In vielen Branchen, auf die die beschriebene Kostensituation mit einem hohen Anteil an Fixkosten zutrifft, ist es immer wieder zu Umsatzrückgängen gekommen. So fordert die Digitalisierung nicht nur im Einzelhandel ihre Opfer, auch Hersteller und Dienstleister verlieren an Umsatz. Einige Unternehmen sind ganz vom Markt verschwunden, andere haben sogar leichte Umsatzsteigerungen verzeichnen können. Die Produktionsunternehmen müssen im Falle eines Nachfragerückganges die vorhandenen Produktionsanlagen für eine wesentlich geringere Produktion einsetzen. In der Vollkostenrechnung können die notwendigen Preise am Markt nicht durchgesetzt werden, die Teilkostenrechnung muss mit nicht ausreichenden Deckungsbeiträgen auskommen.
Auslastung der Kapazitäten
Sinkende Beschäftigung führt dazu, dass die vorhandenen Kapazitäten nicht mehr ausgelastet werden können. Das kann in manchen Fällen sogar positiv sein. So wird in Zeiten der Vollauslastung an der maximalen Kapazitätsgrenze produziert. Dies ist meist nicht die optimale Beschäftigungssituation. Der Kostenrechner rechnet in seiner Planung in der Regel mit der Normalbeschäftigung. Das ist jener Auslastungsgrad, bei dem die Belastung des Produktionsapparates die optimale Kostenstruktur ergibt. Maschinen und Menschen, die permanent an der Leistungsobergrenze arbeiten, verursachen hohe Kosten durch erhöhten Verschleiss, erhöhten Verbrauch bzw. eine erhöhte Fehlergefahr. Außerdem fehlen bei Maximalbeschäftigung die Reserven, die für die Beseitigung unvorhergesehener Fehler und Störungen und den Ausgleich von Nachfrageschwankungen eingesetzt werden können.
Auch für die Differenz zwischen der Normalbeschäftigung und der maximal möglichen Beschäftigung fallen Leerkosten an. In der Abbildung 1 sind diese durch das graue Dreieck gekennzeichnet. Das ist jedoch gewollt und in den Planrechnungen bzw. den Kalkulationen des Kostenrechners berücksichtigt. Sinkt die Auslastung auf der Kurve der Beschäftigung, so entstehen unerwünschte Leerkosten, die im Extremfall der Nullbeschäftigung die kompletten Fixkosten umfassen.
Abb. 1: Leer- und Nutzkosten
Kann das Unternehmen die Umsatzrückgänge nicht verhindern, so müssen die Leerkosten in der Kostenrechnung ermittelt und in alle Entscheidungen einbezogen werden. Dabei geht es zunächst um die nicht ausgelasteten Maschinen, Gebäude, Fahrzeuge u.Ä. Personalkosten sind zumindest in bestimmten Graden ebenfalls fixe Kosten.