Prof. Dr. Helmut Wannenwetsch
Zur Errechnung der Lieferbereitschaft werden alle sofort ausgeführten Lieferungen addiert. Dies können z. B. alle Ersatzteile sein, die ein Pkw-Hersteller innerhalb von 6, 12, 24 oder 48 Stunden an den Kunden ausgeliefert hat. Diese sofort ausgeführten Lieferungen werden in das Verhältnis zur gesamten Anzahl der Lieferungen in einem bestimmten Zeitraum gesetzt.
Kennzahl muss vorher definiert werden
Die Messzahl, was man also unter sofortiger Lieferbereitschaft versteht, muss vorher festgelegt werden. Bei wichtigen Teilen und schneller Kommissionierung kann die Zeitspanne zwischen Anforderung der Teile und Eintreffen beim Kunden teilweise wenige Stunden betragen.
Der Versandhandel bietet z. B. eine Lieferung der Ware innerhalb von 24 Stunden an. Bei Maschinen, die im Saisonbetrieb laufen, wie z. B. Erntemaschinen, ist ein Ersatz schadhafter Teile ebenfalls innerhalb von 24 Stunden, teilweise innerhalb von 12 Stunden erforderlich. Bei der Anschaffung von Teilen und Maschinen wird oft schon im Vertrag die maximale Zeitspanne für die Lieferung von Ersatzteilen festgelegt. Bei Zeitüberschreitung sind nicht selten hohe Vertragsstrafen vereinbart.
Der Lieferbereitschaftsgrad (LB) errechnet sich aus folgender Formel:
LB = |
Anzahl sofort bedienter Lieferungen |
× 100 |
Anzahl aller Lieferungen |
LB = |
195 |
× 100 = 92,85 % |
210 |
Teile bzw. Produkte, deren Auslieferung außerhalb der definierten Zeitspanne liegt, gelten als nicht sofort ausgeliefert. Im oben angeführten Beispiel kamen 210 Lieferungen zustande. Davon wurden 195 fristgerecht ausgeliefert. Dies entspricht einem Lieferbereitschaftsgrad bzw. einem Erfüllungsgrad von 92,85 %. Dies hat aber auch zur Folge, dass 7,15 % aller Lieferungen nicht fristgerecht geliefert werden können.
In einem Versandhandel mit z. B. 2 Millionen Bestellungen pro Jahr bedeutet dies, dass bei einem Erfüllungsgrad von 92,85 % insgesamt 143.000 Sendungen nicht fristgerecht bzw. nicht vollständig oder teilweise sogar fehlerhaft geliefert werden. Dies kann 143.000 unzufriedene Kunden zur Folge haben. In einem Zeitraum von drei Jahren multipliziert sich diese Zahl auf 429.000 fehlerhafte bzw. nicht vollständig ausgeführte Lieferungen an die Kunden. Der errechnete Lieferbereitschaftsgrad von 92,85 % muss also verbessert werden.
99% als Ziel setzen
Der Lieferbereitschaftsgrad sollte möglichst bei 99 % liegen. Die besten japanischen Unternehmen haben als Zielgröße, dass pro 1 Million Bestellungen maximal 100 Lieferungen fehlerhaft bzw. verspätet ausgeführt werden dürfen – also ein Lieferbereitschaftsgrad von über 99 %.