können somit auch nicht zusammengefasst analysiert werden.
- Mangelhaftigkeit der Informationsquellen: Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechte oder sogar das Unterlassen von Bilanzierung bestimmter Positionen in Konzernbilanz und Konzern-GuV, z. B. Nichtaktivierung selbst geschaffener immaterieller Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, ermöglichen den Ansatz unterschiedlicher Werte. Die Kenntnis der Gestaltungsmöglichkeiten kann teilweise im Rahmen von Korrekturen durch Bilanzanalysten rückgängig gemacht werden.
- Unvollständigkeit der Informationsquellen: Konzernbilanz und Konzern-GuV liefern nur quantitative Informationen. Wesentliche qualitative Aspekte, wie z. B. die Qualität des Managements und der Mitarbeiter, die Qualität und die technologische Reife der Produkte u. a., sind oft gar nicht vorhanden oder nur indirekt über die Analyse des Konzernlageberichts ableitbar. Erschwert werden Analysen ebenfalls durch eine unzureichende Differenzierung bzw. zu starke Aggregation gerade bei Konzernabschlüssen. So werden häufig Summenabschlüsse nicht offengelegt und einzelne Entwicklungstendenzen kaum dargestellt.
- Mangelhafte Zukunftsbezogenheit: Konzernabschlüsse sind vergangenheitsorientiert. Ihre Daten beziehen sich auf einen abgeschlossenen Zeitraum der Vergangenheit, die Aussagen über die zukünftige Entwicklung des Konzerns nur unter der Annahme erlauben, dass eine in der Vergangenheit erkennbare Tendenz sich in der Zukunft fortsetzt. Der Konzernlagebericht wird im Falle seiner Publizität bislang häufig als "Marketinginstrument" genutzt und beinhaltet nur begrenzte Angaben zur Zukunft. Allerdings hat die Durchsetzung von DRS 20 bei Aufstellung und Prüfung sowie nun auch mit der Umset...