Der Anteil der Gemeinkosten an den Gesamtkosten eines Unternehmens ist erheblich. Der Trend zur Nutzung der technischen Möglichkeiten lässt diesen Teil weiter wachsen. Die Nutzung eines flexiblen Fertigungszentrums anstelle mehrerer spezialisierter Maschinen senkt zwar die Gesamtkosten. Die Wartungs- und Betriebskosten können jedoch nicht mehr direkt einem Produkt zugeordnet werden. Ähnliches geschieht beim Einsatz neuer Techniken für die Kommunikation und das Marketing. Mithilfe der Kostenstellenrechnung wird der große anonyme Block der Gemeinkosten zu verantwortbaren Teilen. Damit wiederum ist die Möglichkeit gegeben, die Kosten den Produkten oder Produktgruppen zuzuordnen, Verantwortung zu schaffen und Planungen zu realisieren.
Verteilung von Gemeinkosten
Auch die Gemeinkosten müssen von den erzielten Erlösen bezahlt werden. Daher ist es notwendig, diese soweit als möglich auf die einzelnen Produkte oder Produktgruppen zu verteilen. Geschieht dies mit den Informationen aus dem großen Gemeinkostenblock, kann dies zu einer falschen Verteilung und damit zu falschen Entscheidungen führen.
Vorteile der Kostenstellenrechnung
Das vereinfachte Beispiel eines Unternehmens, das nur ein Produkt herstellt und dieses unter einer eigenen Marke und an eine Handelsgesellschaft, die eine individuelle Marke aufgebaut hat, vertreibt, soll dieses zeigen. Der Erlös für das selbst vertriebene Produkt ist mit 3,50 EUR/Stück wesentlich höher als der mit 1,40 EUR/Stück für die Handelsmarke des Kunden. Dafür sind jedoch auch die Stückzahlen erheblich geringer. Neben den Einzelkosten, die für beide Vertriebswege identisch sind, fallen Gemeinkosten in Höhe von 300.000 EUR an. Diese werden ohne Kostenstellenrechnung entsprechend dem Erlös gleichmäßig auf beide Produkte verteilt.
|
ohne Kostenstellenrechnung |
mit Kostenstellenrechnung |
Produkt |
Eigenmarke |
Fremdmarke |
Eigenmarke |
Fremdmarke |
Stück |
100.000 |
250.000 |
100.000 |
250.000 |
Preis/Stück |
3,50 |
1,40 |
3,50 |
1,40 |
Erlös |
350.000,00 |
350.000,00 |
350.000,00 |
350.000,00 |
Einzelkosten |
100.000,00 |
250.000,00 |
100.000,00 |
250.000,00 |
Gemeinkosten |
150.000,00 |
150.000,00 |
250.000,00 |
50.000,00 |
Stückkosten |
2,50 |
1,60 |
3,50 |
1,20 |
Gewinn / Stück |
1,00 |
-0,20 |
0,00 |
0,20 |
Tab. 1: Gewinnermittlung im Vergleich
Damit wird der Gewinn pro Stück unter Berücksichtigung von Einzel- und Gemeinkosten für die Fremdmarke negativ. Anhand der Kostenstellenrechnung wird jetzt festgestellt, dass ein großer Teil der Gemeinkosten für das Marketing der eigenen Marke und für den Außendienst anfallen. Beide Kostenstellen arbeiten nicht für das Produkt, das über den Großabnehmer vertrieben wird. Demnach fallen für das Produkt der Eigenmarke 250.000 EUR an Gemeinkosten an, für das der Fremdmarke nur 50.000 EUR. Jetzt zeigt sich, dass der Stückgewinn bei der Eigenmarke Null ist und nur die Fremdmarke einen Gewinn erwirtschaftet.
Die Kostenstellenrechnung ermöglicht eine korrekte Zuordnung von Gemeinkosten zu Kostenträgern entsprechend den Leistungen, die diese von den Kostenstellen beziehen. Dies geschieht durch die Ermittlung von Zuschlagssätzen für die Kalkulation.
Verantwortung von Gemeinkosten
Jede Kostenstelle hat einen verantwortlichen Leiter, der durch sein Handeln die dort entstehenden Kosten beeinflussen kann. Damit sind die für das Unternehmen indirekten Kosten für die Kostenstellenverantwortlichen direkte Kosten. An der Höhe dieser Kosten wird der Mitarbeiter gemessen. Das schafft Kostenverantwortung und führt zu Aktivitäten, die eine Reduktion zur Folge haben.
Planung der Gemeinkosten
Durch die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen werden die Parameter, die die Höhe der Kosten bestimmen, bekannt. Es wird möglich, die notwendigen Leistungen der Kostenstellen aus dem Planungssystem des Unternehmens zu berechnen und in Abhängigkeit davon die Kosten der Kostenstellen zu planen. Gemeinsam mit der geschaffenen Verantwortung kann eine Budgetierung der Beträge aufgebaut werden. Die Gemeinkosten werden durch die Kostenstellenrechnung plan- und kontrollierbar.