Dipl.-Wirt.-Ing. Claus Michael Wiegels
2.1 Externe Anforderungen
Fiktion des Einzelunternehmens
Aus externer Sicht dient der Konzernabschluss dazu, die wirtschaftliche Lage eines Konzerns so zu vermitteln, als sei er ein einzelnes Unternehmen. Konzerninterne Geschäftsbeziehungen sind dementsprechend zu eliminieren. Das Rahmenwerk, innerhalb dessen die Erstellung zu erfolgen hat, wird durch die jeweils anzuwendenden Rechnungslegungsstandards definiert. Neben lokalen Standards wie dem HGB in Deutschland, dem UGB in Österreich und der Swiss GAAP FER in der Schweiz werden auch internationale Standards wie IFRS sowie bereichsspezifische Standards wie IPSAS bzw. EPSAS für den öffentlichen Sektor genutzt. Während bis vor ein paar Jahren die Bedeutung der internationalen Standards stetig zunahm, ist derzeit zu beobachten, dass aufgrund der Regeldichte der internationalen Standards die lokalen Vorschriften bei Konzernen wieder beliebter werden. Dies gilt aber lediglich für Konzerne, die nicht verpflichtet sind, die internationalen Standards anzuwenden.
2.2 Anforderungen des Controllings
Harmonisierung durch IFRS 8
In vielen Konzernen sind integrierte Steuerungssysteme im Einsatz, mit denen auch die internen Berichtsanforderungen im Rahmen der Konzernsteuerung abgedeckt werden. Nicht zuletzt haben die Anforderungen des IRFS 8 zu einer Harmonisierung des internen und externen Konzernberichtswesens geführt. Dabei gehen die Anforderungen des Controllings hinsichtlich der Granularität der Berichtsobjekte häufig über die Anforderungen des externen Rechnungswesens hinaus. Neben den extern zu berichtenden Segmenten sind oft auch weitere Berichtsobjekte wie Business Units oder Profit Center darzustellen. Ferner sind neben Istdaten weitere Datenkategorien wie z. B. Plan- und Vorschaudaten in den Systemen abzubilden, bei denen zunehmend auch konzerninterne Geschäftsvorfälle (Intercompany) auf Ebene des Geschäftspartners separat ausgewiesen werden, um einen detaillierten Wertefluss darstellen zu können.
Eliminierung von Berichtsobjekten
Wichtig ist, dass insgesamt ein Informationsmodell verwendet wird, das den Bedarf hinsichtlich aller Informationsobjekte darstellt und gleichzeitig die erforderliche Flexibilität sowie die Effizienz der Datenbereitstellung sicherstellt. Solange auf Ebene der internen Berichtsobjekte keine Eliminierungen erforderlich und auch keine vorzutragenden Bilanzinformationen abzubilden sind, ist dies i. d. R. gut umsetzbar. Sobald hier der Bedarf an eine entsprechende Eliminierung interner Geschäftsvorgänge oder der Abbildung von vorzutragenden Bilanzinformationen besteht, steigt die Komplexität deutlich an. In der Praxis wird dies dann auch als Matrixkonsolidierung bezeichnet (hierzu s. Abschnitt 4.1).
2.3 Strukturelle Anforderungen
Das Thema Konsolidierung ist zumeist in eine Gesamtarchitektur der Konzernsteuerung eingebettet, die u. a. über die Berichtsobjekte wie z. B. Gesellschaften, Business Units und Segmente und über die Datenkategorien wie z. B. Ist-, Plan- und Vorschaudaten definiert wird. Wenn es um die Gestaltung von entsprechenden Architekturen geht, sind daher nicht nur Prozesse und Systeme betroffen, sondern auch Organisationsstrukturen.
Abbildung von Teilkonzernen
Eine typische Frage ist, wie Teilkonzerne in einem Konsolidierungssystem einbezogen werden sollen. Dabei können zwei grundsätzliche Vorgehensweisen unterschieden werden:
- Zum einen können Teilkonzernabschlüsse dezentral vorkonsolidiert und anschließend als einzelne Meldeeinheit einbezogen werden. In diesem Fall spricht man von einer Stufenkonsolidierung.
- Zum anderen können alle Einzelgesellschaften sowie sämtliche Teilkonzerne zentral im Rahmen des Hauptkonsolidierungsprozesses simultan konsolidiert werden.
In der Praxis gibt es auch den Fall, dass ein Teilkonzernabschluss separat erstellt wird und bei der Erstellung des übergeordneten Konzerns die Einzelgesellschaften des Teilkonzerns und nicht der Teilkonzernabschluss einbezogen werden.
Integration von Teilkonzernen
Aus den Gesichtspunkten der Transparenz, Abstimmbarkeit und Geschwindigkeit ist die vollständige Integration eines Teilkonzerns in das zentrale Konsolidierungssystem der Konzernmutter i. d. R. vorteilhafter. Beispielhaft kann hier ein Konzern aus der Logistikbranche genannt werden, der durch den Erwerb einer weiteren Unternehmensgruppe vor der Fragestellung stand, wie man den erworbenen Konzern inklusive mehrerer hundert Einheiten in die Konzernkonsolidierung einbezieht.
Entscheidender Treiber bei dieser Fragestellung war die Anforderung des Konzerns, ein Steuerungsmodell zu verwenden, welches eine hohe Meldedatengranularität erforderte. Da ein vorkonsolidierter Abschluss diese nicht sicherstellen konnte, entschied man sich, den gesamten Teilkonzern vollständig in das Hauptsystem zu integrieren. Die Herausforderung war dabei, die vielen neuen Meldeeinheiten entsprechend der granularen konzernzentralen Reporting-Logik meldefähig zu machen und die erforderliche Granularität der Meldedaten zu gewährleisten. Hierzu wurde eine technische Individuallösung entwickelt, die die Meldedaten aus den Vorsystemen auto...