Ralf Noffke, Ole Schieffer
Zusammenfassung
- Die Konzernberichterstattung ist im Zuge sich stetig weiterentwickelnder Regulationen und Rechnungslegungsanforderungen einem ständigen Wandel unterworfen.
- Daraus ergibt sich die Frage, wie Unternehmen die Konzernberichterstattung trotz neuer regulatorischer Anforderungen effizient gestalten können und so langfristig einen Mehrwert für die Ansprüche aller Stakeholder-Gruppen schaffen.
- Dazu werden ausgewählte, inhaltliche Anforderungen aus ESG- und BEPS-Reporting aufgegriffen und Lösungsansätze aufgezeigt.
- Die mitgegebenen Inhalte sind jedoch für jede Berichtsform abstrahierbar und somit auch für diejenigen Unternehmen bzw. Konzerne relevant, die (noch) nicht unmittelbar von BEPS – und ESG-Anforderungen betroffen sind.
1 Einleitung und Motivation
Die Erfassung und Offenlegung von Daten für die Finanzberichterstattung stellen zahlreiche Unternehmen vor große Herausforderungen. Das Konzern-Reporting wird durch neue Anforderungen an die Berichterstattung über die Einhaltung der globalen Mindestbesteuerung (BEPS Pillar II) sowie Nachhaltigkeit, Soziales und Unternehmensführung (ESG) erweitert. Die Vernetzung der finanziellen und nicht-finanziellen Informationen wird zunehmend relevant für die Öffentlichkeit und erzeugt damit zusätzliche Komplexität.
Multinationale Konzerne sind mit komplexen, externen Berichtsanforderungen konfrontiert, die zusätzlich zu den internen Anforderungen zur Erzeugung wirksamer Steuerungsinformationen bedient werden müssen. Die Anforderungen an eine moderne Konzernberichterstattung werden dabei durch unterschiedliche Treiber beeinflusst. Dies sind einerseits externe Treiber wie beispielsweise
- voranschreitende Digitalisierung,
- sich kontinuierlich weiter entwickelnde ERP-Systeme und
- Entwicklungen im Bereich KI & Analytics.
Andererseits wirken interne Treiber auf die Berichtsanforderungen wie
- sich wandelnde Geschäftsmodelle sowie
- erhöhte Nachfrage interner und externer Stakeholder nach mehr und detaillierteren Informationen.
Eine weitere Herausforderung zur Bewältigung des finanziellen und nicht-finanziellen Reportings besteht aktuell darin, die bestehenden sowie neue Anforderungen möglichst zeitnah und effizient umzusetzen. Die bevorstehende Implementierung von BEPS Pillar 2 sowie die Umsetzung der ESRS (European Sustainability Reporting Standards) für die ESG-Berichterstattung in der EU erzeugen einen zeitlichen Druck parallel zur bestehenden Finanzberichterstattung für die betroffenen Unternehmen. Gleichsam sinken die Schwellenwerte für das ESG-Reporting und sorgen dafür, dass zukünftig mehr Unternehmen von der Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen sein werden.
Beobachtungen im Rahmen empirischer Untersuchungen unterstreichen dies. Gemäß einer Horváth-Befragung von mehr als 100 Unternehmen im Juni 2023 gab nur jedes zehnte der befragten Unternehmen an, sich – sowohl inhaltlich als auch technisch – ausreichend auf die steigenden Berichtsanforderungen im Zusammenhang mit ESG und BEPS Pillar 2 vorbereitet zu fühlen.
Dies zeigt, dass umfangreiche Transformationsprozesse im Konzernberichtswesen notwendig und an der Zeit sind, um Unternehmen auf neue Anforderungsportfolien vorzubereiten. Die Prozesse müssen so aufgesetzt werden, dass alle relevanten Funktionen innerhalb der Organisation Teil der Transformation werden, um das Berichtswesen im Konzern neu auszurichten.
In fünf Thesen soll nun gezeigt werden, wie Unternehmen im Rahmen neuer regulatorischer Anforderungen die Konzernberichterstattung effizient gestalten können.
2 Erweitertes Konzernberichtswesen erfordert mehr Integration durch Transformation
These 1: Zunehmende Breite und Tiefe im Konzernberichtswesen erfordert mehr Integration durch Transformation
Die Sicherstellung der Compliance mit neuen Regelwerken wie z. B. BEPS Pillar 2 oder mit den Anforderungen der ESRS legt eine zeitnahe "Neugestaltung" und Verzahnung des Konzernberichtswesens nahe. Damit wird das Berichtswesen sowohl breiter als auch tiefer. Die zunehmende Breite ergibt sich aus der wachsenden Diversität der Berichtsformate für Konzerne (GAAP, ESRS, BEPS, etc.). Gleichzeitig ist eine zunehmende inhaltliche Tiefe zu beobachten, um sowohl Konformität mit den regulatorischen Anforderungen sicherzustellen als auch die Informationsbedürfnisse der internen Entscheidungsträger zu befriedigen.
Ein dergestalt tieferes Berichtswesen beschreibt in diesem Zusammenhang konkret die Erstellung zunehmend detaillierter und mehrdimensionaler Berichte für die Unternehmenssteuerung. So werden neben der externen Berichterstattung (Konzernabschluss, Nachhaltigkeitsbericht und/oder Public Country by Country Reporting oder BEPS Pillar 2) zur Steuerung relevante Sichten in unterschiedlichen Dimensionen über den Konzern hinweg vom Management gefordert. Dies kann beispielsweise durch eine interne Marktergebnisrechnung nach Business Units, Regionen oder Produktgruppen geschehen, oder durch die Berechnung von KPIs pro Management-Sicht, deren Kalkulationslogik sowohl GuV- als auch Bilanzpositionen berücksichtigt.
Um die beiden Zieldimensionen "Breite" (s. Abb. 1) und "Tiefe" (s. Abb. 2) parallel b...