Eine Untersuchung der Boston Consulting Group zeigte folgende Ergebnisse: Wird die Produktvielfalt um 50 % gesenkt, so steigt die Produktivität um 31 %, die Kosten sinken um 17 %. Eine weitere Reduktion der Teile um 50 % auf nunmehr 25 % führt zu einem Ansteigen der Produktivität um 72 % im Vergleich zum Anfangszustand. Die Kosten sinken nunmehr um 31 %. Der Break-even-Punkt reduziert sich auf unter 50 %.
Infolge technischer und ökonomischer Zwänge werden Artikel und Teile standardisiert bzw. vereinheitlicht. Diese Materialstandardisierung dient zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit, d.h. Senkung der Kosten und Erhöhung der Leistung. Dabei können unterschiedliche Rationalisierungsmaßnahmen getroffen werden. Das wichtigste Instrument der Materialrationalisierung ist die Materialstandardisierung. Sie kann in Normung, Typung und Mengenstandardisierung unterteilt werden.
4.1 Normung
Unter Normung versteht sich die Vereinheitlichung von Einzelteilen durch die Festlegung von beispielsweise Abmessung, Farbe, Form oder Qualität.
Die Normung bringt folgende Vorteile mit sich:
- Vereinfachung der Beschaffung durch leichtere Beschreibung der Teile.
- Kürzere Beschaffungszeiten aufgrund eines höheren Lagerumschlags und damit höhere Vorratshaltung der Lieferanten.
- Kostenreduzierung, da höhere Mengen beschafft und verkauft werden können, was Vorteile im Einkauf und Absatz bringt.
- Leichteres Handling sowohl beim Wareneingang als auch bei der Einlagerung (weniger Prüfgeräte, weniger Lagerplätze).
- Vereinfachung und Kostenreduzierung bei der Distribution.
Normen können unterschiedliche Geltungsbereiche haben. So gibt es internationale Normen, nationale Normen, Verbandsnormen und Werksnormen.
4.2 Typung
Die Typung resultiert aus der Vereinheitlichung ganzer Erzeugnisse oder Aggregate bezüglich ihrer Art, Größe und Ausführung. Im Gegensatz dazu findet die Normung nur für Einzelteile Anwendung. Bei der innerbetrieblichen Typung handelt es sich um die Standardisierung von Erzeugnissen des Unternehmens. Hierbei kann eine Einteilung in Baukästen, Baukastensysteme und sonstige Typenbeschränkungen erfolgen:
- Die Bausteine sind unterschiedlich und zahlenmäßig limitiert.
- Die Bausteine sind mehrseitig verwendbar.
- Bausteine ermöglichen viele Kombinationen.
- Bausteine besitzen einheitliche Passflächen oder Passstellen.
- Es liegt ein hoher Aufwand für Konstruktion und Fertigungstechnik vor.
- Häufig vorkommende Aufgabenstellungen werden systematisiert.
Die überbetriebliche Typung weist folgende Merkmale auf:
- Kooperation branchengleicher Unternehmen (Lkw-Aufsätze);
- Verbandsarbeit (Rationalisierungskuratorium der Deutschen Wirtschaft – RKW);
- Forderung der Großabnehmer ( beispielsweise Behältergröße).
Die Typung führt zu vielfachen Vorteilen:
- Vereinfachung der Lagerhaltung, da weniger Varianten eingesetzt werden;
- Personaleinsparung durch Automation der Fertigung;
- günstigere Beschaffung, weil höhere Mengen standardisierter Teile benötigt werden;
- Vereinfachung des Kundendienstes, da weniger Ersatzteillager und standardisierte Werkzeuge benötigt werden;
- Senkung der Konstruktions- und Fertigungskosten;
- weniger Programmänderungen aufgrund geringerer Anzahl an Typen, wodurch sich Kostenersparnisse ergeben;
- Verringerung der Investitionen;
- Vereinfachung der Verwaltung.
Andererseits bringt die Typung auch Nachteile mit sich:
- Tendenz zu Massenprodukten;
- Hemmung des technischen Fortschritts;
- Beschränkung des Wettbewerbs.
4.3 Mengenstandardisierung
Bei der Mengenstandardisierung handelt es sich um die Normung des Materialbedarfs, mit dem eine sorgfältige Ermittlung der Bedarfe einhergeht. Nach Beendigung des Leistungsprozesses wird ein Soll-Ist-Vergleich des Materialverbrauchs vorgenommen.
Ermittlung des Prognose-Materialbedarfs
Der Weg der Ermittlung zeigt folgendes Schema:
|
Normaler Nettobedarf je Erzeugnis |
x |
Stückzahl |
= |
Netto-Materialbedarf |
+ |
Bruttokorrektur (unvermeidbare Mehrbedarfverschnitt) |
= |
Standard-Materialbedarf |
+ |
Vermeidbarer Mehrverbrauch (unwirtschaftliche Materialausnutzung) |
= |
Prognose-Materialbedarf |