4.1 Sinn und Zweck kostenrechnerischer Tätigkeit
Eine Kostenrechnung in kleinen und mittelständischen Unternehmen dient demselben Zweck wie in der Großindustrie, nämlich als internes Kontroll- und Informationsinstrument für die Unternehmensführung. Kaum ein Konzern kann es sich leisten, nicht täglich über den Stand der Kosten, Erlöse, Produktionsabläufe etc. ausreichend informiert zu sein. Wichtige Entscheidungen im Betrieb lassen sich nur aufgrund von kostenrechnerisch relevanten Daten treffen.
Die Hauptaufgabe der Kostenrechnung besteht darin, Informationen bereitzustellen, welche ein zuverlässiges Bild von den wirtschaftlichen Vorgängen des Betriebsgeschehens vermitteln. So wie in den Fertigungshallen eines Betriebes Sachgüter erzeugt werden, so muss auch in der "Dienstleistungsabteilung Kostenrechnung" eine Leistung erstellt werden, nämlich die Produktion von Informationen mit dem Ziel, sie für die Planung, Steuerung und Kontrolle innerhalb des Betriebes zu verwenden. Die Kostenrechnung soll Unterlagen liefern für die Kalkulation und Preisbildung und zur Wirtschaftlichkeitskontrolle.
Kalkulation und Preisbildung
In der Kostenrechnung werden die Kosten erfasst und jedem Kostenträger (Produkt, Leistung) diejenigen Kostenteile zugerechnet, die er verursacht hat (Verursachungsprinzip). Dabei werden innerhalb des Betriebes Strukturen und Abläufe sichtbar gemacht und dem Unternehmer Daten für die Entscheidungsfindung geliefert. Die in der Kostenrechnung erfassten Kosten geben die Unterlagen für die Errechnung der Selbstkosten und ermöglichen eine zielführende Preispolitik:
Inhalte der Preispolitik sind:
- Feststellung der Preisuntergrenzen
- Bestimmung interner Verrechnungspreise
- Lagerbewertung und Bewertung selbst erstellter Anlagen
- Wirtschaftlichkeitskontrolle
4.2 Kostenplanung und Kostenkontrolle
Hier sind vor allem die Entscheidungsgrundlagen für das Planungs- und Kontrollwesen zu erarbeiten, z. B. Kennzahlen zu Verfahrensvergleichen, Unterlagen für die Entscheidung bezüglich Eigenfertigung oder Fremdbezug.
Planung von bei wirtschaftlicher Betriebsführung angemessenen Kosten
Ist einmal bekannt, welche Kosten bei der Erzeugung eines Produktes bzw. bei der Erbringung einer Dienstleistung anfallen, dann können Kosten auch für die Zukunft planmäßig erfasst werden.
Kostenkontrolle
Durch ständigen Vergleich von geplanten ("SOLL") und tatsächlich ("IST") anfallenden Kosten wird das Betriebsgeschehen überwacht. Planabweichungen bieten einen Anlass zu einem ständigen Lernprozess über die Kostenverläufe und das Kostenverhalten im Betrieb. Sie sollen genau überprüft und die gefundenen Abweichungsgründe in der kommenden Kostenplanung berücksichtigt werden.
So kommt es
- zu einer laufenden Verbesserung im betrieblichen Planungsgeschehen,
- zu einem kontinuierlichen Lernprozess über die Kostensituation im Betrieb,
- zu einer ständigen Kontrolle des Erfolges und der Wirtschaftlichkeit der betrieblichen Leistungen,
- zur Feststellung, welche Produkte (Abteilungen) in welchem Ausmaß zum Unternehmenserfolg beigetragen haben.
4.3 Strategische Felder und Liquiditätsplanung
In der Kostenrechnung werden die Relationen zwischen den Kosten und ihren Leistungen analysiert und kontrolliert. Das bedeutet im Klartext: Eine Gewinn- und Verlustrechnung pro Jahr, pro Halbjahr, pro Quartal oder pro Monat verschafft Überblick über den Stand der Dinge. Strukturveränderungen und Kostensenkungsprogramme im Betrieb werden nur dann Erfolg zeigen, wenn diese rechtzeitig eingeleitet werden. Dort, wo Verluste erwirtschaftet werden, sollten geeignete Gegenmaßnahmen rechtzeitig ergriffen werden (GAP-Analyse zur Aufdeckung strategischer Lücken mit entsprechenden Lösungsansätzen).
Die Aussicht auf Erfolg ist nicht gegeben, wenn das Unternehmen erst in schlechten Zeiten anfängt, eine Kostenrechnung einzuführen. Auch die Liquiditätsplanung ist ein Bestandteil der Kostenrechnung. Das Unternehmen gilt dann als ausreichend liquide, wenn es in der Lage ist, jederzeit seinen eingegangenen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Der Liquiditätssteuerung kommt daher eine zentrale Bedeutung für das Fortbestehen des Unternehmens zu, da insbesondere in ökonomischen Krisensituationen existentielle Konsequenzen zu beachten sind. Es reicht hierzu kaum aus, nur den Kontostand im Auge zu behalten.
GAP-Analyse
Versuchen Sie in ihrem Unternehmen, die Zielvorgaben und die gewünschte Entwicklung der Kosten und Erlöse graphisch darzustellen. Gleichzeitig tragen Sie alle Risikofaktoren der nächsten Jahre in diese Grafik ein (Umsatzeinbruch, Mitbewerber, Preisdruck, Imitate etc.). Die Kurven der gewünschten Entwicklung und der voraussichtlichen Entwicklung bei negativem Verhalten gehen auseinander. Die Differenz bildet die strategische Lücke in der Zukunft. Nun gilt es, schon jetzt geeignete Maßnahmen vorzubereiten, damit in diesen Fällen schnell interveniert werden kann. Der kluge Kostenrechner beschäftigt sich schon jetzt mit evtl. Problemen der Zukunft.
4.4 Fragen an die Kostenrechnung
Die Kostenrechnung gehört zu den wichtigsten Entscheidungsgrundlagen der Unternehmensleitung. Beinahe jede Entscheidung im Betrieb wird durch das Abwägen von Kosten u...